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Re: Die Erneuerung des Wolfsbestandes ist in Schweden gefähr
Verfasst: 12. März 2012 12:51
von TochterderStille
ich habe eben gelesen, dass in Lappland weitaus mehr Rentiere vom Schnellzug überfahren als von Wölfen angegriffen werden. Vielleicht sollten sich Sami und Jäger einmal auf die Lokomotivjagd machen, da dies mehr Rentiere vom gewaltsamen Tod retten würde. Da die Züge immer zur gleichen Zeit kommen, wäre dies doch auch weitaus einfacher und die Trophäe ist auch grösser ...
ich könnt feiern!
Re: Die Erneuerung des Wolfsbestandes ist in Schweden gefähr
Verfasst: 14. März 2012 01:24
von calle
Na das Thema Wölfe scheint ja in ein Wespennest gestochen zu haben. Eigentlich gibt es nur wenig dazu zu sagen, religiöse Überzeugungen kann man nicht ändern. Jäger scheinen ja hier im Forum ein wenig in den Status des gesellschaftlich geächteten Henkers zu rutschen. Dabei schien mir Gundhar nur die Gefühle eines Menschen dastellen zu wollen, dessen Hund vom Wolf gerissen wird. Das warum ist eine zweite Frage. Jagdhunde erwischt es natürlich ihrer Aufgabe gemäss am meisten und Hunde und Wölfe spechen einfach eine zu ähnliche Sprache - auch ist der Wolf dem fremdsprachen "Ausländer" weit überlegen. Hunde töten in der Regel keine Wölfe, soviel zu den Gerüchten, da sie nicht auf Todbiss angelernt wurden. Auch das muss erst erprobt werden.
Wölfe werden nur selten gewildert, da die meisten mit einem Sender versehen wurden und der unerlaubte Abschuss eines Wolfes führt hohe Geldstrafen - Ersatzweise Gefängnis und Entzug der Jagdberechtigung nach sich.
Was ich nicht ganz verstehe tochterderstille ist Dein Nick - Name: Tochter der Stille
Du scheist mir ja vielmehr eine sehr erregte Kampfesmaid zu sein
Das eine Jagdprüfung leichter als ein Führerschein ist liegt schon einige Jahre zurück, aber da waren auch Führerscheinprüfungen noch leicht. Und Waffen besitzen in Schweden nur charakterlich unauffällige Menschen, ansonsten wird die Lizens dazu ähnlich wie in Deutschland eingezogen.
Ein beliebtes Gesprächsthema, hier wohl die Jagderlebnisse, deutet nicht zwanhaft auf niedrigen IQ hin. Umgekehrt bedeutet auch, dass ein Mensch, mit dem man harmoniert darum nicht gleich zu den Klügsten gehören muss.
Ein Aussterben der Raubtiere in Afrika, Asien und Südarmerika hat leider unter anderem den Grund, das sich die besagten Hirten und Dorfbewohner eines in Ihren Augen gefährlichen Räubers entledigt haben, der sowohl Herden als auch Menschen bedroht. Also eigendlich ganz nüchtern die Welt.
In Schweden versuchen die Bauern inzwischen mit subventionierten Wolfszäunen ihre Schafe zu schützen. Eine kluge Massnahme der Regierung. Dennoch gerissene Tiere werden dann ersetzt.
Es liesse sich noch eine ganze Menge auf die vielen in den Raum geworfenen Bemerkungen sagen. Ich will nur kurz andeuten, das manches, was als Argument verkauft wird, um einen Gegner zu blöffen, auch noch hinterfragt werden kann.
So und nun noch kurz zum Schluss um nicht gleicht wieder das Kampfesschwert in der Hand der Tochter der Stille auf mich zuschlagen zu sehen
ich bin vor vielen Jahren nach Schweden als aktiver Naturschützer gekommen und versucht alles das zu machen worin alle in der Theorie so gut sind, was aber in der Praxis kaum zu Anwendung kommt. Man lässt sich da schon manch einen Zahn ziehen. Aber das Ergebnis lässt sich blicken. Auch Wölfe sind bei mir regelmässig auf dem Grundstück.
Re: Die Erneuerung des Wolfsbestandes ist in Schweden gefähr
Verfasst: 14. März 2012 09:43
von goteborgcity
Hej calle,
Wölfe sind zwar ein "heisses Thema". wie Du ja bemerkt hast, aber es geht bei der laufenden Diskussion ja um bestimmte Punkte.
Wenn Du alle Diskussionen zu diesem Thema verfolgt hast, so stellst Du fest, dass Gundhar nur die Meinung von einschlägigen Jagdzeitschriften kritiklos übernimmt und NIE auf eine klare Frage beantwortet, was für mich nicht gerade für Offenheit spricht, sondern ein Zeichen von blindem Fanatismus ist.
Zum anderen wohnt Gundhar, soviel ich weiss, in Deuschland, wo er keine Wölfe jagen darf, und kommt deshalb als "Trophäenjäger" (Ausländer dürfen Felle allerdings nicht ausführen) nach Schweden. Was man davon halten soll, darüber kannst Du Dir Deine eigene Meinung bilden. Nur wer sich mit Geld alles kaufen kann oder ein Fanatiker der Jagd ist, wird so handeln. Dies hat nichts mit einem normalen Jäger zu tun, der sich vielleicht sogar noch für die schwedische Natur interessiert.
Und auch das Argument mit Hunden ist, einfach gesagt, lächerlich. Jedes Jahr werden mehr Hunde von Wildschweinen getötet als von Wölfen. Auch Bären töten immer wieder Hunde, eine irre Menge wird von Autos überfahren und selbst Jäger schiessen und töten Hunde, sowohl auf der Jagd als auch weil sie zu alt wurden. Warum richtet sich also das Argument darauf, dass NUR Wölfe getötet werden müssen, weil sie Hunde (in Verteidigungsverhalten) angreifen? Ein solches Argument zeugt für mich eher von einer niederen Intelligenzstufe und dient nur der Verteidigung der Wolfsjagd. Man sucht sich ein Bruchstück einer Statistik aus um sich selbst als guten Menschen darzustellen ... warum weigern sich Wolfsjäger einfach die Gesamtheit zu betrachten?
Sicher machen auch Naturschützer und Wolfsschützer Fehler und einige manipulieren ebenfalls Statistiken, und das hilft der Sache sicher auch nicht viel, aber gegen Wolfsjäger ist vermutlich ohnehin jedes Argument sinnlos. Wobei Du sagst, dass Wölfe nicht gewildert werden. Ich frage mich nur, warum dann jedes Jahr Wölfe spurlos verschwinden und so manches Mal sogar noch die Sender gefunden werden (neben Blutspuren). Bei der geringen Bestandszahl an Wölfen in Schweden sind auch die gewilderten 7 bis 15 Wölfe im Jahr von Bedeutung.
Viele Grüsse
Herbert
Neue Methode zur Auffrischung des Wolfsbestandes vorgestellt
Verfasst: 15. März 2012 10:47
von Karsten
Die Inzucht im schwedischen Wolfbestand ist zwar leicht eingedämmt, der Weg zu einer genetisch stabilen Population ist aber noch weit. Zu diesem Schluss kommt das diesjährige Wolfsymposium in Vålådalen nahe des westschwedischen Skiortes Åre. Um die Zuwanderung von russischen Wölfen künftig zu erleichtern, haben Forscher und Behördenmitarbeiter aus drei skandinavischen Ländern sowie Russland zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Auch aus den USA gibt es einen Vorschlag, wie dem genetisch angeschlagenen Wolfbestand auf die Sprünge geholfen werden könnte.
Drei russische Wölfe haben es bisher durch das für sie verminte Gebiet der Rentierzüchter in südwestlichere Gefilde geschafft. Zwei davon haben sich bereits vermehrt und so den von Inzucht geplagten schwedischen Wolfbestand aufgebessert. Im Schwedischen Rundfunk erklärte Olof Lidberg, Wolfforscher an der Landwirtschaftlichen Universität: „Der Wolfbestand sieht heute so gut aus wie seit den 1980ern nicht mehr, als wir neue Wölfe bekamen. Es gibt heute mehr Wölfe als jemals zuvor, der Bestand erfreut sich eines guten Zuwachses und die genetische Entwicklung geht auch in die richtige Richtung.“
Damit dies auch so bleibt, hat sich während der Konferenz ein internationales Netzwerk gebildet. Forscher, aber auch Behördenvertreter aus Schweden, Finnland, Norwegen und Russland haben sich zusammengetan, um weitere Möglichkeiten der Einwanderung russischer Gene nach Skandinavien auszuloten.
„Soft Release“ statt Sprung ins kalte Wasser
Mit Interesse wurden auch Forschungsergebnisse aus den USA zur Kenntnis genommen. Gegenüber Radio Schweden erklärt der Veranstalter des Symposiums, Mats Ericson, was sich aus den Versuchen im Yellowstone Nationalpark lernen lässt: „Wie die amerikanische Forscherin berichtete, hat man dort mehrere Wölfe aus der Gefangenschaft im Park ausgesetzt, allerdings in einem großen Gehege. Erst als sie Paare gebildet hatten und teilweise sogar schon Nachwuchs erwarteten, entließ man sie aus dem Gehege. Das Ergebnis war, dass diese Welpen mehr oder weniger dort ansässig blieben, wo man sie ausgesetzt hatte. Diesen Prozess nennt man ‚Soft Release‘. Er ist etwas ganz anderes als das, was man bisher in Schweden gemacht hat: Man verpflanzt Wölfe einfach nur in ein anderes Revier, mit der Folge, dass sie in fast allen Fällen zurückwandern.“
Diese Möglichkeit des vorsichtigen Aussetzens in die freie Natur bestünde Mats Ericson zufolge auch hierzulande. Allerdings müssen bei diesem Prozess viele Aspekte beachtet werden.
„Es geht nicht nur um die Kosten, die die monatelange Haltung im Gehege verursacht, sondern es kommen ja einige Ausgaben für den Tierarzt dazu. Es gibt ja zum Beispiel immer ein gewisses Tollwut-Risiko. Schließlich kommt noch die Bürokratie dazu, insbesondere bei der Aufnahme russischer Wölfe.“
Wolf-Hass allerorten
Der lokale Widerstand gegen den Wolf ist Mats Ericson zufolge auch in anderen Wolf-Nationen nicht unbekannt. Dass der Wolf etwa Jagd auf Nutztiere macht und den Züchtern dabei großen wirtschaftlichen Schaden zufügen kann, ist in allen Ländern ein Problem. Gerade die schwedischen Jäger aber machen immer wieder geltend, dass der Wolf etwa die Elchjagd erheblich beeinträchtigt, weil die Raubtiere die Hunde angreifen und auch töten. Ericson weist darauf hin, dass die Jagd mit freilaufenden Hunden eine skandinavische Besonderheit und somit im Grunde nur hier ein Problem ist. Ob andere Möglichkeiten der Wildjagd erwogen werden sollten, lässt Ericson offen.
Schweden hat auf Druck der EU-Kommission die Lizenzjagd auf Wölfe ausgesetzt. Derzeit ist nur die Schutzjagd erlaubt. Nach herber Kritik seitens der Kommission wegen Verstoßes gegen die Artenschutz-Richtlinie hängt eine Klage vor dem Gerichtshof der Europäischen Union wie ein Damoklesschwert über Schweden. Mit Spannung wird daher das neuerliche Gutachten zur Raubtierpolitik Anfang April erwartet. Davon, wie weit Schweden bereit ist, von seiner bisherigen Wolfpolitik Abstand zu nehmen, wird abhängen, welche Konsequenzen die EU-Kommission zieht.
„Seit der Anzeige hält die EU ihre Augen auf Schweden gerichtet und beobachtet genau, was in Sachen Wolfsjagd passiert. Auch hinsichtlich der genetischen Verstärkung des Bestandes verfolgt die EU, ob Schweden die Maßnahmen auch tatsächlich ergreift.“
(Quelle: Radio Schweden)
Re: Die Erneuerung des Wolfsbestandes ist in Schweden gefähr
Verfasst: 16. März 2012 16:14
von calle
Ja, das ist schon seid Tagen klar, wagte nur keiner herauszuposaunen. Naturschutz im allgemeinen ist ein sehr heikles Thema. Es besteht aus der veröffentlichung von Halbwahrheiten auf beiden Seiten, um gesteckte Ziele zu erreichen. Wäre aus meiner Sicht mal ein interessantes Diskussionsthema hier im Forum, denn die schwedischen Wölfe, die mit ihrer rellativ klein wirkenden Zahl von 210 - 400 Exemplaren immer im Fokus der Aufmerksamkeit stehen und zudem auch als lebenskräftig einklassifiziert werden, täuschen natürlich über einen Zustand hinweg, den man am besten mal in der "roten Artenliste" nachlesen kann.
http://www.slu.se/sv/centrumbildningar- ... rodlistan/
450 Wölfe in Schweden in 10 Jahren
Verfasst: 3. April 2012 15:37
von Karsten
Ein gesunder Wolfsbestand sollte in zehn Jahren bei ungefähr 450 Tieren liegen. Zu diesem Schluss kommt der von der Regierung eingesetzte Gutachter über den Raubtierbestand in Schweden, Lars-Erik Liljelund. Dazu sei aber die genetische Auffrischung des Bestandes dringend notwendig, so Liljelund bei der Präsentation seines Abschlussberichtes am Dienstag in Stockholm.
Weiter wird vorgeschlagen, dass die Naturschutzbehörde ein Untergrenze festlegt, und dass Jagdquoten über regionale Verwaltungen geregelt werden sollen. In Schweden wird seit Jahren über die Größe des Wolfsbestandes kontrovers diskutiert. Die Einführung einer Lizenzjagd von 20 Wölfen vor zwei Jahren durch die Regierung hat zu scharfer Kritik von Seiten der EU-Kommission geführt.
(Quelle: Radio Schweden)