Langzeitarbeitslose arbeiten gratis
Verfasst: 9. Dezember 2010 15:55
Seit drei Jahren gibt es in Schweden eine Entsprechung zu dem Phänomen, das in Deutschland „Ein-Euro-Jobs“ genannt wird. Im Rahmen ihrer Arbeitsmarktreformen änderte die bürgerliche Regierung die Regeln für die Ausbezahlung des Arbeitslosengeldes. Ziel war, Langzeitarbeitslose dem Arbeitsmarkt wieder näherzubringen. Als Endpunkt einer Reihe Maßnahmen wurde 2009 eine Arbeitspflicht für diejenigen eingeführt, die weiter Unterstützung brauchen, weil sie dennoch keinen Job gefunden haben. Immer mehr Schweden kommen nun in diese Lage.
Versicherungsgrenze 300 Tage
Nach 300 Tagen Arbeitslosigkeit dreht die Arbeitslosenversicherung den Geldhahn zu. Wer innerhalb dieser Zeit keinen Job gefunden hat, muss sich ans Arbeitsamt wenden und wird ins Projekt „Arbeit und Entwicklung“ eingegliedert. Tut man dies, erhält man 65 Prozent seiner bisherigen Bezüge vom Arbeitsamt und nimmt zunächst an verschiedenen Kursen und Praktika teil, die mit dem Arbeitsleben vertraut machen sollen. Parallel geht natürlich die Suche nach einer regulären Anstellung weiter. Nach rund zwei Jahren, so hatte die Regierung gehofft und prognostiziert, sollten mindestens die Hälfte der Kursteilnehmer Arbeit gefunden haben.
Mehr Betroffene wegen Finanzkrise
Dann kam die Finanzkrise und Ende 2008 eine Welle Entlassungen. Rasch stieg die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld, und immer mehr von ihnen nähern sich jetzt der so genannten dritten Phase des Arbeits- und Entwicklungsprojektes: Um weiter Geld zu erhalten – diesmal vom Sozialamt – müssen sie unbezahlte Arbeiten ausführen. Gill Hagström aus Norrtälje war lange Jahre Grenzpolizistin. Als ihre Einheit vor zwei Jahren umzog, verlor sie den Job. In ihrem Alter eine feste Anstellung an ihrem Wohnort zu finden ist nahezu aussichtslos. Im kommenden Sommer wird die 61-Jährige unbezahlt Gemeindearbeit ausführen müssen: „Ich denke mit Schrecken daran. Ich kann das einfach für mich nicht akzeptieren. Ich werde mich total mies fühlen. Es geht aber nicht nur darum, dass sich die Leute, die so arbeiten müssen, mies fühlen. Das schlimme ist, dass diese Maßnahme den Arbeitsmarkt kaputtmacht.“
Qualität steigernde Tätigkeiten
Arbeitgeber, die einen Langzeitarbeitslosen in Phase drei beschäftigen, müssen weder Lohn noch Arbeitgeberabgaben entrichten. Im Gegenteil, sie erhalten für jeden Beschäftigungstag eine Entschädigung von umgerechnet rund 20 Euro. Im Gegenzug muss die angebotene Beschäftigung „Qualität steigernden Charakter haben und andernfalls nicht ausgeführt werden“, so steht es im Regelwerk. Viele der Phase-3-Beschäftigten arbeiten in Second-Hand-Läden von Wohltätigkeitsorganisationen oder in kommunalen Einrichtungen. Gill Hagström sieht die meisten dieser Arbeiten als Tätigkeiten, die auch andernfalls nötig wären. „Ich konkurriere sozusagen mit mir selbst. Warum sollte mich dieser Arbeitgeber regulär anstellen, wenn er mich als Phase 3 gratis bekommen kann, ja sogar noch Geld bekommt. Die Maßnahme ist reines Lohndumping“, findet Hagström. Tatsache ist, dass immer mehr Arbeitgeber sich für die kostenlosen Arbeitskräfte interessieren.
(Quelle: Radio Schweden)
Versicherungsgrenze 300 Tage
Nach 300 Tagen Arbeitslosigkeit dreht die Arbeitslosenversicherung den Geldhahn zu. Wer innerhalb dieser Zeit keinen Job gefunden hat, muss sich ans Arbeitsamt wenden und wird ins Projekt „Arbeit und Entwicklung“ eingegliedert. Tut man dies, erhält man 65 Prozent seiner bisherigen Bezüge vom Arbeitsamt und nimmt zunächst an verschiedenen Kursen und Praktika teil, die mit dem Arbeitsleben vertraut machen sollen. Parallel geht natürlich die Suche nach einer regulären Anstellung weiter. Nach rund zwei Jahren, so hatte die Regierung gehofft und prognostiziert, sollten mindestens die Hälfte der Kursteilnehmer Arbeit gefunden haben.
Mehr Betroffene wegen Finanzkrise
Dann kam die Finanzkrise und Ende 2008 eine Welle Entlassungen. Rasch stieg die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld, und immer mehr von ihnen nähern sich jetzt der so genannten dritten Phase des Arbeits- und Entwicklungsprojektes: Um weiter Geld zu erhalten – diesmal vom Sozialamt – müssen sie unbezahlte Arbeiten ausführen. Gill Hagström aus Norrtälje war lange Jahre Grenzpolizistin. Als ihre Einheit vor zwei Jahren umzog, verlor sie den Job. In ihrem Alter eine feste Anstellung an ihrem Wohnort zu finden ist nahezu aussichtslos. Im kommenden Sommer wird die 61-Jährige unbezahlt Gemeindearbeit ausführen müssen: „Ich denke mit Schrecken daran. Ich kann das einfach für mich nicht akzeptieren. Ich werde mich total mies fühlen. Es geht aber nicht nur darum, dass sich die Leute, die so arbeiten müssen, mies fühlen. Das schlimme ist, dass diese Maßnahme den Arbeitsmarkt kaputtmacht.“
Qualität steigernde Tätigkeiten
Arbeitgeber, die einen Langzeitarbeitslosen in Phase drei beschäftigen, müssen weder Lohn noch Arbeitgeberabgaben entrichten. Im Gegenteil, sie erhalten für jeden Beschäftigungstag eine Entschädigung von umgerechnet rund 20 Euro. Im Gegenzug muss die angebotene Beschäftigung „Qualität steigernden Charakter haben und andernfalls nicht ausgeführt werden“, so steht es im Regelwerk. Viele der Phase-3-Beschäftigten arbeiten in Second-Hand-Läden von Wohltätigkeitsorganisationen oder in kommunalen Einrichtungen. Gill Hagström sieht die meisten dieser Arbeiten als Tätigkeiten, die auch andernfalls nötig wären. „Ich konkurriere sozusagen mit mir selbst. Warum sollte mich dieser Arbeitgeber regulär anstellen, wenn er mich als Phase 3 gratis bekommen kann, ja sogar noch Geld bekommt. Die Maßnahme ist reines Lohndumping“, findet Hagström. Tatsache ist, dass immer mehr Arbeitgeber sich für die kostenlosen Arbeitskräfte interessieren.
(Quelle: Radio Schweden)