Langzeitarbeitslose arbeiten gratis

[Karsten]

Seit drei Jahren gibt es in Schweden eine Entsprechung zu dem Phänomen, das in Deutschland „Ein-Euro-Jobs“ genannt wird. Im Rahmen ihrer Arbeitsmarktreformen änderte die bürgerliche Regierung die Regeln für die Ausbezahlung des Arbeitslosengeldes. Ziel war, Langzeitarbeitslose dem Arbeitsmarkt wieder näherzubringen. Als Endpunkt einer Reihe Maßnahmen wurde 2009 eine Arbeitspflicht für diejenigen eingeführt, die weiter Unterstützung brauchen, weil sie dennoch keinen Job gefunden haben. Immer mehr Schweden kommen nun in diese Lage.

Versicherungsgrenze 300 Tage

Nach 300 Tagen Arbeitslosigkeit dreht die Arbeitslosenversicherung den Geldhahn zu. Wer innerhalb dieser Zeit keinen Job gefunden hat, muss sich ans Arbeitsamt wenden und wird ins Projekt „Arbeit und Entwicklung“ eingegliedert. Tut man dies, erhält man 65 Prozent seiner bisherigen Bezüge vom Arbeitsamt und nimmt zunächst an verschiedenen Kursen und Praktika teil, die mit dem Arbeitsleben vertraut machen sollen. Parallel geht natürlich die Suche nach einer regulären Anstellung weiter. Nach rund zwei Jahren, so hatte die Regierung gehofft und prognostiziert, sollten mindestens die Hälfte der Kursteilnehmer Arbeit gefunden haben.

Mehr Betroffene wegen Finanzkrise

Dann kam die Finanzkrise und Ende 2008 eine Welle Entlassungen. Rasch stieg die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld, und immer mehr von ihnen nähern sich jetzt der so genannten dritten Phase des Arbeits- und Entwicklungsprojektes: Um weiter Geld zu erhalten – diesmal vom Sozialamt – müssen sie unbezahlte Arbeiten ausführen. Gill Hagström aus Norrtälje war lange Jahre Grenzpolizistin. Als ihre Einheit vor zwei Jahren umzog, verlor sie den Job. In ihrem Alter eine feste Anstellung an ihrem Wohnort zu finden ist nahezu aussichtslos. Im kommenden Sommer wird die 61-Jährige unbezahlt Gemeindearbeit ausführen müssen: „Ich denke mit Schrecken daran. Ich kann das einfach für mich nicht akzeptieren. Ich werde mich total mies fühlen. Es geht aber nicht nur darum, dass sich die Leute, die so arbeiten müssen, mies fühlen. Das schlimme ist, dass diese Maßnahme den Arbeitsmarkt kaputtmacht.“

Qualität steigernde Tätigkeiten

Arbeitgeber, die einen Langzeitarbeitslosen in Phase drei beschäftigen, müssen weder Lohn noch Arbeitgeberabgaben entrichten. Im Gegenteil, sie erhalten für jeden Beschäftigungstag eine Entschädigung von umgerechnet rund 20 Euro. Im Gegenzug muss die angebotene Beschäftigung „Qualität steigernden Charakter haben und andernfalls nicht ausgeführt werden“, so steht es im Regelwerk. Viele der Phase-3-Beschäftigten arbeiten in Second-Hand-Läden von Wohltätigkeitsorganisationen oder in kommunalen Einrichtungen. Gill Hagström sieht die meisten dieser Arbeiten als Tätigkeiten, die auch andernfalls nötig wären. „Ich konkurriere sozusagen mit mir selbst. Warum sollte mich dieser Arbeitgeber regulär anstellen, wenn er mich als Phase 3 gratis bekommen kann, ja sogar noch Geld bekommt. Die Maßnahme ist reines Lohndumping“, findet Hagström. Tatsache ist, dass immer mehr Arbeitgeber sich für die kostenlosen Arbeitskräfte interessieren.

(Quelle: Radio Schweden)

[Wuschi]

Hallo,
leider erschreckende Parallelen hier in Deutschland. Oder wie sollte man die 1-Euro-Jobs sonst bezeichnen? Und wie sich die die Situation hier geändert hat verdeutlichen doch die Stellenangebote der täglichen Zeitungen. Die 400 Euro-Jobs überwiegen.
Warum soll der Arbeitgeber 1 Vollzeitler einstellen, wenn er dafür 2 Teilzeitler (400 €) einstellen kann und keine vollen Renten und SV-Beiträge zahlen muss.
Es ist inzwischen soweit, dass der Arbeitslose auch 400 Euro-Jobs annehmen muss, wenn sie ihm angeboten werden. Nichts mehr mit Rückführung in den Arbeitsmarkt 1.
Armes Deutschland

[jmsprivat]

Armes Deutschland -Armes Europa

und es wird noch schlimmer kommen ...spätestends wenn der Euro platzt ...
dann wir es richtig dicke kommen ...wohl dem der dann sein Geld in Sach-
werten und Gold und Silber angelegt hat! silber hat in den letzten Monaten
einen richtigen " Goldrausch " hin gelegt , da Gold immer knapper wird ...


Grüßle

[beuer]

Ja, das sind eher beunruhigende Parallelen, die sich da zwischen D und S auf dem sogenannten Arbeitsmarkt auftun oder schon getan haben.
Es haben sich sowohl die Deutschen wie auch die Schweden eine solche Regierung gewählt, als wären sie alle reich oder zumindest wohlhabend, also denen die Regierung übertragen, denen sie am ehesten zutrauen, ihren 'selbstgefühlten Wohlstand' - ich nenn's halt mal so - zu bewahren.
Das Ergebnis ist, dass immer mehr ins soziale Abseits gedrängt werden, mit 1-Euro-Jobs, Zwangsarbeit ohne adäquate Entlohnung und in der Folge den beschriebenen ruinösen Auswirkungen auf die Einkommen der (noch) abhängig Beschäftigten und die Sozialversicherungskassen. Das Furchtbare daran ist, dass damit ein Teufelskreis entstanden ist, der immer mehr Menschen mit nach unten reißt und aus dem es für die Betroffenen praktisch kein Entrinnen gibt, allen Beteuerungen und Lügen vom 'Aufschwung' zum Trotz.
Schlimm, dass jetzt auch S diesen verhängnisvollen Weg beschreitet. Eine wichtige Sache, die dieses Land wohltuend von D unterschieden hat, bleibt auf der Strecke.

[jmsprivat]

und das Dicke Ende kommt zum Schluß

den alle die jetzt nix oder wenig in die Rentenkassen einzahlen können werde später in die Altersarmut abstürzen ...wer jetzt nich vorsorgt hat später nix zu beißen ...
abder das will die Politmafia ja nicht hören ...das ganze ommt mir vor wie bei Lidiwig den 16ten kurz vor der franz. Rev.......nur da hat das Schaffott dann alle gleich gemacht ...


Grüßle

[Wuschi]

Es ist schon traurig, dass man sein ganzes Leben gearbeitet hat und dann Angst haben muss, dass im Alter das Geld nicht reicht, um wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen. Aber das interessiert weder rechts, noch links noch die Mitte. Wir haben schon überlegt, die nächste Wahl zu boykottieren. Bringt doch aber auch nichts...
In einer Sache sind die sich doch da oben immer einig: Sie schimpfen lauthals aufeinander, vertragen sich aber, wenn es um ihre eigenen Belange geht.
Wie sagt man doch: Eine Krähe hackt der anderen nicht das Auge aus !
Wie wahr !

[jmsprivat]

tja dann wird es Zeit

daß zur Krähenjagd geblasen wird !

Grüßle

[Häxa]

Wir haben schon überlegt, die nächste Wahl zu boykottieren.

Der ist gut !

Hab auch noch einen.

Politiker sind wie Tauben.
Sind sie auf dem Boden, fressen sie dir aus der Hand; sind sie in der Luft, bescheissen sie dich!

[Wuschi]

Hallo Häxa,

na der ist ja noch viel besser !
Gruß
Wuschi