„If voting changed anything, they'd make it illegal.“ - Emma Goldman
vinbergssnäcka hat geschrieben:allerdings ist es ja gerade Sinn und Zweck freier Wahlen, das man sich seine Kriterien selber aussuchen kann...
ein bisschen das, was ich vorher sagen wollte...Gislaveds tjej...
es ist wichtig, das du das machen kannst, was DU für richtig empfindest, auch wenn alle anderen DAS nicht gut finden

Jein. Die Geschellschaft gibt deutlich vor, was ich machen kann und was nicht, auch wenn ich etwas für richtig empfinde, was andere nicht gut heissen. Ansonsten gäbe es u.a. keine Definition von Kriminalität.

Doch zum Glück: Die Gedanken sind frei ...
Ich lehne mich mal gaaaaaaaaaaaaaaanz weit jetzt aus dem Fenster und behaupte: Wer glaubt, frei zu bestimmen und zu wählen, der wird bei entsprechender Suche nach der menschlichen Psyche enttäuscht werden und irrt sich gewaltig, weil wir im Laufe unseres Lebens Schemen erlernt und so verinnerlicht haben, dass diese ständig abgelaufen werden. Nicht umsonst heisst der Mensch auch Gewohnheitstier, ein Schwarz-weiss-denker, der sich nur schwer ändern kann und mag. Was im Kindesalter geprägt wurde, sitzt fest, wenn nicht gerade in der Pupertät dieses kindliche Weltbild kolossal erschüttert wird oder durch andere Katastrophen.
Wir sind ständig von äußeren Einflüssen umgeben und werden durch diese auch stets beeinflusst. Das Gefühl der Selbstbestimmung ist jedoch toll bei einer Wahl, aber auch eine Lüge sich selbst gegenüber.
Ich meine, dass es keine Rolle spielt, welches der beiden Wahlsysteme nun vorherrscht, denn keines von ihnen bietet wirklich eine freie, unabhängige Wahl, sondern hat ihre Tücken gleichermaßen - egal ob da nun Leute sind, die andere mehr oder weniger bedrohen können. Wir wissen um sie nicht, aber wir wissen, dass die Schweden mit ihrem Wahlsystem aufgewachsen sind und damit umzugehen wissen wie wir umgekehrt, da wir es erlernt haben. Es ist nur das eigene Gefühl des Fremden / Unverständlichen, das aus der gewohnten, sicheren Rolle fällt und Unbehagen bereitet. Routine, bekannte Dinge bedeuten unheimlich viel. Sie bedeuten Schutz und geben Sicherheit.
Jedoch ist das hier zu lesene Kopfkino ein gutes Beispiel, wie eingeschränkt doch jene Welt ist. Niemand wagte es nachzufragen, sondern es kommen sogleich die schönsten "Horrorgeschichten" zustande, die unterstellend einen unbekannten Menschen stigmatisieren, ohne dabei auch nur die Wahrheit wissen zu wollen bzw. wie das gemeint sein könnte. Es fällt schlicht aus dem erlernten schwarz-weiss Schema heraus und bereitet Angst. Dagegen muss sich geschützt werden! Aber sehen wir es positiv: Fantasie ist etwas Tolles!
Und es gibt noch mehr Punkte, die mich die Sache ganz relaxt sehen lassen:
Wir sind den ganzen Tag über Manipulationen ausgesetzt. Jeder mag gerne jeden beeinflussen auf irgendeiner Art und Weise und wie auch immer.
Die Politik spielt selbst als Manipulator ganz groß mit. Wahlprogramme werden so aufgesetzt, dass sie nicht nur glaubwürdig, positiv, überzeugend klingen, sondern auch passend auf eine Zielgruppe zugeschnitten sind - obwohl wir wissen, dass nicht alles umgesetzt werden kann und wird, was man da verspricht und sogar oft Veränderungen anschließend eintreten. Der Charakter einer Partei wird so verfälscht, dass wir davon gar nichts mitbekommen. Dahinter sitzen ganz raffinierte Leute, die ihr Fachwerk verstehen wie die Kaufhausdesigner, die dafür sorgen, dass wir mehr einkaufen als notwendig. Selbst die Kandidatenfotos sind keine Zufälle, sondern bis ins kleinste Detail durchdacht, wie bei einem Schokoladenbewerbungsfoto für eine Heiratsannonse in der Zeitung.
Der manipulierbare Faktor "Mensch" wird immer eine berechenbare Rolle spielen. Mehrere Versuche und Studien mit Kindern weisen auf, dass diese zu sehr großen Teilen ein Wahlergebnis richtig wiedergeben konnten. Die kannten nicht das Wahlprogramm, sondern sahen nur ein Foto.

Dass der Reinfeldt es nicht mehr machen würde, war mir aufgrund dieser Studie irgendwie vorher bewusst. Sein Gesicht wirkte traurig und weniger durchsetzungsstark im Gegensatz zu Löfven. Daher mag auch der Kandidat gut ausgewählt sein.
Ein Teil des Geheimnisses liegt darin, dass wir ganz unbemerkt geprägt und manipuliert werden von ganz unterschiedlichen Bereichen: die Familie (wie wir aufgewachsen sind), die Freunde (wie diese sich geben), die Nachbarn (mit eigenen Erfahrungen), der Gesellschaft (Gesetz, Moral etc.), die menschliche Natur (Überlebensinstinkte, Gruppentier, Hierarchiebildung) - ganz ohne Druck.
Man kennt sicherlich das Phänomen: Wenn abertausende Menschen gemeinsam ein Lied singen - egal wie schief ein Einzelner singt -, es kommt immer der richtige Ton und die richtige Melodie dabei heraus.
Letztendlich ist da zu sagen: Ob ich mir da nun einen Kandidaten von einer Partei raussuche, dessen Wahlprogramm das kleinste Übel von allen für mich darstellt, den ich persönlich nicht kenne, sondern nur nach seinem Foto bewerten kann, weil ich glaube, dass er das Ruder stämmt, wird das Wahlergebnis definitiv NICHT verfälschen.
So frei ist gar nicht unsere Entscheidung, sondern hängt von vielen Faktoren ab, die uns im Laufe unseres Lebens geprägt haben und uns zu der Person machten, die wir heute sind. Ich mag es weder nur schwarz noch weiss. Ich mag es bunt!
P.S. Oftmals würde ich viel lieber für einzelne Wahlprogrammpunkte aus den unterschiedlichsten Parteien stimmen wollen, anstatt nur für einen Kandidaten von einer Partei, wo es eh egal ist, welchen man nimmt. Sie kochen leider auch nur alle mit Wasser.