Eigentlich war der Hauskauf so gar nicht geplant...okay, ein bisschen mit dem Gedanken gespielt, uns in Schweden ein (Ferien-)Haus zu kaufen hatten wir, jedoch fanden sich viele vernünftige Gründe dagegen. (Entfernung, Kosten, Anreise...) Trotzdem konnten wir die Finger nicht davon lassen, immer mal wieder bei einschlägigen Immobilienportalen im Internet zu schauen. "Nur mal gucken", lautete unser Mantra.
Im Sommer 2009 machten wir in der Gegend um Kalmar herum Urlaub. Kurz vor unserem Urlaubsantritt hatten wir in einem Internetportal ein Häuschen entdeckt, das wir schön und bezahlbar fanden. Und es war lediglich 2 Stunden Fahrt von unserem Urlaubsort entfernt! Wenn wir doch sowieso grad im Urlaub in der Gegend sind, könnten wir uns das Häuschen doch auch mal ansehen...nur mal gucken!? Gedacht, getan. Wir machten mit den Besitzern, einem älteren deutschen Ehepaar, einen Besichtigungstermin während unseres Urlaubs aus und fuhren hin. "Nur mal gucken!"
Hmmm. Es kam wie es kommen musste. Die ganze Familie verliebte sich Hals über Kopf in ein 100 Jahre altes, hutzeliges Häuschen mit 1600 Quadratmetern Grundstück und Natur drumherum. Ein See in der Nähe, zwei (schwedische) Nachbarn in Rufnähe...wie herrlich! Wir schliefen eine Nacht drüber. Am nächsten Tag riefen wir das Ehepaar an und wiederum einen Tag später saßen wir mit ihnen bei einem Notar/Makler im Nachbarort, um den Vorvertrag aufzusetzen.
Wenige Wochen später - in den Herbstferien - bezogen wir aufgeregt das Häuschen, begleitet mit gemischten Gefühlen und den skeptischen Worten von der Verwandtschaft zu Hause im Kopf! "Weiter weg ging´s nicht?" war noch das harmloseste was wir uns anhören durften. Allerdings waren auch einige Verwandte dabei, die plötzlich ganz spontan mal in Deutschland zu Besuch kamen, scheinheilig nach Fotos vom Schwedenhaus fragten und anschließend mehr oder weniger direkt, ob sie dort mal Urlaub machen könnten...? Ahaa!
Wie gesagt, bis jetzt haben wir das Haus erst ein gutes Jahr. In unserer Abwesenheit kümmert sich ein schwedischer Nachbar darum. Für einen festen Betrag im Jahr mäht er den Rasen (ist ansonsten für uns nicht zu schaffen, da wir keinen Aufsitzmäher vor Ort haben sondern nur einen Benziner, der aber die meterhohe Wiese nicht wirklich packt!) und schaut nach dem rechten. Groß vermieten tun wir das Haus bislang nicht - auch nicht an die liebe Verwandtschaft! -; im nächsten Frühjahr fährt das erste Mal eine gute Freundin von mir hin. Gegen kleines Geld.
Für uns ist es halt keine Kapitalanlage, sondern einfach "unser" Haus. Wir haben dort keinen Fernseher, keine Spülmaschine. Aber gerade deshalb kommen wir komplett runter vom Alltagsstress. Wir gehen früh zu Bett, stehen mit den Vögeln auf, sind tagsüber viel draußen...Im Sommer haben wir ein paar Mal bei unseren Nachbarn gegrillt, das war sehr nett und lustig. Unser schwedischer Nachbar sagte, er fände uns Deutsche ziemlich verrückt, dass wir uns ausgerechnet im "kalten" Schweden (wir reden über Südscheden!) ein Haus kaufen - mitten in der Pampas!
Nein, verstehen können unseren Schwedentick wirklich nicht viele. In der Verwandtschaft haben wir eigentlich nur Mallorcareisende und Kreuzfahrer. Dass die natürlich den Kopf schütteln...-schon klar!

Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.