Schweden halten an Spikes fest
Verfasst: 31. März 2011 16:45
Ab 15. April gilt in Schweden Sommerreifenpflicht, das heißt, die hierzulande gängigen Reifen mit Spikes müssen von der Straße - es sei denn, der Winter kehrt noch einmal zurück und macht Winterreifen erforderlich. Dieser Unsicherheitsfaktor lässt viele Schweden den Reifenwechsel so lange wie möglich hinauszögern. Bei der Werkstatt von Lars Speicher in Huddinge, südlich von Stockholm, herrscht deshalb Hochbetrieb.
"Winterreifen mit Spikes retten Leben"
Die meisten Kunden kommen schon ab 7 Uhr morgens vor der Arbeit und warten bei einer Tasse Kaffee in der Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum von Huddinge, bis einer der Mechaniker in vielleicht fünfzehn Minuten die Reifen gewechselt hat, oder aber sie lassen ihr Auto bis zum Nachmittag stehen und bekommen so lange einen Leihwagen. Wer bei Autoreparatur an Schmiere, Öl und anderen Schmutz denkt, muss in der Werkstatt von Lars Speicher glauben, er habe sich verirrt: In den Wandregalen ist fein säuberlich das gesamte Arbeitsmaterial aufgereiht, die eingelagerten Reifen der Kunden sind in einem Extraraum verstaut, nichts liegt unnötig in der offenen Werkstatt herum. Auf dem Fußboden liegt kaum ein Staubkorn - sobald ein Wagen fertig ist und in einer der Parkbuchten vor der Werkstatt steht, wird der Arbeitsplatz maschinell gereinigt.
Am Vormittag haben die Mechaniker weitgehend Ruhe vor den Kunden, Zeit für alle anderen Reparaturen. Lars Speicher, der die Werkstatt seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Per betreibt, erzählt, warum die meisten Kunden sich freuen, dass die lange Zeit der Winterreifenpflicht zwischen dem 1. November und dem 15. April endlich zu Ende ist.
„Die meisten wollen Sommerreifen haben, weil es im Auto ruhiger wird. Die meisten Autos in Schweden haben ja Spikes, was in Deutschland ja seit Ewigkeiten schon verboten ist. Viele wollen mit dem Wechsel bis Mitte April warten, weil der Monat so unberechenbar ist - den einen Tag scheint die Sonne, den anderen schneit es, und dann will man gern seine Spikes haben."
„Leben geht vor guter Luft“
Auf einer Straße in Stockholm hat die Stadt ein Spike-Verbot verhängt: auf der Hornsgatan im Stadtteil Södermalm. Werkstatt-Chef Speicher hat noch nie davon gehört, dass ein Autofahrer Strafe zahlen musste, weil er mit Spikes erwischt wurde. Langsam beginnt auch in Schweden eine Diskussion darüber, wie umwelt- und gesundheitsschädlich Spikes möglicherweise sind, schließlich rauen sie die Fahrbahn auf und sorgen so für die Freisetzung von Staubpartikeln. Diesen Spike-Kritikern gegenüber ist Lars Speicher jedoch skeptisch. Er ist davon überzeugt, dass die besondere Bereifung Leben retten kann.
„Leben geht vor Staub. Wenn eine Stadt ein bisschen staubiger wird, wirkt sich das längerfristig vielleicht auch aus, aber das kann ich nicht überblicken. Wer keinen Staub will, soll auf dem Land wohnen. Das wäre genauso, wie wenn man sich ein Haus am Flughafen kauft und sich dann über den Lärm beschwert. Soll dann der Flughafen schließen? Man kann nicht erwarten, dass sich die Umwelt auf dich umstellt, sondern du musst Verantwortung übernehmen.“
Allround-Reifen zu keiner Jahreszeit ideal
Lars Speicher weist aber auch darauf hin, dass die Spikes wirklich nur etwas für winterliche Verhältnisse auf den Straßen sind. Das Sinnvollste ist seiner Meinung nach, sich an die Empfehlung zu halten: im Winter fährt man mit Winterreifen am besten und im Sommer mit Sommerreifen.
„Ein Winterreifen ist so aufgebaut, dass sich die Gummimischung auch bei sehr niedrigen Temperaturen flexibel hält. Wenn es sehr warm ist, reagiert der Reifen wie Radiergummi, er wird also zu weich. Das ist instabil und verlängert die Bremsstrecke. Dann gibt es noch die Allround-Reifen. Das ist zwar praktisch, weil man keine Reifen wechseln muss, aber sie sind eben auch nie optimal. Bei Booten gibt es die Segler und die Motorboote. Und dann gibt es noch die Motorsegler. Die sind bei beidem nur Mittelmaß, und so ist das mit den Reifen auch.“
(Quelle: Radio Schweden)
"Winterreifen mit Spikes retten Leben"
Die meisten Kunden kommen schon ab 7 Uhr morgens vor der Arbeit und warten bei einer Tasse Kaffee in der Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum von Huddinge, bis einer der Mechaniker in vielleicht fünfzehn Minuten die Reifen gewechselt hat, oder aber sie lassen ihr Auto bis zum Nachmittag stehen und bekommen so lange einen Leihwagen. Wer bei Autoreparatur an Schmiere, Öl und anderen Schmutz denkt, muss in der Werkstatt von Lars Speicher glauben, er habe sich verirrt: In den Wandregalen ist fein säuberlich das gesamte Arbeitsmaterial aufgereiht, die eingelagerten Reifen der Kunden sind in einem Extraraum verstaut, nichts liegt unnötig in der offenen Werkstatt herum. Auf dem Fußboden liegt kaum ein Staubkorn - sobald ein Wagen fertig ist und in einer der Parkbuchten vor der Werkstatt steht, wird der Arbeitsplatz maschinell gereinigt.
Am Vormittag haben die Mechaniker weitgehend Ruhe vor den Kunden, Zeit für alle anderen Reparaturen. Lars Speicher, der die Werkstatt seit mehr als 30 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Per betreibt, erzählt, warum die meisten Kunden sich freuen, dass die lange Zeit der Winterreifenpflicht zwischen dem 1. November und dem 15. April endlich zu Ende ist.
„Die meisten wollen Sommerreifen haben, weil es im Auto ruhiger wird. Die meisten Autos in Schweden haben ja Spikes, was in Deutschland ja seit Ewigkeiten schon verboten ist. Viele wollen mit dem Wechsel bis Mitte April warten, weil der Monat so unberechenbar ist - den einen Tag scheint die Sonne, den anderen schneit es, und dann will man gern seine Spikes haben."
„Leben geht vor guter Luft“
Auf einer Straße in Stockholm hat die Stadt ein Spike-Verbot verhängt: auf der Hornsgatan im Stadtteil Södermalm. Werkstatt-Chef Speicher hat noch nie davon gehört, dass ein Autofahrer Strafe zahlen musste, weil er mit Spikes erwischt wurde. Langsam beginnt auch in Schweden eine Diskussion darüber, wie umwelt- und gesundheitsschädlich Spikes möglicherweise sind, schließlich rauen sie die Fahrbahn auf und sorgen so für die Freisetzung von Staubpartikeln. Diesen Spike-Kritikern gegenüber ist Lars Speicher jedoch skeptisch. Er ist davon überzeugt, dass die besondere Bereifung Leben retten kann.
„Leben geht vor Staub. Wenn eine Stadt ein bisschen staubiger wird, wirkt sich das längerfristig vielleicht auch aus, aber das kann ich nicht überblicken. Wer keinen Staub will, soll auf dem Land wohnen. Das wäre genauso, wie wenn man sich ein Haus am Flughafen kauft und sich dann über den Lärm beschwert. Soll dann der Flughafen schließen? Man kann nicht erwarten, dass sich die Umwelt auf dich umstellt, sondern du musst Verantwortung übernehmen.“
Allround-Reifen zu keiner Jahreszeit ideal
Lars Speicher weist aber auch darauf hin, dass die Spikes wirklich nur etwas für winterliche Verhältnisse auf den Straßen sind. Das Sinnvollste ist seiner Meinung nach, sich an die Empfehlung zu halten: im Winter fährt man mit Winterreifen am besten und im Sommer mit Sommerreifen.
„Ein Winterreifen ist so aufgebaut, dass sich die Gummimischung auch bei sehr niedrigen Temperaturen flexibel hält. Wenn es sehr warm ist, reagiert der Reifen wie Radiergummi, er wird also zu weich. Das ist instabil und verlängert die Bremsstrecke. Dann gibt es noch die Allround-Reifen. Das ist zwar praktisch, weil man keine Reifen wechseln muss, aber sie sind eben auch nie optimal. Bei Booten gibt es die Segler und die Motorboote. Und dann gibt es noch die Motorsegler. Die sind bei beidem nur Mittelmaß, und so ist das mit den Reifen auch.“
(Quelle: Radio Schweden)