Der Debütant Tomas Bannerhed erhält die prestigeträchtigste schwedische Literatur-Auszeichnung, den Augustpreis für das beste belletristische Werk des Jahres. Für seinen Roman „Korparna“ (Die Raben), über eine småländische Bauernfamilie in den Siebzigerjahren, nahm Bannerhed auf der Gala in Stockholm am Montagabend den Preis entgegen. Als beste Fachbuchautorin wurde Elisabeth Åsbrink für ihr Buch über weit verbreitete schwedische Nazisympathien zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ausgezeichnet, den Kinderbuch-Preis erhielt Jessica Schiefauer und der „Kleine Augustpreis“ für Nachwuchstalente ging an Cathrine Bengtsson. Zumal für Thomas Bannerhed ist die Ehre verdienter Lohn für lange Mühen: Insgesamt zehn Jahre lang hat er an „Korparna“ geschrieben.
„So an die drei bis fünf Jahre arbeitete ich Vollzeit an dem Buch“, berichtet der frisch gebackene Starliterat im Schwedischen Rundfunk. „Ich saβ in einem Abrisshaus in Fredhäll in Stockholm und ernährte mich im Wesentlichen von weiβen Bohnen. Und die ganze Zeit dachte ich: Verdammt, es muss einfach gehen, aus der Geschichte, die ich hier habe, etwas richtig Gutes zu machen.“ Der Hintergrund entspricht im Wesentlichen der eigenen Biografie des Autors. Er ist in einer südschwedischen Landwirtsfamilie aufgewachsen. „Aber der Roman an sich ist eher ein psychologisches Drama“, so Tomas Bannerhed. „Er handelt von einem Jungen, der den Umständen ausgeliefert ist und sich ganz stark nach einem anderen Leben sehnt – und vom Vater, dem Bauern, der langsam untergeht, weil er nicht seinen eigenen Weg gegangen, sondern Opfer machtvoller Traditionen geworden ist.“
Peinliches schwedisches Mitläufertum
Den Preis für das beste Sachbuch erhält mit der Journalistin Elisabeth Åsbrink eine streitbare Autorin, die in der gesellschaftlichen Debatte der vergangenen Jahre immer wieder Staub aufgewirbelt hat. So auch mit dem nun aktuellen „Och i Wienerwald står träden kvar“ (Und im Wienerwald stehen noch die Bäume). Ausgangspunkt ist das reale, verbriefte Schicksal des jüdischen Jungen Otto aus Wien, der während der Nazi-Zeit als 13-Jähriger allein nach Schweden kommt. Für Aufsehen sorgten nicht nur neue Angaben über die Nazi-Aktivitäten von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, die offenkundig viel weitergehender waren als bis dato bekannt. Åsbrink hält mit dem Buch dem gesamten Schweden den Spiegel vor: Ein Land, das zwar äuβerlich den schönen Schein der Neutralität wahrte, in der Praxis aber, quer durch politische Parteien, Wirtschaft, Medien und Kunst hindurch, peinlich-übereifrigem Mitläufertum mit den Nazis frönte, nicht zuletzt bei der Hetze gegen Juden. Vorwürfe, sie stelle Schweden allzu hässlich dar, weist die Autorin zurück: „Sicher, es gab humanistische Stimmen, in der Kirche und anderswo. Aber auf die schwedische Politik hatte das keinen Einfluss. Ich wollte das schildern, was Bedeutung erlangte: zum Beispiel die Studenten, die gemeinsam mit Nazis Fackelzüge organisierten gegen das, was man ‚Judeninvasion’ nannte oder ‚Judenimport’. So klang das damals.“
Grenzüberschreitende Entdeckungsreisen
Åsbrinks Buch erzürnt und berührt – täglich, so berichtet sie, bekomme sie Post von Lesern. Åsbrink war denn auch eine heiβe Kandidatin für den Sachbuchpreis gewesen.
In der Kategorie Kinder- und Jugendbuch gewann hingegen relativ unerwartet Jessica Schiefauer mit „Pojkarna“ (Die Jungs), einem verspielten Roman über Bella, Kim und Momo, drei befreundete Mädchen, die Geschlechtergrenzen überschreiten und sich so gegen aufgezwungene Geschlechterrollen auflehnen. Den „Kleinen Augustpreis“, der das beste Buch von insgesamt 600 eingesandten Beiträgen 16- bis 20-Jähriger belohnt, nahm Cathrine Bengtsson für „Kärlekssvetten“ (Liebeschweiβ) entgegen - „ein emotionales Erdbeben für den Leser“, wie die August-Jury urteilte. Künftig sollte man Cathrine Bengtsson im Blick behalten. Der „Kleine Augustpreis“ war schon so manches Mal Auftakt einer vielversprechenden Karriere.
(Quelle: Radio Schweden)
Augustpreis - Beste schwedische Bücher des Jahres gekürt
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