Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
- penelope
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Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
Abenteuer Kungsleden
Schon lange haben wir, Oma und Enkelin (64 und 24), mit dem Gedanken gespielt, gemeinsam ein Stück den Kungsleden in Schwedisch-Lappland zu erwandern. Jetzt sollte es endlich wahr werden.
Der Kungsleden, der Königspfad, ist ein Weitwanderweg, dessen nördlicher Teil mit einer Länge von rd. 440 km von Abisko bis Hemavan führt. Der südliche Teil mit rd. 350 km verbindet Sälen mit Storlien. Zwischen den beiden Abschnitten gibt es noch keine Verbindung.
Vom baumlosen Fjäll hoch im Norden führt er vorbei am höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise, bis in die sumpfigen Wälder in den Tälern am Polarkreis. Vor allem der Nordteil bietet spektakuläre Landschaftseindrücke und ist mit einem dichten Hüttennetz versehen, sodass sich diese Etappe auch für Nordland-Ersterkunder eignet.
Wir haben uns den ca. 75 km langen Streckenabschnitt zwischen Saltoluokta und Kvikkjokk vorgenommen. Er führt vorwiegend durch baumloses Fjäll und es sind einige stramme Steigungen zu bewältigen. Der landschaftliche Höhepunkt der Tour ist zweifellos das Rapadelta am Rand des Sarek.
Mit SAS starten wir in Frankfurt und erreichen mit Zwischenstopp in Stockholm den nördlichsten Flughafen Schwedens, Kiruna. Die Bahn bringt uns in das 120 km entfernte Gällivare, Ausgangspunkt für Besuche der schwedischen Nationalparks Muddus, Sarek, Padjelanta und Stora Sjöfallet. Zusammen mit den Nachbarorten Malmberget und Kuskullskulle finden sich hier zahlreiche Gruben und Verarbeitungsanlagen für Eisenerz. Das 3 km nördlich gelegene Malmberget war ursprünglich Hauptort der Siedlung. Durch den massiven Eisenerzabbau mussten allerdings Teile des Ortes umgesiedelt werden und die neu entstandene Siedlung bildet das heute größere Gällivare.
Mit dem Bus fahren wir zur rd. 78 km entfernt liegenden Bootsanlegestelle Kebnats. Er ist unterwegs auch für die Postverteilung zuständig und kann es sich sogar erlauben, quer auf der Fahrbahn stehend die vereinzelt in der Landschaft stehenden Briefkästen zu befüllen.
Das Boot Långas befördert uns über den gleichnamigen See und wir erreichen unseren Startpunkt: die Fjällstation Saltoluokta. Sie wurde 1912 erbaut, nachdem der Tourismus zum Nationalpark Stora Sjöfallet mehr Übernachtungsplätze erforderlich machte und liegt am Rande des Welterbes Laponia.
Der Himmel ist bedeckt, es regnet leicht, als wir uns auf den Weg zu unserem 1. Etappenziel Sitojaure machen. Der Pfad steigt schnell an, die Vegetation ändert sich von Nadel- über Birkenwald zur Blaubeerstrauchheide. Nach Erreichen des Kahlfjälls fällt der Blick auf markante Fjällerhebungen, leider heute in tiefhängende Regenschleier gehüllt.
Eine lange Strecke stapfen wir über dicke Steine durch offene Landschaft und erreichen den Autsutjjåkka, der sich durch das von der Eiszeit geschaffene Tal schlängelt.
In einer Rastschutzhütte, feuern wir den Ofen an und hängen unsere nassen Kleidungsstücke auf. Das Abendessen, gefriergetrocknet in Tüten, die nur mit kochendem Wasser befüllt werden müssen und nach 10 Minuten direkt aus der Packung „gegaffelt“ werden, schmeckt und nach einer kurzen und kühlen Nacht blinzelt schon um 4 Uhr die Sonne hinter dem Horizont hervor. Beste Voraussetzungen für die restlichen 11 km bis Sitojaure. Um 5 Uhr starten wir, zunächst hinunter zum Fluss und an einigen Teichen vorbei, die es zu überqueren gilt.
Die Rentiere suchen sich ihre Morgenmahlzeit, unsere besteht zunächst aus einem Müsliriegel und einem Becher frischen Quellwassers. Es geht bergauf und bergab, in der Ferne leuchten die schneebedeckten Gipfel des Sarekgebirges in der Morgensonne und irgendwann fällt der Blick ins Tal auf den glitzernden Sitojauresee. Das Ufer des Kaskajaure, einem Teil des Sitojauresees, erreichen wir durch einen lichten Birkenwald und marschieren gleich zur Bootsanlegestelle.
Eine ältere, kräftige Samin kommt angekeucht und bringt uns über den See nach Svine. In der am Ufer liegenden Rastschutzhütte lassen wir uns zu einem gemütlichen Frühstück nieder und gehen dann unter strahlend blauem Himmel die 9 km nach Aktse an.
Zunächst balancieren wir auf schmalen Holzbohlen durch ein dicht bewachsenes Sumpfgebiet, in dem die goldgelben Moltebeeren zwischen dem Grün hervorleuchten. Nach ca. 750 m ist die Waldgrenze erreicht, ein langgestreckter Anstieg über spärliche Fjällheide liegt vor uns, der an einem Schneefeld endet. Nach gefühlten 5 Stunden, tatsächlich aber nur 1 Stunde, ist auch das sehr steile Felsblockfeld bewältigt und das Plateau des Njunjes erreicht. Hinter uns liegt die gigantische, weite Landschaft.
[img]foto7_url[/img]
Eine große Rentierherde leistet uns bei unserer Rast im Windschutz eines massiven Felsblockes Gesellschaft, dann geht es weiter Richtung Aktse. Hier gibt es keinen Pfad mehr, nur die Steinhäufchen zeigen uns die Richtung.
Dann folgt zwangsläufig der steile Abstieg, natürlich wieder über riesige Felsblockfelder. Der Blick fällt auf das blaugrüne Wasser des Gletschersees Laitaure, das Rapadelta mit dem platten Bergrücken des Nammásj liegt majestätisch unter uns, die steile Felsnase des Skierffe und das Massiv Tjahkkelij werden zum Blickfang – Zeit, bei einer kleinen Rast diese grandiose Aussicht zu genießen.
Auf steinigem Pfad durch den Birkenwald steigen wir ab und bauen an einem sprudelnden Quellwasser unser Zelt auf. Die abendliche Körperpflege findet am eiskalten Quellbächlein statt und dann suchen wir vor den Mückenschwärmen Schutz im Zelt.
[img]foto6_url[/img]
Den 1179 m hohen Skierffe erklimmen wir am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein. Durch dichten Sumpfbewuchs geht es dem Berg entgegen, der nur von der Rückseite her zu besteigen ist. Seine Vorderseite fällt 700 m senkrecht in das Rapadal ab.
Nach bedächtigem Anstieg passieren wir das große Felsblockfeld Aktsekallo und schon hier ist die Aussicht auf das Rapadelta und das im Westen liegende Pårtemassiv großartig. Allmählich wird der Anstieg steil und wir gehen auf den Schultern des Måskotjåkkå weiter in einer Senke zwischen dem Skierffe und dem 1106 m hohen Sliengetjåkkå. Dann gilt es, den steilen und steinigen Anstieg zum Gipfel zu bewältigen. Auch hier geben nur die Stein-männchen die Richtung vor. Immer wieder schauen wir zurück über das Felsenmeer, das wir bereits hinter uns haben und nach vorn, wo der Gipfel einfach nicht näher kommen will.
Endlich oben angekommen bleibt uns die Luft weg. Zum einen von der Anstrengung, zum anderen von dieser grandiosen Aussicht über das Rapadelta, den glitzernd in der Sonne liegenden See Laitaure und die westlich aufsteigenden Sarekgipfel. Aber am beeindruckend-sten ist das einmalige Deltaland des Rápaädnos direkt unter uns. Man blickt auf ein Farbenspiel von grau-grün bis türkis. Dieser Farbmix entsteht durch das schlammhaltige Gletscherwasser, das über die dunklen Steinbänke im Fluss rinnt. Das Deltaland umfasst 10 qkm mit einer Länge von 7-8 km und einer Breite von über 2 km. Es ist das größte und das schnellwachsendste, in dem sich jährlich ca. 185 000 to Schlamm ablagern.
Wir sitzen in der Sonne auf dem erstaunlicherweise völlig windstillen Gipfel, genießen die Ruhe und die Aussicht. Auf dem Rückweg werden wir von schwarzen Wolken verfolgt, die nichts Gutes verheißen. Am Zelt angekommen öffnen sich auch recht bald die Schleusen und wir packen morgens im strömenden Regen unser Zelt zusammen, um zu den ca. 1 km talwärts liegenden Aktse-Fjällhütten abzusteigen.
Nach einem erholsamen Regentag in der Hütte starten wir morgens mit einer Bootsüberfahrt über den Laitaure und dann steht uns die 22 km lange Etappe nach Pårte bevor.
Der Weg beginnt relativ harmlos ohne nennenswerte Steigungen. Auf halbem Weg zur Brücke über den Suobbatjåkkå kommen wir in den Sarek-Nationalpark. Nach der Brücke erreichen wir bald die Baumgrenze und nun geht es steil und steinig hinauf zum Kahlfjäll. Immer wieder schauen wir den Berg hinauf, der Gipfel naht. Endlich oben angekommen, müssen wir feststellen, dass wir einer Täuschung aufgesessen sind. Nach wenigen Metern über eine Ebene folgt der nächste Gipfel, ebenso steil. Aber die Aussicht entlohnt für die Mühen: der Blick fällt auf eine breite Talsenke zwischen dem 1214 m hohen Tjahkkelij und dem 1177 m hohen Suobbattjåkkå. Es ist ein Seitental des Rapadalen und bekannt für seinen Elchbestand. Leider regnet es noch immer, die Sicht ist wolkenverhangen und Elche sind auch keine zu sehen. In der Verlängerung des Tales fällt der Blick auf das Sårkimassiv und den Gletscher Vássjájuegna.
Unterhalb des Gebirges liegt der See Rittak und das wildreiche Rittaktal. Hier sind Bär, Vielfraß und Luchs ebenso zuhause wie Stein- und Seeadler. Westlich des Rittak liegen große Feuchtgebiete, die grün aus dem Wald leuchten und auf der südlichen Talseite ist die Natur grau gefärbt von dem Gebirgszug Kabla. Das Massiv ist an der höchsten Stelle 1188 m und bildet eine plateauähnliche Insel in dem Waldgebiet.
In der Rastschutzhütte Rittak ist der Bullerofen von Vorbesuchern bereits angefeuert und verbreitet wohlige Wärme. Wir trocknen unsere nassen Jacken, stärken uns und gönnen den müden Füßen ein bisschen Ruhe.
Das Wetter hat sich mittlerweile gebessert, 12 km liegen noch vor uns. Kurz nach der Hütte verlassen wir den Wald und der Pfad steigt zunächst entlang des Berges schwach an. Dann erscheint der Pass zwischen Favnoajvve (1117 m) und Huornnásj (884 m). Nach dem Anstieg zum Passpunkt breitet sich eine neue, überwältigende Landschaft vor uns aus. Die westlichen Teile des Rittaktales bilden eine weitgestreckte Senke zwischen den Bergen Gállakvárre (1125 m), Nuortab Sjábttjakvárre (832 m) und Kabla (1188 m). Die ganze Senke ist mit Wald bewachsen und dazwischen blitzt der See Sjabtjakjaure, das Ziel unserer heutigen Etappe.
Auf dem Pass bläst uns ordentlich der Wind um die Ohren und wir folgen den Steinmännchen über breite Felsblockfelder. Nach einem steinigen Abstieg tauchen wir in ein urwüchsiges Waldgebiet mit vielen Beerensträuchern, umgestürzten Bäumen und bemoosten Felsen ein. Die Strecke passiert einige kleine Sumpfgebiet und an der Brücke ein paar Kilometer vor der Pårtehütte verlassen wir den Sarek wieder.
Über dicke, freiliegende Wurzeln und Steine stapfen wir durch den Wald und kommen irgendwann an eine Sumpfstelle, über die schmale Holzbohlen führen. Hier werden wir von einer Rentierherde aufgehalten, die gemächlichen Schrittes unseren Pfad quert. Aber endlich ist sie erreicht, die Pårtestuga. Sie liegt auf einer Halbinsel in dem See mit dem fast unaussprechlichen Namen Sjabtjakjávrre und auf der anderen Seite sorgt der Duottartjáhkka über der Baumgrenze für das Gebirgsgefühl. Ein wildromantisches Plätzchen, dem ein herrlicher Sonnenuntergang ein Plus an Romantik beschert.
[img]foto5_url[/img]
Der nächste Morgen beschert uns Frost, die Nebelschwaden wabern über den See und die Sonne zaubert eine mystische Landschaft. Heute starten wir zu unserer letzten Etappe, 18 km nach Kvikkjokk. Der Pfad führt über viele Steine durch einen alten, urwüchsigen Waldbestand. Zwischen den Bäumen blitzt der See Stuor Dáhtá, der seinen Namen einem Mißverständnis verdanken soll. Ein Kartograf soll einen Samen gefragt haben, wie der See hieße und der fragte zurück: „Dáhtá?“ (der hier?).
Einige kleine Inselchen liegen im See und auf der gegenüberliegenden Seite steigt das Gebirge des Vallspiken (1385 m) auf. Wald und offene Landschaft wechseln sich ab, dann steigt der Weg wieder steiler an, bevor es talwärts Richtung Kvikkjokk geht.
Die Fjällstation liegt an dem tosenden Fluß Gamajhks. Müde und ein wenig müffelnd haben wir unser letztes Etappenziel erreicht und hier erwarten uns ein Bett, eine Dusche und ein dreigängiges Abendessen – alles wohlverdient!
Morgens um 5.30 h startet der Bus nach Jokkmokk und die Zivilisation hat uns wieder, viel zu schnell, unserer Meinung nach.
Schon lange haben wir, Oma und Enkelin (64 und 24), mit dem Gedanken gespielt, gemeinsam ein Stück den Kungsleden in Schwedisch-Lappland zu erwandern. Jetzt sollte es endlich wahr werden.
Der Kungsleden, der Königspfad, ist ein Weitwanderweg, dessen nördlicher Teil mit einer Länge von rd. 440 km von Abisko bis Hemavan führt. Der südliche Teil mit rd. 350 km verbindet Sälen mit Storlien. Zwischen den beiden Abschnitten gibt es noch keine Verbindung.
Vom baumlosen Fjäll hoch im Norden führt er vorbei am höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise, bis in die sumpfigen Wälder in den Tälern am Polarkreis. Vor allem der Nordteil bietet spektakuläre Landschaftseindrücke und ist mit einem dichten Hüttennetz versehen, sodass sich diese Etappe auch für Nordland-Ersterkunder eignet.
Wir haben uns den ca. 75 km langen Streckenabschnitt zwischen Saltoluokta und Kvikkjokk vorgenommen. Er führt vorwiegend durch baumloses Fjäll und es sind einige stramme Steigungen zu bewältigen. Der landschaftliche Höhepunkt der Tour ist zweifellos das Rapadelta am Rand des Sarek.
Mit SAS starten wir in Frankfurt und erreichen mit Zwischenstopp in Stockholm den nördlichsten Flughafen Schwedens, Kiruna. Die Bahn bringt uns in das 120 km entfernte Gällivare, Ausgangspunkt für Besuche der schwedischen Nationalparks Muddus, Sarek, Padjelanta und Stora Sjöfallet. Zusammen mit den Nachbarorten Malmberget und Kuskullskulle finden sich hier zahlreiche Gruben und Verarbeitungsanlagen für Eisenerz. Das 3 km nördlich gelegene Malmberget war ursprünglich Hauptort der Siedlung. Durch den massiven Eisenerzabbau mussten allerdings Teile des Ortes umgesiedelt werden und die neu entstandene Siedlung bildet das heute größere Gällivare.
Mit dem Bus fahren wir zur rd. 78 km entfernt liegenden Bootsanlegestelle Kebnats. Er ist unterwegs auch für die Postverteilung zuständig und kann es sich sogar erlauben, quer auf der Fahrbahn stehend die vereinzelt in der Landschaft stehenden Briefkästen zu befüllen.
Das Boot Långas befördert uns über den gleichnamigen See und wir erreichen unseren Startpunkt: die Fjällstation Saltoluokta. Sie wurde 1912 erbaut, nachdem der Tourismus zum Nationalpark Stora Sjöfallet mehr Übernachtungsplätze erforderlich machte und liegt am Rande des Welterbes Laponia.
Der Himmel ist bedeckt, es regnet leicht, als wir uns auf den Weg zu unserem 1. Etappenziel Sitojaure machen. Der Pfad steigt schnell an, die Vegetation ändert sich von Nadel- über Birkenwald zur Blaubeerstrauchheide. Nach Erreichen des Kahlfjälls fällt der Blick auf markante Fjällerhebungen, leider heute in tiefhängende Regenschleier gehüllt.
Eine lange Strecke stapfen wir über dicke Steine durch offene Landschaft und erreichen den Autsutjjåkka, der sich durch das von der Eiszeit geschaffene Tal schlängelt.
In einer Rastschutzhütte, feuern wir den Ofen an und hängen unsere nassen Kleidungsstücke auf. Das Abendessen, gefriergetrocknet in Tüten, die nur mit kochendem Wasser befüllt werden müssen und nach 10 Minuten direkt aus der Packung „gegaffelt“ werden, schmeckt und nach einer kurzen und kühlen Nacht blinzelt schon um 4 Uhr die Sonne hinter dem Horizont hervor. Beste Voraussetzungen für die restlichen 11 km bis Sitojaure. Um 5 Uhr starten wir, zunächst hinunter zum Fluss und an einigen Teichen vorbei, die es zu überqueren gilt.
Die Rentiere suchen sich ihre Morgenmahlzeit, unsere besteht zunächst aus einem Müsliriegel und einem Becher frischen Quellwassers. Es geht bergauf und bergab, in der Ferne leuchten die schneebedeckten Gipfel des Sarekgebirges in der Morgensonne und irgendwann fällt der Blick ins Tal auf den glitzernden Sitojauresee. Das Ufer des Kaskajaure, einem Teil des Sitojauresees, erreichen wir durch einen lichten Birkenwald und marschieren gleich zur Bootsanlegestelle.
Eine ältere, kräftige Samin kommt angekeucht und bringt uns über den See nach Svine. In der am Ufer liegenden Rastschutzhütte lassen wir uns zu einem gemütlichen Frühstück nieder und gehen dann unter strahlend blauem Himmel die 9 km nach Aktse an.
Zunächst balancieren wir auf schmalen Holzbohlen durch ein dicht bewachsenes Sumpfgebiet, in dem die goldgelben Moltebeeren zwischen dem Grün hervorleuchten. Nach ca. 750 m ist die Waldgrenze erreicht, ein langgestreckter Anstieg über spärliche Fjällheide liegt vor uns, der an einem Schneefeld endet. Nach gefühlten 5 Stunden, tatsächlich aber nur 1 Stunde, ist auch das sehr steile Felsblockfeld bewältigt und das Plateau des Njunjes erreicht. Hinter uns liegt die gigantische, weite Landschaft.
[img]foto7_url[/img]
Eine große Rentierherde leistet uns bei unserer Rast im Windschutz eines massiven Felsblockes Gesellschaft, dann geht es weiter Richtung Aktse. Hier gibt es keinen Pfad mehr, nur die Steinhäufchen zeigen uns die Richtung.
Dann folgt zwangsläufig der steile Abstieg, natürlich wieder über riesige Felsblockfelder. Der Blick fällt auf das blaugrüne Wasser des Gletschersees Laitaure, das Rapadelta mit dem platten Bergrücken des Nammásj liegt majestätisch unter uns, die steile Felsnase des Skierffe und das Massiv Tjahkkelij werden zum Blickfang – Zeit, bei einer kleinen Rast diese grandiose Aussicht zu genießen.
Auf steinigem Pfad durch den Birkenwald steigen wir ab und bauen an einem sprudelnden Quellwasser unser Zelt auf. Die abendliche Körperpflege findet am eiskalten Quellbächlein statt und dann suchen wir vor den Mückenschwärmen Schutz im Zelt.
[img]foto6_url[/img]
Den 1179 m hohen Skierffe erklimmen wir am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein. Durch dichten Sumpfbewuchs geht es dem Berg entgegen, der nur von der Rückseite her zu besteigen ist. Seine Vorderseite fällt 700 m senkrecht in das Rapadal ab.
Nach bedächtigem Anstieg passieren wir das große Felsblockfeld Aktsekallo und schon hier ist die Aussicht auf das Rapadelta und das im Westen liegende Pårtemassiv großartig. Allmählich wird der Anstieg steil und wir gehen auf den Schultern des Måskotjåkkå weiter in einer Senke zwischen dem Skierffe und dem 1106 m hohen Sliengetjåkkå. Dann gilt es, den steilen und steinigen Anstieg zum Gipfel zu bewältigen. Auch hier geben nur die Stein-männchen die Richtung vor. Immer wieder schauen wir zurück über das Felsenmeer, das wir bereits hinter uns haben und nach vorn, wo der Gipfel einfach nicht näher kommen will.
Endlich oben angekommen bleibt uns die Luft weg. Zum einen von der Anstrengung, zum anderen von dieser grandiosen Aussicht über das Rapadelta, den glitzernd in der Sonne liegenden See Laitaure und die westlich aufsteigenden Sarekgipfel. Aber am beeindruckend-sten ist das einmalige Deltaland des Rápaädnos direkt unter uns. Man blickt auf ein Farbenspiel von grau-grün bis türkis. Dieser Farbmix entsteht durch das schlammhaltige Gletscherwasser, das über die dunklen Steinbänke im Fluss rinnt. Das Deltaland umfasst 10 qkm mit einer Länge von 7-8 km und einer Breite von über 2 km. Es ist das größte und das schnellwachsendste, in dem sich jährlich ca. 185 000 to Schlamm ablagern.
Wir sitzen in der Sonne auf dem erstaunlicherweise völlig windstillen Gipfel, genießen die Ruhe und die Aussicht. Auf dem Rückweg werden wir von schwarzen Wolken verfolgt, die nichts Gutes verheißen. Am Zelt angekommen öffnen sich auch recht bald die Schleusen und wir packen morgens im strömenden Regen unser Zelt zusammen, um zu den ca. 1 km talwärts liegenden Aktse-Fjällhütten abzusteigen.
Nach einem erholsamen Regentag in der Hütte starten wir morgens mit einer Bootsüberfahrt über den Laitaure und dann steht uns die 22 km lange Etappe nach Pårte bevor.
Der Weg beginnt relativ harmlos ohne nennenswerte Steigungen. Auf halbem Weg zur Brücke über den Suobbatjåkkå kommen wir in den Sarek-Nationalpark. Nach der Brücke erreichen wir bald die Baumgrenze und nun geht es steil und steinig hinauf zum Kahlfjäll. Immer wieder schauen wir den Berg hinauf, der Gipfel naht. Endlich oben angekommen, müssen wir feststellen, dass wir einer Täuschung aufgesessen sind. Nach wenigen Metern über eine Ebene folgt der nächste Gipfel, ebenso steil. Aber die Aussicht entlohnt für die Mühen: der Blick fällt auf eine breite Talsenke zwischen dem 1214 m hohen Tjahkkelij und dem 1177 m hohen Suobbattjåkkå. Es ist ein Seitental des Rapadalen und bekannt für seinen Elchbestand. Leider regnet es noch immer, die Sicht ist wolkenverhangen und Elche sind auch keine zu sehen. In der Verlängerung des Tales fällt der Blick auf das Sårkimassiv und den Gletscher Vássjájuegna.
Unterhalb des Gebirges liegt der See Rittak und das wildreiche Rittaktal. Hier sind Bär, Vielfraß und Luchs ebenso zuhause wie Stein- und Seeadler. Westlich des Rittak liegen große Feuchtgebiete, die grün aus dem Wald leuchten und auf der südlichen Talseite ist die Natur grau gefärbt von dem Gebirgszug Kabla. Das Massiv ist an der höchsten Stelle 1188 m und bildet eine plateauähnliche Insel in dem Waldgebiet.
In der Rastschutzhütte Rittak ist der Bullerofen von Vorbesuchern bereits angefeuert und verbreitet wohlige Wärme. Wir trocknen unsere nassen Jacken, stärken uns und gönnen den müden Füßen ein bisschen Ruhe.
Das Wetter hat sich mittlerweile gebessert, 12 km liegen noch vor uns. Kurz nach der Hütte verlassen wir den Wald und der Pfad steigt zunächst entlang des Berges schwach an. Dann erscheint der Pass zwischen Favnoajvve (1117 m) und Huornnásj (884 m). Nach dem Anstieg zum Passpunkt breitet sich eine neue, überwältigende Landschaft vor uns aus. Die westlichen Teile des Rittaktales bilden eine weitgestreckte Senke zwischen den Bergen Gállakvárre (1125 m), Nuortab Sjábttjakvárre (832 m) und Kabla (1188 m). Die ganze Senke ist mit Wald bewachsen und dazwischen blitzt der See Sjabtjakjaure, das Ziel unserer heutigen Etappe.
Auf dem Pass bläst uns ordentlich der Wind um die Ohren und wir folgen den Steinmännchen über breite Felsblockfelder. Nach einem steinigen Abstieg tauchen wir in ein urwüchsiges Waldgebiet mit vielen Beerensträuchern, umgestürzten Bäumen und bemoosten Felsen ein. Die Strecke passiert einige kleine Sumpfgebiet und an der Brücke ein paar Kilometer vor der Pårtehütte verlassen wir den Sarek wieder.
Über dicke, freiliegende Wurzeln und Steine stapfen wir durch den Wald und kommen irgendwann an eine Sumpfstelle, über die schmale Holzbohlen führen. Hier werden wir von einer Rentierherde aufgehalten, die gemächlichen Schrittes unseren Pfad quert. Aber endlich ist sie erreicht, die Pårtestuga. Sie liegt auf einer Halbinsel in dem See mit dem fast unaussprechlichen Namen Sjabtjakjávrre und auf der anderen Seite sorgt der Duottartjáhkka über der Baumgrenze für das Gebirgsgefühl. Ein wildromantisches Plätzchen, dem ein herrlicher Sonnenuntergang ein Plus an Romantik beschert.
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Der nächste Morgen beschert uns Frost, die Nebelschwaden wabern über den See und die Sonne zaubert eine mystische Landschaft. Heute starten wir zu unserer letzten Etappe, 18 km nach Kvikkjokk. Der Pfad führt über viele Steine durch einen alten, urwüchsigen Waldbestand. Zwischen den Bäumen blitzt der See Stuor Dáhtá, der seinen Namen einem Mißverständnis verdanken soll. Ein Kartograf soll einen Samen gefragt haben, wie der See hieße und der fragte zurück: „Dáhtá?“ (der hier?).
Einige kleine Inselchen liegen im See und auf der gegenüberliegenden Seite steigt das Gebirge des Vallspiken (1385 m) auf. Wald und offene Landschaft wechseln sich ab, dann steigt der Weg wieder steiler an, bevor es talwärts Richtung Kvikkjokk geht.
Die Fjällstation liegt an dem tosenden Fluß Gamajhks. Müde und ein wenig müffelnd haben wir unser letztes Etappenziel erreicht und hier erwarten uns ein Bett, eine Dusche und ein dreigängiges Abendessen – alles wohlverdient!
Morgens um 5.30 h startet der Bus nach Jokkmokk und die Zivilisation hat uns wieder, viel zu schnell, unserer Meinung nach.
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Re: Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
Vielen Dank für deinen Reisebericht und die Fotos, hat mir gut gefallen und das Bild zum Schluss ist atemberaubend schön.....
Gruß
maggan
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maggan
Besser als Jahre der Unwissenheit ist ein Tag der Einsicht
- Grizzly2
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Re: Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
Das letzte Bild, mit den Nebelschwaden über demn Wasser, gefällt mir am besten.
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Re: Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
Hey
finde ich interessant wenn Oma und Enkelin sowas zusammen machen, und noch dazu einen so schönen Bericht über die Tour schreiben.
finde ich interessant wenn Oma und Enkelin sowas zusammen machen, und noch dazu einen so schönen Bericht über die Tour schreiben.
- Bessy
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Re: Kungsleden Saltoluokta - Kvikkjokk
Hej Penelope, habe gerade deinen Bericht belesen und begeistert davon. Leider fehlen mir die Bilder. Hast du sie wieder rausgenommen, die Tour war ja schon vor 5 Jahren. Seid ihr im nächsten Jahr von Abisko nach Vakkotavare gewandert. Vom Skierffe auf das Rapadelta war immer mein Traum, aber leider haben wir es nicht mehr gemacht. LG Bessy
Gruß Bessy
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