Fern vom kanadischen Olympiastress fand am Wochenende in Schweden der größte Schlittschuhlanglauf der Welt statt: Vikingarännet. In diesem Jahr konnten die Teilnehmer die 80 Kilometer lange Strecke zwischen Uppsala und Stockholm wie geplant zurücklegen. Traumqualität hatte das Natureis dabei allerdings nicht, bedauerte Anders Tysk, Generalsekretär des Rennens:
„Viele glauben ja, dass man bequem vor sich hin gleitet, weil der Winter so streng ist“, sagt anders Tysk. „Aber wenn Schnee fällt, wird die Eisfläche uneben. Es kommt zu Wasserbildung, auch unsere Schneepflüge können da nicht so viel ausrichten. Viele Läufer sind gestürzt, haben Schürfwunden und Beulen. Aber ich freue mich natürlich, dass wir das Ziel diesmal in die Stockholmer Innenstadt verlegen konnten.“
Einer der 3 400 Teilnehmer, der den Langlauf ohne Blessuren hinter sich gebracht hat, ist Åke Brulin aus der Verkehrsredaktion des Schwedischen Rundfunks. Als Breitensportler ist er zufrieden mit seinem Ergebnis: „Das Rennen gestern war ziemlich schwierig. Ich habe sechs Stunden gebraucht. Aber für mich war am wichtigsten den ganzen Lauf durchzuführen.“
Eisverhältnisse und Wetter spielen bei solchen Veranstaltungen offenbar immer eine große Rolle. Was war diesmal entscheidend? „Diesmal war das Eis ziemlich ungünstig. An einigen Stellen war es deswegen sehr schwer zu laufen. Es gab auch viele Risse in der Eisdecke. Man musste also immer sehr aufpassen nicht hinzufallen und sich Schäden zuzuziehen. Deshalb bin ich wesentlich langsamer gelaufen, als ich es sonst manchmal tue. Ich wollte keine Risiken eingehen.“
Über Stock und Stein
Die Wasserlandschaft zwischen Uppsala und Stockholm besteht also nicht aus einer einzigen Eisfläche sondern aus vielen Buchten und schmalen Passagen. Manchmal müssen die Teilnehmer des Schlittschuhwettbewerbs ihre extra langen Kufen abschnallen und eine Strecke zu Fuß laufen. Dabeei war in diesem Jahr der tiefe Schnee sehr hinderlich.
3 400 Läufer waren am Start. Vom Super-Skilanglauf - dem Wasalauf kennt man ja die Bild mit einem großen Gedränge, gerade am Anfang. Beim Vikingarännet ist eher Schlangestehen angesagt, erzählt Åke Brulin. „In Uppsala steht man zunächst in einer Warteschlange, das Startgebiet ist relativ klein. So ein Gedränge wie beim Wasalauf entsteht dabei nicht. Diesmal wurde uns beim Warten nicht einmal besonders kalt. Die ersten zwei Stunden schien ja die Sonne. In Uppsala war das Wetter sehr gut.“
Kleingruppen
Die meisten Teilnehmer haben ein paar Freunde oder Sportkameraden dabei mit denen sie gemeinsam laufen. „Sehr viele auch ganz alleine oder zu zweit. Eine größere Gruppe zusammenzuhalten ist ja sehr schwierig, wenn man ein einheitliches Tempo halten will.“
Der diesjährige Sieger des Vikingarännet heißt Sony Peterson. Er ist also ein Eliteläufer und legte die 80 Kilometer in 2 Stunden und 57 Minuten zurück. Aber bis zur olympischen Disziplin hat der Schlittschuhlanglauf in offenem Gelände es noch nicht gebracht. Vikingarännet ist vor allem als Veranstaltung des Breitensportes bekannt.
Gutes Training auf Natureis
Das man auch als Breitensportler gute Kondition braucht, um 80 Kilometer durchzustehen ist selbstverständlich. Training auf Kunsteisbahnen war in diesem Jahr aber nicht notwendig. „In dieser Saison konnte ich an fast allen Wochenenden auf Natureis laufen und die nötige Technik, Kraft und Kondition aufzubauen. Aber man muss ja generell mit Lauftraining oder Skilaufen Kondition zusätzlich bekommen. Die ist beim Vikingarännet das Wichtigste.“
Kondition ist auch für eine Reihe anderer Sportwettbewerbe der ausschlaggebende Faktor. Die Teilnahme am Wasalauf auf Skiern, das Radrennen Vätternrundan, der Schwimmwettbewerb Vansbrosimmet und für Läufer der Lidingöloppet erbringt den Titel „Svensk klassiker“, Schwedischer Klassiker. Aber der Schlittschuhwettbewerb Vikingarännet gehört nicht in diese Kategorie. Zumindest noch nicht: „Ich glaube, wenn man eine modernere Liste darüber macht, was Breitensportler vor haben, dann gehören eher Vikingarännet und Stockholm Marathon darauf. Das sind heute die Wettbewerbe, auf die sportliche Menschen sich vorbereiten.“
Bald ein Klasssiker
Das Vikingarännet gibt es seit 1999. Aber erst zum zweiten Mal konnte dieser Lauf jetzt wirklich auch, so wie es geplant ist, bis in die Stockholmer Innenstadt durchgeführt werden. Mit seinem Großstadtaspekt unterscheidet sich Vikingarännet deutlich von anderen Schlittschuhlanglaufbewerben, meint Åke Brulin. „Im vorigen Jahr habe ich auch am Bothnialoppet, zwischen Luleå und Piteå, teilgenommen. Da ist man mehr allein. Die Bahn ist selbstverständlich auch vorbereitet, aber wenn man zwischen zwei großen Städten wie Uppsala und Stockholm fährt, sieht man die Zuschauer auf Brücken stehen und dort, wo im Sommer Freibäder sind, jubeln. Die Stimmung ist mehr wie bei einem Volksfest, und das ist wohl auch das Ziel der Arrangeure.“
(Quelle: Radio Schweden)
Vikingarännet: Schlittschuhlauf von Stadt zu Stadt
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