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Ski-Weltcup in Gällivare - Norwegische und schwedische Siege

Verfasst: 22. November 2010 15:20
von Karsten
Vor der Eröffnung des Ski-Weltcups wurden große Hoffnungen auf Charlotte Kalla und Marcus Hellner gesetzt, und sie haben ihre Anhänger nicht enttäuscht. Marcus Hellner erreichte im nach ihm benannten Skistadion in Gällivare Platz Eins im 15 Kilometer Freistil, Charlotte Kalla kam auf der Zehn-Kilometer-Distanz als Zweite ins Ziel.

Am Fuße des Berges Dundret ist schon Feststimmung. Eröffnung des Weltcups ist schließlich nicht alle Tage, aber immer öfter. Seit 2006 alle zwei Jahre, man gewöhnt sich schon fast an den Glanz der Weltstars am Dundret. Die zehn Kilometer Freistil werden gerade ausgetragen, die Norwegerin Marit Björgen hat bereits die Führung übernommen, gefolgt von Charlotte Kalla aus Norrbotten. Die ganze Stadt Gällivare so scheint es, ist an der Strecke, um das großen Skifest zu feiern, wie Anna Hansson:

"Der Weltcup zieht ja viele Menschen an, es ist herrlich diese Veranstaltung hier zu haben, wo wir wenigstens Schnee haben. Ist ja alles da, hier man muss ja keinen Kunstschnee auffahren."

Das hat auch die Organisatoren des Weltcups überzeugt, nicht zuletzt vor sechs Jahren, als der Wettbewerb kurzfristig wegen Schneemangels von Östersund nach Gällivare verlegt werden musste. Seitdem startet alle zwei Jahre die Premiere des Weltcups in Gällivare. Vor dem diesjährigen Wettbewerb wurden die Anlagen am Dundret für 700.000 Euro noch einmal verbessert, um die Strecke im Wald wurden ein paar Bäume gefällt, das macht sich besser im Fernsehen, eine Großbildleinwand fürs Publikum gekauft, und Schneekanonen, zur Sicherheit. Gällivare will sich wirklich von seiner besten Seite zeigen, der Weltcup bedeutet viel, wie Maria Wallgren vom örtlichen Touristenbüro Visit Gellivare Lapland erklärt:

"Der Weltcup bringt uns viele Gäste. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Effekte versuchen wir zu messen, wir haben Interviewer losgeschickt, die das untersuchen sollen. Wir hoffen natürlich darauf, dass viele Gäste wieder kommen oder neugierig werden nach den Berichten in den Medien. Nächstes Wochenende zum Beispiel treffen sich in Gällivare die Weihnachtsmänner zur Meisterschaft."

Wettkampf zwischen Norwegen und Schweden

Aber nun messen sich die Langläufer, und da vor allem in schöner Tradition die Norweger und Schweden. An der Strecke am Dundret steht eine Fanschar mit einem Plakat und darauf vermerkt, Marcus - Petter 1:0. Ein Sieg mehr für den Schweden Marcus Hellner bisher, der norwegische Dauergewinner Petter Northug hat kurzfristig abgesagt, eine Erkältung plagt ihn. Gällivare muss auf die Revanche warten. Aber apropos Zwist ums Skifahren, die Norweger haben das wohl erfunden, wird gerne verbreitet, aber nix da, das waren wohl die Sami, meint Sven Staltje, der standesgemäß mit dicker Pelzmütze an der Strecke steht:

"Es waren ja wohl die Sami, die zuerst Ski gefahren sind. Ich bin selbst Same und Rentierzüchter, hier im Norden zumindest... Es waren mutmaßlich die Sami, die das Skifahren erfunden haben!"

Nun haben die zwar nicht so große Namen im Kader des Skiverbandes, eigentlich niemanden, aber was soll's. Die Jojk-Sängerin Sofia Jannok, auch sie stolze Vertreterin der Stadt Gällivare, feuert die Jungs an der Strecke an.

"Hier in der Gegend sind wir fast auf Skiern geboren. Es ist einfach cool, den Weltcup hier zu haben. Beim letzten Mal war ich auch, da habe ich auch gesungen. Nun bin ich einfach als Fan hier, Charlotte Kalla und Marcus Hellner haben eine super Vorstellung geliefert letztens."

Ja, die beiden Lokalmatadoren Kalla und Hellner, Helden sind sie jetzt schon und heiß begehrt bei den Medien, die hinter der Absperrung geduldig auf ihre Gelegenheit warten. Marit Björgen hat ihren Vorsprung weiter ausgebaut und gewinnt mit ganzen 41 Sekunden Vorsprung. Charlotte Kalla holt Silber und absolviert nach dem Rennen den Interview-Marathon. Die großen Fernsehstationen und den Schwedischen Rundfunk hat sie schon durch, über Lautsprecher wird gerade das kurze Interview mit dem Lokalfernsehen übertragen, wieder dieselbe Frage: "Wie ist das denn, hier in Gällivare zu gewinnen?" "Es ist herrlich, hier auf der gewohnten Strecke zu fahren mit den vielen bekannten Gesichtern im Publikum."

Deutsche Misserfolge

Für die deutschen Läufer geht es nicht gut, gar nicht gut. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren nicht, ebenso wie für beide in der Stafette. Evi Sachenbacher-Stehle landet über zehn Kilometer Freistil abgeschlagen auf Platz 26 und klingt nach dem Lauf entsprechend grummelig:

"Es ging nicht gut. Es war sehr zäh, und ich hab mich gar nicht gut gefühlt. Ich kenne das von mir, dass die ersten drei Rennen zäh sind, ich brauche ein paar Rennen, um in Schwung zu kommen. Die Strecke ist super, ein bisschen unruhig mit vielen Kurven aber eine Strecke wie jede andere. Ist aber super zum Laufen, viel Schnee und schön."

Bei den Herren ist Tim Tscharnke der erfolgreichste Deutsche auf Platz elf. Immerhin. Ihm fehlte wohl etwas Ruhe:

"Das Rennen ist sehr gut gelaufen, ich muss aber gleich Kritik üben, in unserem Hotel ist jetzt vier Tage lang Party angesagt. Axel Teichmann und ich wohnen auch am Ausgang zur Straße hin, und die Nacht war so laut wie auf einem Marktplatz."

Im Hotel wird Besserung gelobt, damit die Athleten ruhig schlafen können. Am Berg Dundret nimmt für die Zuschauer das Rennen den erwarteten Verlauf, "ihr" Marcus Hellner gewinnt. Der zweifache Olympiasieger ist in Gällivare auf das Ski-Gymnasium gegangen, nach dem olympischen Gold wurde das Ski-Stadion am Dundret nach Hellner benannt. Sirkka-Lisa Höjlind und Inga-Lis Bronin im Publikum sind außer sich vor Freude:

"Er hat gewonnen, mit 11,4 Sekunden Vorsprung." "11,4 Sekunden, unglaublich. Er ist doch unser Junge! Ich bin so glücklich, dass er gewonnen hat. Er ist Spitze!"

Kurz nach Sieg leert sich das Skistadion mit einem Schlag. Die Siegerehrung nehmen nur noch ein paar wackere wahr. Die Traube der Besucher setzt sich in Bewegung, die eigene Melodie des Winters erklingt, wenn die Thermohosen aneinander ratschen. Auch der Fanclub ist schon gegangen. Beim nächsten Mal wird es ein neues Plakat geben. Markus - Petter, es steht nun zwei zu null.

(Quelle: Radio Schweden)