Frauenfußball führt in Schweden ein Schattendasein
Verfasst: 24. Juni 2011 13:33
Am Sonntag wird in Berlin die Fußball-WM der Frauen angepfiffen. Die schwedische Nationalmannschaft erwartet mit den USA gleich in der Gruppenphase ein schwerer Gegner. Sollte sie weiterkommen, wartet wahrscheinlich der Titelverteidiger Deutschland. Ein spannendes Turnier steht bevor, das aber auf eher wenig Interesse stößt. Nur ein Drittel der Schweden will die Spiele der Damen überhaupt verfolgen. Auch in diesem hoch emanzipierten Land fristet die Nationalmannschaft der Frauen also ein Schattendasein. Aber es gibt Hoffnung, die nächste Generation Fußballspielerinnen wird gerade ausgebildet.
Laues Interesse für Damen-WM
Wir befinden uns auf einem Fußball-Lager in Norrfjärden nahe Piteå. Das Wetter ist alles andere als einladend, es gießt in Strömen, die Kinder sind gerade in die Sporthalle umgezogen. Dort kicken sie unermüdlich weiter, und zwar barfuß. 90 Kinder im Alter vzwischen sieben und zwölf Jahren lernen hier auf Initiative des schwedischen Fußballverbandes das Fußball-Spielen, und vor allen den Mädchen macht das riesig Spaß: „Das ist lustig, das Fußballspielen. Weil man so viel läuft...und den Ball jagt!“, meint die zehnjährige Saga Nilsson.
15 Spielleiter erklären den Kindern die Taktik des Balljagens, und vor allem welche unterschiedlichen Spielpositionen dafür benötigt werden. Nach ein paar Tagen Fußball-Lager haben die meisten ihre Lektion sehr gut gelernt.
„Ich spiele meist im Mittelfeld, da muss ich nach vorne spielen und Tore machen und nach hinten das Tor bewachen“, erklärt Erika Wikström und Amanda Johansson fügt hinzu: „Ich bin Verteidiger und muss dem Torwart helfen, dass die anderen keine Tore schießen. Manchmal gehe ich auch selbst ins Tor, das ist lustiger.“ Die Mädels aus der dritten Klasse haben also selbst viel Spaß am Ball, aber die Damenmannschaft kennen sie nicht so richtig. Wer da spielt zum Beispiel? „Ähm....Lotta Schelin? Habt ihr die gesehen? Ja!“
Geteilte Aufmerksamkeit
Moa Lundgren ist Spielleiterin im Fußball-Lager und hat sich die Spieltage der Weltmeisterschaft schon im Kalender vermerkt. Die 16-jährige kickt seit sie fünf ist, inzwischen beim FC Norrsken in der vierten Liga. Sie hält den schwedischen Damen die Daumen, glaubt aber eher, dass die USA oder Deutschland Weltmeister werden. Was Moa Lundgren richtig stört, ist das mangelnde Interesse an Frauenfußball allgemein und an der Fußball-WM speziell, nicht nur in den Medien: „Also letztes Jahr zur WM der Männer wurde ja sehr, sehr viel berichtet, aber da war Schweden nicht mal dabei. Jetzt wissen viele nicht mal, dass die Frauen-Weltmeisterschaft stattfindet. Es ist ja auch so, dass man als Frau selbst in der Nationalmannschaft allein vom Fußballspielen nicht leben kann.“
Schwache Leistung der Herren
Die Herrennationalmannschaft glänzte zuletzt nicht mal mehr in der WM-Qualifikation und hatte durch die Nicht-Teilnahme die Zeit und Chance, die dringend nötige Verjüngung der Mannschaft anzugehen. Die Damennationalmannschaft ist mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren auch eine eher erfahrene Truppe, die vom Nationaltrainer Thomas Dennerby geleitet wird. Die Sterne der Mannschaft sind Lotta Schelin vom Champions League-Gewinner Lyon und Kapitän Caroline Seger, die gemeinsam mit Weltfußballerin Marta bei den Western New York Flash spielt sowie die mit 34 Jahren älteste Spielerin, Therese Sjögran. Das letzte Testspiel gegen Mexiko haben die Schwedinnen mit sehr gutem Kombinationsspiel verdient 2:0 gewonnen.
Fußballstars von morgen
Sportlicher Erfolg ist der beste Garant für Aufmerksamkeit, und da trauen die Schweden ihren Fußballdamen nicht viel zu. Laut einer Abstimmung des Schwedischen Rundfunks glaubt nur knapp jeder fünfte, dass die Mannschaft ins Finale kommt, jeder dritte tippt auf das Aus in der Gruppenphase.
In der Turnhalle in Norrfjärden jedenfalls zeigen die Mädchen ihr Talent, im Mittelfeld wirbelt Erika Wikström galant und effektiv, hinten steht Amanda Johansson sicher auf dem Verteidigungsposten. Wie weit Schweden in Deutschland kommt? Die Mädels sind recht optimistisch:
„Ganz schön weit.“ „Finale?“ „Vielleicht.“ „Ich hoffe Schweden gewinnt dann, aber Deutschland kann natürlich gewinnen.“ „Dritter Platz.“
„Man sollte immer hoffen!“
Drei Viertel der Deutschen hoffen übrigens auch, dass Deutschland Weltmeister wird. Am 17. Juli wissen wir mehr, dann ist das Finale in Frankfurt. Solange üben die Fußball-Mädels aus Norrfjärden den perfekten Schlachtruf zum Anfeuern: „Heja Sverige“.
(Quelle: Radio Schweden)
Laues Interesse für Damen-WM
Wir befinden uns auf einem Fußball-Lager in Norrfjärden nahe Piteå. Das Wetter ist alles andere als einladend, es gießt in Strömen, die Kinder sind gerade in die Sporthalle umgezogen. Dort kicken sie unermüdlich weiter, und zwar barfuß. 90 Kinder im Alter vzwischen sieben und zwölf Jahren lernen hier auf Initiative des schwedischen Fußballverbandes das Fußball-Spielen, und vor allen den Mädchen macht das riesig Spaß: „Das ist lustig, das Fußballspielen. Weil man so viel läuft...und den Ball jagt!“, meint die zehnjährige Saga Nilsson.
15 Spielleiter erklären den Kindern die Taktik des Balljagens, und vor allem welche unterschiedlichen Spielpositionen dafür benötigt werden. Nach ein paar Tagen Fußball-Lager haben die meisten ihre Lektion sehr gut gelernt.
„Ich spiele meist im Mittelfeld, da muss ich nach vorne spielen und Tore machen und nach hinten das Tor bewachen“, erklärt Erika Wikström und Amanda Johansson fügt hinzu: „Ich bin Verteidiger und muss dem Torwart helfen, dass die anderen keine Tore schießen. Manchmal gehe ich auch selbst ins Tor, das ist lustiger.“ Die Mädels aus der dritten Klasse haben also selbst viel Spaß am Ball, aber die Damenmannschaft kennen sie nicht so richtig. Wer da spielt zum Beispiel? „Ähm....Lotta Schelin? Habt ihr die gesehen? Ja!“
Geteilte Aufmerksamkeit
Moa Lundgren ist Spielleiterin im Fußball-Lager und hat sich die Spieltage der Weltmeisterschaft schon im Kalender vermerkt. Die 16-jährige kickt seit sie fünf ist, inzwischen beim FC Norrsken in der vierten Liga. Sie hält den schwedischen Damen die Daumen, glaubt aber eher, dass die USA oder Deutschland Weltmeister werden. Was Moa Lundgren richtig stört, ist das mangelnde Interesse an Frauenfußball allgemein und an der Fußball-WM speziell, nicht nur in den Medien: „Also letztes Jahr zur WM der Männer wurde ja sehr, sehr viel berichtet, aber da war Schweden nicht mal dabei. Jetzt wissen viele nicht mal, dass die Frauen-Weltmeisterschaft stattfindet. Es ist ja auch so, dass man als Frau selbst in der Nationalmannschaft allein vom Fußballspielen nicht leben kann.“
Schwache Leistung der Herren
Die Herrennationalmannschaft glänzte zuletzt nicht mal mehr in der WM-Qualifikation und hatte durch die Nicht-Teilnahme die Zeit und Chance, die dringend nötige Verjüngung der Mannschaft anzugehen. Die Damennationalmannschaft ist mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren auch eine eher erfahrene Truppe, die vom Nationaltrainer Thomas Dennerby geleitet wird. Die Sterne der Mannschaft sind Lotta Schelin vom Champions League-Gewinner Lyon und Kapitän Caroline Seger, die gemeinsam mit Weltfußballerin Marta bei den Western New York Flash spielt sowie die mit 34 Jahren älteste Spielerin, Therese Sjögran. Das letzte Testspiel gegen Mexiko haben die Schwedinnen mit sehr gutem Kombinationsspiel verdient 2:0 gewonnen.
Fußballstars von morgen
Sportlicher Erfolg ist der beste Garant für Aufmerksamkeit, und da trauen die Schweden ihren Fußballdamen nicht viel zu. Laut einer Abstimmung des Schwedischen Rundfunks glaubt nur knapp jeder fünfte, dass die Mannschaft ins Finale kommt, jeder dritte tippt auf das Aus in der Gruppenphase.
In der Turnhalle in Norrfjärden jedenfalls zeigen die Mädchen ihr Talent, im Mittelfeld wirbelt Erika Wikström galant und effektiv, hinten steht Amanda Johansson sicher auf dem Verteidigungsposten. Wie weit Schweden in Deutschland kommt? Die Mädels sind recht optimistisch:
„Ganz schön weit.“ „Finale?“ „Vielleicht.“ „Ich hoffe Schweden gewinnt dann, aber Deutschland kann natürlich gewinnen.“ „Dritter Platz.“
„Man sollte immer hoffen!“
Drei Viertel der Deutschen hoffen übrigens auch, dass Deutschland Weltmeister wird. Am 17. Juli wissen wir mehr, dann ist das Finale in Frankfurt. Solange üben die Fußball-Mädels aus Norrfjärden den perfekten Schlachtruf zum Anfeuern: „Heja Sverige“.
(Quelle: Radio Schweden)