Nö, das ist nicht unmenschlich, sondern typisch menschlich. Man tut es nämlich unbewusst, auch du, egal, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Du kontrollierst viel weniger, als du glaubst. Wie jeder, der eine mehr, der andere weniger. Ich glaube, ich hatte diese wissenschaftlich gesicherten Zusammenhänge gerade für Zehntklässler verständlich dargestellt. Hier geht es nicht mehr um Meinung, ich rede von Tatsachen, die du ganz einfach leugnest. Das liest sich geradezu so, als wenn du nicht an Wissenschaft, sondern an etwas anderes glaubst. Das ist deine Sache, macht aber eine ernsthafte Diskussion sehr schwierig.Es ist nicht mindestens genauso unmenschlich, in einen Haufen Buchstaben, oft orthographisch und grammatikalisch mit allerlei Mängeln behaftet, einen Menschen hinein zu interpretieren?
Na, dass das E-Meter eine praktische Sache ist, habe ich schon kapiert. Als Lügendetektor eigentlich völlig veraltet, genügt es aber völlig, um mit Hilfe der Ausschläge bei konfliktbeladenen Antworten der Probanden auf sehr direkte und harte Weise mittels Nachhaken (zur Not mehrmals) fast umgehend an Schwachpunkte des Probanden heranzukommen. Dafür benötigen Psychologen im reinen Gespräch oft viele Stunden. Allerdings kann ein Psychologe, wenn er es für angezeigt hält (das zahlen die Kassen nicht), wesentlich tiefer in den Menschen eindringen und wirklich das Unterste zu oberst kehren.
Aber sei es, wie es sei, mein baer, ein bisschen clear bin ich auch schon bald. Aber ganz ohne Hokuspokus, ganz aus eigener Kraft, stell' dir das vor! Ich wäre sogar fähig, eine eigenen Laden aufzumachen, ich meine, sowas wie der Baghwan gemacht hat. Ich hab's getestet, es hat funktioniert. Sogar ganz spontan und ohne Vorbereitung. Die devoten Gläubigen kamen alle (fast alle, meist Frauen) auf mich zugekrochen und haben mir gehuldigt. Es war ein Rollenspiel an der Uni, bei dem ich den Guru spielen sollte. Das habe ich mittels eines orangefarbenen marrokanischen Gewandes, den passenden spitzen Schlappen und eines Weihnachtsmannbartes, in der Mitte der Versammlung auf einem Podest im Schneidersitz sitzend, sehr schön zelebriert, und zwar ohne Worte, nur mit Gesten. Stell dir vor, ich hätte auch den Mund aufgemacht! Aber Dynamik kam in die Sache, als ich würdevoll und gemessen aufstand. Da kam plötzlich Bewegung in die Gemeinde, so dass es mich schon fast erschreckte, welche Macht diese Situation entfaltete. Ich hätte jetzt wirklich nur ein paar vorbereitete Weisheiten sagen müssen, und nicht wenige der Kommilitonen wären meinem Verein beigetreten. Der Veranstalter scheint das gemerkt zu haben, denn er brach das Experiment recht abrupt ab. So etwas scheint mir, verdammt nochmal, zu liegen. Ich weiß gar nicht, warum ich das nicht mache, ich wäre längst Seelenfänger und Multimillionär. Genügend Fantasie und Sprachgewalt für das Entwerfen einer idealen Leere ist ja vorhanden.
Einen eurer Schulungsleiter (Unternehmensberatung) habe ich auch mal schwer geärgert, als er mir weismachen wollte, diese emotionalen Tonstufen hätten nichts mit Psychologie zu tun. Als er mich irgendwann gerade entgültig in die Kategorie "unbelehrbarer Störer" einordnen wollte, habe ich ihm Balsam auf die Seele gekippt, indem ich wahrheitsgemäß gesagt habe: "Aber es funktioniert." Der war happy, der strahlte richtig und wollte mich unbedingt im Folgekurs haben. Von wegen Gefühlskontrolle! Keine Spur! Aber um nochmal zu diesem Forum zu kommen, so einen richtigen 1.1er habe ich hier noch gar nicht entdeckt. Dazu sind die, die sich an mir reiben, zu offen und agressiv. Einer versucht vielleicht, dahin zu kommen, aber sein Charakter ist nicht schlecht genug. Er hat noch zu viele Gefühle, auch wenn er meint, er sei unempfindlich. Nö, ist er nicht, und das ist schön so.
Dafür habe ich mal einem indischen Gast, der bei uns übernachten wollte, vorgespielt, ich sei ein echter Vampir. Der hat sich fast in die Hosen gemacht, mir plötzlich mit weit aufgerissenen Augen ein Kreuz vor die Nase gehalten und ich musste die halbe Nacht beim Bier mit ihm reden, bis er bereit war, in unserer Wohnung zu schlafen. Ähnlich ging es noch einem befreundeten Paar, er als Jurist wissenschaftlicher Assistent der Uni Bielefeld (heute Bürgermeister und Vorsitzender von Bürgermeistern), sie Studentin der Geologie. Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen, er meinte mit unsicherer Stimme, ich möge jetzt bitte lieber aufhören. Dabei hatte ich doch nur einen kleinen Vampirspaß gemacht. Inzwischen hat mir ein blöder Spielverderber von Zahnarzt meine wunderschönen, extrem langen und spitzen Eckzähne abgeschliffen. Der mochte sie auch nicht. Mein furchterregender Gesichtsausdruck erregt nun keine richtige Furcht mehr, auch Fauchen und unheilschwangeres Überwerfen eines Umhanges wirken nicht mehr sicher. So ist das, wenn man zahnlos wird, mein Lieber. Früher hätte ich ohne Maske in jedem Vampirfilm eine sehr überzeugende Figur abgegeben. Heute bin ich vernünftig geworden, denn ich habe keine richtigen Eckzähne mehr. Aber ich lebe von dem Intervall zwischen den 10 und 12% meiner Gehirnkapazität. Wieviel würde ich haben, wenn ich richtig clear wäre? Das interessiert mich, weil ich mich mal stark mit Neurophysiologie beschäftigt hatte. Natürlich nur wissenschaftlich. Das genügt natürlich nicht den Ansprüchen an richtiges "Wissen", "it's clear, old Wabble" (frei nach Karl May).