Ausländerfeindlich?

philantrop
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Ausländerfeindlich?

Beitrag von philantrop »

Guten Morgen,
Ein Menschenfreund wird auch als Philantrop bezeichnet.Oder ist es umgekehrt? Mit diesem Namen möchte ich mich kurz vorstellen: 1952 war ich als kolhuggare für die Höganäs AB in Schweden tätig, um mir
"vor Ort" schwedische Sprachkenntnisse für meinen Beruf als Schiffsmakler anzueignen.Für eine Gehaltsaufbesserung in Deutchland habe ich in den nächsten 3 Jahren in Lübeck und Hamburg Stadtführungen für schwedische Reisegruppen durchgeführt.Ich würde mich daher auch über eine sehr lebhafte Reaktion aus "jüngeren Kreisen" freuen, wenn ich auf diesem Wege versuche, meine schwedischen Sprachkenntnisse vom "ehemaligen Linksverkehr" auch im Schriftverkehr auf den "rechten" Weg zu bringen. Meine Eingangsfrage wäre: Obwohl wir als Deutsche in den ersten Nachkriegsjahren keine gute Presse in Schweden hatten, wurden wir von der Bevölkerung nicht diskriminiert. Selbst der einfache schwedische Grubenarbeiter war den Deutschen gegenüber immer sehr hilfsbereit. Da wir hier in Deutschland glauben, ein "Ausländerproblem" zu haben, würde mich einmal interessieren,ob sich die Einstellung "der Schweden" zum Ausländer von 1952 bis heute geändert hat oder ob "wir Deutschen" vielleicht auf diesem Gebiet etwas der Nachhilfe bedürfen. Du får gärna skriva på svenska. Tack ska du ha. MvH philantrop
Zuletzt geändert von philantrop am 2. März 2010 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Brelinger
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Brelinger »

Hej och välkommen !

Schreibe auf Deutsch, geht schneller und ich kann mich bei diesem - heiklen - Thema genauer ausdrücken.

Lebe seit ca. 3 Jahren in SWE - habe fast ausschliesslich nur schwedische Freunde. Ausländerfeindlichkeit gibt es natürliche auch in SWE. Wie überall anders auch spürt man in der Gesellschaft 2 Dinge recht deutlich:

- Ausländer ist nicht gleich Ausländer (gibt da 1. Klasse, 2. Klasse und so weiter)
- sind die Zeiten schwerer, so kommen doch die Standard Floskeln der "Übervölkerung" schnell mal auf den Tisch.

Insgesamt - das Thema ist zu komplex für ein Forum - würde ich sagen: Ausländer"feindlichkeit" ist eng mit dem Bildungsstand der Einheimischen und Ausländern, kulturellen Gemeinsamkeiten/Nähe der Völker und sozialer Sicherheit des Einzelnen verknüpft.

Ich habe da schon vor Jahren aufgehört über Unterschiede zu diskutieren
- es gibt einfach A****löcher und keine A****löcher
- das hat für mich mit gesundem Menschenverstand und Charakter zu tun, nicht mit Hautfarbe oder Herkunft! :mrgreen:

Cheers, der Brelinger
Das Leben ist ein Match!
Fjällkompis
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Fjällkompis »

Hej, ich habe von keinem Deutschen in Schweden jemals etwas über wie auch immer geartete Äußerungen von Ausländerfeindlichkeit gehört. Viele Schweden verweisen selbst auf die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Schweden. Beide Länder haben ja nun mal eine lange gemeinsame Geschichte (deutscher Einfluss auf die Sprache, deutsche Einwanderer im Mittelalter, die Hanse, deutsche Adlige auf dem schwedischen Thron, Königin Silvia und die schwedische Kolaboration mit Deutschland im Zweiten Weltkrieg...) Dass es in Schweden extrem ausländerfeindliche Rechtsextremisten gibt, ist kein Geheimnis. Aber deren Xenophobie richtet sich wohl vorwiegend gegen Ausländer, denen man es auch ansieht, dass sie ihre Wurzeln nicht in Schweden haben. Dieser rassistische Ausländerhass gründet mitunter auf einer nordisch-völkischen Rassenideologie und da passen die Deutschen als Feindbild nicht so recht rein, denn auf diesem Gebiet haben wir (bzw. unsere Großeltern) "Leistungen" erbracht, die uns (hoffentlich) keiner nachmacht. Dass es heute Nazis in Skandinavien gibt, die bekennende Hitler-Fans sind ist auch nicht ganz neu. In diesem Zusammenhang ist auch das Phänomen des Antisemitismus erwähnenswert. Im übrigen: Auch in Schweden gab es mal Gesetze zur "Rassenhygiene" und die offene Sympathie großer Teile der Gesellschaft für Nazideutschland wollte dann nach dem Krieg keiner mehr wahrhaben, das gehört zu den verschwiegenen dunklen Seiten Schwedens. Aber mal abgesehen von diesem Detail der Geschichte und abgesehen von den ganz harten Nazis gibt es in Schweden natürlich auch alltäglichen Rassismus, den vor allem "ausländisch" aussehende Menschen zu spüren bekommen. Ich habe im Fernsehen mal eine Reportage gesehen: ein junger Afrikaner, der gerade in Stockholm angekommen war, wollte eine Wohnung mieten. Er konnte nur Englisch bzw. sein Schwedisch hat für diese Verhandlung nicht gereicht. Die Maklerin hat gesagt, dass hier schwedisch gesprochen wird. Sie hat eingeräumt, dass sie englisch kann und sich trotzdem geweigert, englisch zu sprechen. Vor laufender Kamera! Wenn das kein Rassismus ist, was dann? Warum sollte es in Schweden auch keinen Ausländerhass geben? Xenophobie ist eine - wenn auch schlechte - so doch zutiefst menschliche Sache. Die Aufklärung hat sich bemüht, aber Menschen sind nun mal Menschen. Den Hinweis auf den Zusammenhang zwischen "schlechten Zeiten" und Ausländerhass halte ich grundsätzlich für fragwürdig, denn kein normaler Mensch wird vom gutmütigen Nachbarn zum Ausländerhasser (um es mal zugespitzt zu formulieren), nur weil in Trollhättan gerade mal Pause ist mit Reichwerden. So einfach ist das nicht. Die Schweden sind sich ihres Wohlstands sehr bewusst und die Tendenz, den Rest der Welt für unterentwickelt und primitiv zu halten ist in Schweden weit verbreitet. Ausländerfeindlichkeit ist ein allen Gesellschaften innewohnendes Phänomen, das u.a. abhängig von der Kultur der Selbstkontrolle und vom Grad des zivilisatorischen Entwicklungsstandes unterschiedlich deutlich in Erscheinung tritt. Und vor diesem Hintergrund wäre es sicher falsch, Schweden als ausländerfeindliches Land zu bezeichnen.
Da rief die Sonne: Meine Zeit ist vorüber ...
Da floh auch ich in mein festes Haus ...
philantrop
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von philantrop »

Guten Tag, Fjällkompis,
Deine ausführiche Beschreibung zum Thema Ausländerfeindlichkeit zeigt mir, mit welcher Vielfalt so ein Beitrag behandelt werden kann. Vielen Dank.
Eine Begründung möchte ich jedoch nicht widespruchslos hinnehmen: Ausländerfeindlichkeit ist ein in allen Gesellschaften innewohnendes Phänomen, das u.a. von der Kultur, der Selbstkontrolle und vom Grad des zivilisatorischen Entwicklungsstandes unterschiedlich deutlich in Erscheinung tritt.
Obwohl ich Deutschland durchaus als zivilistorisch hoch entwickeltes Land einstufe, suche ich bis heute nach einer Erklärung für die Verhaltensweise der "Intelligenz" vor 1945.
Die "primitiven" Menschen erhalten doch die Anweisungen zur Durchführung von "intelligenten" Führungskräften.
Aus diesem Grunde bin ich immer wieder für Menschen dankbar, welche für ihre eigenen Ideale selbst ihre Existenz aufs Spiel setzen.
Und dieser Einsatz beginnt bereits in der öffentlichen Diskussion.
Der philantrop dankt dem Fjällkompis
wohni

Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von wohni »

Hallo,
wie seid ihr denn drauf.

MfG Ralf
philantrop
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von philantrop »

wohni hat geschrieben:Hallo,
wie seid ihr denn drauf.

MfG Ralf
Ralf, ich habe das Meinige getan, tun Sie das Ihre.
Habe mich gefreut. philantrop
Fjällkompis
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Fjällkompis »

@wohni/Ralf

Um es mal ganz einfach zu erklären: Wir führen hier einen kleinen landeskundlichen oder von mir aus soziologischen Diskurs. Es geht um das Thema Ausländerfeindlichkeit in Schweden. Alles klar? Danke für Dein Interesse!

@philantrop
Es gibt ein Missverständnis, das ich erstmal korrigieren möchte: nach "Kultur" hatte ich kein Komma gesetzt. Ich meinte tatsächlich "Kultur der Selbstkontrolle" - ein in Schweden hochentwickeltes Phänomen, man könnte es auch Konfliktvermeidung nennen. Der Ausbruch von Ausländerhass hat auch nichts mit dem kulturellen Entwicklungsstand im traditionellen Verständnis zu tun. Wenn es so wäre hätte es in Deutschland niemals so etwas wie den Holocaust geben dürfen. Die große Bestürzung, dass so etwas im Land der Dichter und Denker möglich war, hat ja auch zur Erklärung nicht gerade beigetragen. Mit der Suche nach Erklärungen für den Holocaust haben sich ganze Historikergenerationen beschäftigt. Daniel Goldhagen ("Hitlers willige Vollstrecker") hat in den 90ern eine Interpretation vorgelegt, der ich folge. Ich will und kann das jetzt hier nicht referieren. Zurück nach Schweden: 1. Zehntausende Menschen haben Unterschriften für das Bleiberecht schwer traumatisierter tschetschenischer Flüchtlingskinder gesammelt, das Asylrecht wurde geändert. 2. Anfang der 90er haben sich in den großen Städten Szenen abgespielt, die wir auch aus Deutschland kennen (Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda...): Jagd auf Ausländer. Schweden war damals in einer schweren Krise, rechte Demagogen haben das ausgenutzt. Trotzdem, ich bleibe dabei: Jede Gesellschaft hat immanente Phänomene und dazu gehört (mehr oder weniger latente) Ausländerfeindlichkeit. Niemand wird über Nacht vom zivilisierten Normalbürger zum prügelnden Mob. Das hätten die Nazis nie geschafft: ein ganzes Volk zu Mördern zu erziehen, wenn nicht die Grundlage für die Mord- und Folterlust bereits da gewesen wäre. Die deutschen Polizeibattallione in Polen haben die Juden eifrig ermordet und brutal gefoltert, mehr als ihre Befehlshaber verlangt haben! Das waren ganz normale Polizisten und keine Nazis und die hatten auch keinen Befehlsnotstand. Goldhagen belegt und begründet das sehr ausführlich. Das führt alles ein bisschen weit. Zurück nach Schweden: Seit 600/700 Jahren Einwanderungsland (Deutsche, Finnen, Balten etc.)! Wer hier einwandert wird auch so genannt - nämlich "Einwanderer". Ich hab die Zahl nicht aber ich schätze 1 Millionen sind Einwanderer (von 9 Millionen). Die Gesellschaft hält das aus, es gibt darüber einen allgemeinen Konsens. Ja, es gibt Rassismus, es gibt Hardcore-Nazis und es gab (teils sehr brutale) Übergriffe bis zum Mord. Aber trotzdem: Wir reden hier nicht über Ruanda oder das ehemalige Jugoslawien! Schweden ist immer noch eine offene Gesellschaft, in der Toleranz und Humanität zu den Grundlagen des Selbstverständnisses gehören - wie in Deutschland übrigens auch!
Grüße!
kompisen

P.S. Wie nennt man das hier? Zutexten, oder?
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Amarok
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Amarok »

Hej Fjällkompis,

ich finde deine Ausführungen zu diesem Thema gut. In der schwedischen Literatur und in Filmen ist zum Thema Ausländerfeindlichkeit ja auch einiges zu lesen/zu sehen. In der eigenen Geschichte hat Schweden Rassismus auch mit den Samis praktiziert. Spricht man in Schweden das Thema "Samis" heute an, dann fallen die Antworten nicht ein jedem Fall besonders freundlich aus.

Gruß

Amarok
Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutische Weisheit)
Fjällkompis
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Fjällkompis »

"Spricht man in Schweden das Thema "Samis" heute an, dann fallen die Antworten nicht ein jedem Fall besonders freundlich aus."

Hallo, das ist wahr. Und man staunt, dass Leute, von denen man das nun gar nicht gedacht hätte, merkwürdige Ansichten in dieser Beziehung haben. Andererseits scheint es Konflikte zwischen Sami und "Schweden" zu geben, die sich dem Außenstehenden nicht so ohne weiteres erschließen. Manche Dinge verstehe ich nicht, zumal es mitunter über Andeutungen nicht hinausgeht. Ich bin da als Ausländer auch etwas zurückhaltend und will nicht direkt nachfragen. So erlaube ich mir vorerst kein Urteil darüber.

Alle Menschen werden Brüder (und Schwestern ...)!

Fjällkompis
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torsten1
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von torsten1 »

@Fjällkompis: Ich wäre zu neugierig, um nicht zu fragen. Man kann das ja ganz harmlos klingen lassen - oder so.
Leute mit Mut und Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich. (Hermann Hesse)
Fjällkompis
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Fjällkompis »

"In der eigenen Geschichte hat Schweden Rassismus auch mit den Samis praktiziert."

Seit der Christianisierung der Slawen hat es eine vergleichbar brutale kulturelle Invasion in Europa wohl nicht mehr gegeben. Die Sami wurden erst zu Steuerzahlern gemacht (die mussten zeitweise an drei Finanzämter zahlen: Schweden, Norwegen und Russland...), dann zu Christen. Im Zuge der Ausplünderung der Natur (Felle, Holz, Erz) hat man die Sami gleich mit ausgeplündert. Die Sami wurden gewaltsam zum Besuch des Gottesdienstes gezwungen! Man hat ihnen das Land abgenommen, man hat ihnen die Kinder geraubt, in Internate gesteckt und dort gnadenlos zwangsweise schwedifiziert. Die Sprache war verboten, die Religion verboten. Übertretungen wurden brutal bestraft. Es gab zahlreiche Übergriffe von ethnischen Schweden auf Sami. Zur Zeit der Rassengesetzgebung in Schweden wurden sie als "minderwertige" Rasse diffamiert. Und das ist noch nicht so lange her! Seit 1993(!) dürfen die Sami in Schweden ein eigenes Parlament wählen (Finnland 1973, Norwegen 1989). Und wenn heute ein Sami im Kolt (Tracht) durch Stockholm laufen würde, ich weiß nicht, was da passieren würde...

Ich habe gerade eine ein unscheinbares, aber aufschlussreiches Büchlein auf dem Nachttisch: "Das Volk der Zelte. Ein Sommer in Lappland" von Ester Blenda Nordström, aus dem Schwedischen von Ortrud Freye, Berlin 1927(!) - schwer zu kriegen. Darin schildert die Autorin ihre Zeit als Lehrerin in Lappland (lapplärare - diese Berufsbezeichnung findet man manchmal noch auf einem Grabstein). Sie schreibt einen ethnologischen und doch sehr emotionalen Reisebericht und verteidigt die Lebensumstände der "Lappen" (Körperreinigung, Kindererziehung, Ernährung, Bildung, Schamanismus...), sie kommt ihren Schützlingen und Gastgebern sehr nahe und beklagt anhand eigener Erlebnisse ausdrücklich den Rassismus der Schweden - ist aber selbst nicht vor der Reproduktion von Rassismen gefeit: So werden die Lappen/Sami zwar als gutmütige und liebenswürdige Naturmenschen geschildert, deren einfältiges Wesen eine Ziviliserung aber im Grunde nicht zulässt (und im Interesse der Sami selbst auch als nicht wünschenswert erscheinen lässt). Rassimus muss eben immer auch historisch bewertet werden, da sind wir heute etwas weiter - aber noch lange nicht weit genug!

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Alandica
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Alandica »

Hej Fjällkompis, tolle und sehr informative Beiträge. Das die Sámi unter schwedischer Herrschaft nie eine leichte Zeit hatten, war mir klar. Mich erstaunt aber die Härte, mit der die Schweden gegen die Sámis vorgingen. Während Grönland und die Färöer unter Dänemark und Åland unter Finnland bereits kleine eigene Nationen sind, sind die Sámis bis heute nur eine kleine Minderheit ohne wirkliche Interessenvertreter, geschweige denn mit einer Autonomie. Traurig.
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Sapmi
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Sapmi »

Fjällkompis hat geschrieben:Und wenn heute ein Sami im Kolt (Tracht) durch Stockholm laufen würde, ich weiß nicht, was da passieren würde...
Naja, nicht viel, denn sowas kommt ja heutzutage schon mal vor.
Man darf ja auch nicht vergessen, dass ein nicht unbeachtlicher Teil der Sámi heute in den Hauptstädten lebt. Und zumindest wenn da irgendeine Feierlichkeit oder sonstige Zusammenkunft ist, wird natürlich auch Tracht getragen.

Alandica hat geschrieben:Das die Sámi unter schwedischer Herrschaft nie eine leichte Zeit hatten, war mir klar. Mich erstaunt aber die Härte, mit der die Schweden gegen die Sámis vorgingen.
Doch, das war schon sehr schlimm und ist leider noch lange nicht vorbei, wenn man z. B. an die ewigen Streitereien bezüglich Land- und Weiderechten denkt.

Das (scheinbar) Paradoxe ist: Bei den Sámi geht es ja in Schweden gar nicht um Ausländer, im Gegenteil. Trotzdem führen sich manche Schweden so auf, als sei dies der Fall.

Naja, wie Brelinger schon weiter oben schrieb: "es gibt einfach..." (siehe oben) :mrgreen:
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Fjällkompis »

"Man darf ja auch nicht vergessen, dass ein nicht unbeachtlicher Teil der Sámi heute in den Hauptstädten lebt. Und zumindest wenn da irgendeine Feierlichkeit oder sonstige Zusammenkunft ist, wird natürlich auch Tracht getragen."

Hej, das verstehe ich nicht. Die allermeisten Sami wohnen in kleinen Dörfern. Selbst Jokkmokk, Kautokeino etc. sind doch winzige Nester und da sind die Sami fast unter sich, wenn die Touristen weg sind. In Lappland sieht man eher selten Kolt, dafür Details wie Stiefel, Schmuck - vor allem Armbänder - und natürlich Messer, die Zugehörigkeit signalisieren. Ich meinte ja auch nicht, dass gleich ein Lynchmob loslegt, wenn ein Koltträger auftaucht ... Aber ich kann mir schon vorstellen - und das ist auch nur eine Mutmaßung -, dass es blöde Sprüche gibt, wenn ein einzelner Mensch mit Kolt durch eine schwedische Stadt läuft (Stockholm ist vielleicht schlechtes beispiel..) und nicht eine ganze Festgemeinde, die Carl G. und Silvia auf Skansen einen Joik zum besten gibt ... Denn in dem Fall finden ja alle die Sami voll hipp.

Grüße an alle mit und ohne Kolt!

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Sapmi
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Re: Ausländerfeindlich?

Beitrag von Sapmi »

Fjällkompis hat geschrieben:Hej, das verstehe ich nicht. Die allermeisten Sami wohnen in kleinen Dörfern.
Ich weiß die genauen Zahlen nicht, aber so ganz sicher ist das gar nicht.
In Norwegen soll z. B. die größte Samigemeinde nicht etwa Kautokeino oder Karasjok, sondern Oslo sein.
Und auch in Stockholm leben natürlich recht viele Sámi - also vielleicht eine winzige Minderheit im Vergleich zur Stockholmer Gesamtbevölkerung, aber von allen schwedischen Sámi vielleicht doch nicht so wenig (es gibt da auch einen Verein: http://www.sameforeningen-stockholm.se/" onclick="window.open(this.href);return false;)
In Helsinki gibt's die sog. "City Sámit".
Sámi ist man ja nicht nur, wenn man von Rentierzucht lebt. ;)
Fjällkompis hat geschrieben: In Lappland sieht man eher selten Kolt
Ja, außer eben an Feier- und Festtagen, nicht nur in Lappland, sondern auch in anderen Sámigebieten wie eben vor allem der Finnmark. In so Gegenden wie Kautokeino sieht man auch mal im Alltag vereinzelt insbesondere alte Frauen in Tracht rumlaufen, also ganz so ungewöhnlich ist das auch wieder nicht.
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