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Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 28. August 2011 19:19
von annie
Ein Hallo in die "Antialkohlikerrunde"
das ist schon so eine Sache mit dem Slang, ich habe da nichts uebersetzt.
Dort wo ich aufwuchs, biss man halt manchmal einen ab. Hängt ja vieleicht sogar mit dem schwedischen Einfluss in Teilen Mecklenburgs zusammen.
Ich werde versuchen, mich eventuell klarer auszudruecken, ingen problem.
Uebrigens vorgeglueht habe ich auf alten Schiffen die Hilfsdiesel, manchmal auch nachdem einer abgebissen wurde!
Gruesse Anni

Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 28. August 2011 22:42
von F.Josef
Hej,
einen "abbeißen" bedeutet im norddeutschen m.E. generell "einen trinken" - "vorglühen" bezieht sich ebenfalls auf das trinken, aber speziell vor einer Party etc. um das spätere Besäufnis billiger zu gestalten.
http://www.suchtmittel.de/info/alkohol/000594.php
Ich werde jetzt noch ein Glas Bier trinken - "vorglühen" ist es bestimmt nicht - vielleicht ist es eher "einen abbeißen"
Josef
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 28. August 2011 23:43
von goteborgcity
Hej,
nun habe ich auf Google gesucht und folgendes gefunden:
Redewendung [Bearbeiten]
Silbentrennung: ei·nen ab·bei·ßen
Bedeutungen: [1] umgangssprachlich, besonders norddeutsch: Alkohol trinken
Synonyme: [1] saufen, trinken
Beispiele: [1] Beim Junggesellenabschied gingen sie ordentlich einen abbeißen.
und das wurde dann auf mehreren Seiten bestätigt. Aber da es nur sehr regional verwendet wird, werde ich es bei meinen passiven Deutschkenntnissen belassen, da mich sonst die Mehrheit der Deutschen nicht verstehen. Annie muss also jedenfalls schon einmal aus Norddeutschland kommen ...
Herbert
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 07:41
von Framsidan
Ja Annie vorglühen kenne ich auch noch von Traktorn früher. Die musste man erst vorglühen bevor man sie starten konnte.....
Goteborgcity zwischen einen abbeissen und saufen ist aber ein grosser Unterschied.

Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 09:47
von knut245
Ups, "einen abbeißen" ist mir trotz 20 Jahren in Nord(west)deutschland nie begegnet. Hätte ich wohl öfter mal einen heben sollen
Vorglühen ist mittlerweile Sprachgebrauch, aber mW eine Schöpfung der jüngeren Zeit. Wie das Phänomen selbst. Hängt vielleicht mit den seit der Euro-Einführung deutlich gestiegenen Preisen in der Gastronomie zusammen. So wurde es jedenfalls hier mal berichtet, dass immer mehr junge Leute sich den Suff in der Kneipe nicht mehr leisten können, weshalb sie erstmal privat anfangen. Insgesamt weniger zu konsumieren scheint keine Alternative zu sein...
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 10:13
von Fräknar
Ist eher in den letzten Jahren ein sehr gebräuchlicher Begriff geworden, da du schon lange in Schweden lebst wirst du sicher nicht jede neuere Wortschöpfung mitbekommen.
Wird aber hier in Deutschland denke ich von jedem verstanden.
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 14:55
von Herowina
hehe, interessante Sprach-Diskussion inzwischen

Aber zum Thema: Vorglühen fand ich in Deutschland schon doof, in Schweden ebenso. Aber es ist nun mal ein Usus, und demsteht das schwedischer Alkohol-Verbot in der Öffentlichkeit komplementär gegenüber! Das ist nach meiner Meinung Heuchelei erster Güte! - und das habe ich mir hier schon einmal frei von der Leber weggeschrieben:
http://katgo.wordpress.com/trockene-veranstaltung/
Na denn: Prost!

Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 15:40
von goteborgcity
@Herowina
Ich verstehe jetzt den Zusammenhang zwischen vorglühen, Heuchelei und Alkohol-Verbot in der Öffentlichkeit nicht so ganz, denn eines hat mit dem anderen doch nichts zu tun.
Alkohol-Verbot besagt zwar, dass man in der Öffentlichkeit in Schweden keinen Alkohol trinken darf, aber es wird, auf der anderen Seite, in der Regel auch nicht bestraft und zu bestimmten Gelegenheiten mehr als nur toleriert. Ich denke an Midsommar, Studentenfeste und andere Gelegenheiten und selbst Picknicks im Park.
Heuchelei wäre, wenn diejenigen, die Alkohol trinken gegen Systemet und Alkohol wettern würden, aber dennoch Alkohol trinken würden. Tatsache ist jedoch, dass die Mehrheit der Schweden freien Alkoholverkauf fordert, aber die Lobby der Alkoholgegner mit der Regierung jede Freigabe verhindern und damit Schmuggelei fördert. Was natürlich auch eine Frage der Steuereinnahmen ist. Wenn man von Heuchelei spricht, so kann man dies also nur auf die Regierung anwenden.
Das Vorglühen dagegen spielt sich in der Regel so ab, dass man sich als Gruppe bei jemandem zu Hause trifft und dort das erste Fest feiert, das manchmal auch vier bis fünf Stunden lang ist. Man plaudert, hört Musik und trinkt dabei, versucht sich aber nicht volllaufen zu lassen, da man sonst das nächste Fest in grösserer Gruppe nicht mehr geniessen könnte. Am späten Abend geht es dann in den Nightclub, wo man sich die Getränke ohnehin kaum leisten kann, und feiert das zweite Fest.
Ich habe, wenn es um das Vorfeiern geht, immer das Gefühl, dass nur wenige Einwanderer je an angenehmen Vorfesten teilgenommen haben, sondern nur davon hörten und dann eben einen Schlusssatz ziehen ... oder in einer falschen Gruppe der Vorfeierer gelandet sind. Ich kenne verdammt angenehme Vorfeste mit guter Musik, gutem Essen mit etwas Bier oder Wein, die absolut Teil der schwedischen Kultur sind.
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 16:19
von Framsidan
genau göteborgcity wie ich schon sagte, die Vorfeste sind oft das beste. Das hinterher könnte man sich schenken. Nicht weil man betrunken ist, sondern weil eben das treffen vorher immer nett ist.
Aber wie göteborgcity schon sagte, wer hat daran teilgenommen? Oder hat jemand nur an einer Sauferei teilgenommen ( das ist ganz was anderes)?
Man muss das erst mal richtig kennenlernen um darüber urteilen zu können.
Klar Fräknar krieg ich nich tmehr alles mit was in D gerade in ist. Aber ich habe ja immer noch, wie schon so oft gesagt, meine Kinder, meine ganze Verwandtschaft und viele Freunde in D
Und da meine enkel dort im Jugendlichen alter sind, hör eich auch Ausdrücke die ich von früher nicht kenne. Alles weis ich natürlich nicht was "in" ist.
Framsidan
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 16:43
von Fräknar
Vielleicht gehören deine Enkel ja zu den Jugendlichen, die nicht 'vorglühen'!
Meine Mädels haben das auch noch nie gemacht, aber man bekommt es halt in den Medien mit.
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 21:46
von Herowina
Das ist ja wohl Geschmackssache, ob man Vorfeste nun mag oder nicht. Außerdem hab ich sehr wohl an einigen solchen Vorfesten in Schweden teilgenommen - was meint ihr wohl, sonst würd ich mich hier doch gar nicht einbringen. "Meine" Vorfeste waren nicht einmal besonders "schlimm", was den Alk angeht, sondern im Großen und Ganzen eher.... langweilig. Man sitzt halt zu Haus bei jemandem auf der Bude, toll... Das haben wir als Schüler und Studenten gemacht *schulter zuck* Stichwort: "sit-in"?! Ist halt nicht so meine Sache. ^^
Ich kenne aber auch eine andere Variante:

Das Vorfest ist ausnahmsweise mal lustig, und dann geht man los zum "Hauptfest" - und dort wird die Stimmung schlagartig auf den Nullpunkt abgekühlt, weil man vor der Disco / dem Club stundenlang in einer sinnlosen Schlange stehen muss

Viele tun sich dieses Samstag-abend-Ritual Woche für Woche an... Bitte schön..ich halt nicht!

...
Und mit Heuchelei meine ich .. naja, vielleicht eher Doppelmoral. In der Öffentlichkeit ist Alkohol verboten / verpönt, da werden Ordnungswächter losgeschickt, die dir die Bierflasche wegnehmen... - aber im stillen Kämmerlein wird mitunter gesoffen bis der Arzt kommt. Glaubt ihr nicht, dass das eine mit dem anderem zusammen hängt?
Durch das Monopol und die hohen Preise wird schwarz gebrannt, wird illegal verkauft, wird versteckt und verheimlicht. Der ganze Umgang mit Alkohol ist irgendwie... verkrampft. Dass Verbote und horrene Preise letztlich niemanden vom Trinken oder Alkoholsucht abhalten - DAS meine ich mit Heuchelei. Ich hab den Eindruck: Die Regierung verschließt die Augen vor dem, was die Restriktionen nach sich ziehen... nämlich das Umgehen der Verbote.
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 29. August 2011 22:04
von goteborgcity
@Herowina
Ich glaube, Du verwechselt da etwas, denn das Komasaufen kommt mehr aus Deutschland als aus Schweden und wenn man sieht wie beim Oktoberfest ÖFFENTLICH massloss getrunken wird, dann stelle ich mir die Frage, ob die Schweden dies als Vorbild nehmen sollen.
Wenn du vom schwarz brennen in Schweden redest, so hast Du vielleicht noch nicht bemerkt, dass sich das heutzutage kaum noch lohnt und daher nur noch in ganz wenigen Gegenden Schwedens vorkommt und gerne in deutschen Büchern verbraten wird.
Was die Vorfeste angeht, so hängt es natürlich von der Gesellschaft und dem Freundeskreis ab, ob es gemütlich, langweilig oder versoffen wird. Ich kenne jedenfalls die positive Version, wo man, wie Framsidan schon sagte, manchmal sogar auf das Hauptfest verzichten könnte. Wer von der schwedischen Mentalität eine Ahnung hat geht auch nicht so früh in die Disco oder den Nightclub, dass man ewig Schlange steht ... aber dazu muss man natürlich die schwedische Mentalität wirklich kennen ... oder so jung sein, dass man eben so früh wie möglich zum Hauptfest muss ...
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 30. August 2011 01:45
von Fräknar
@goteborgcity, auch in Deutschland trinkt sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ins Koma und auch hier in Bayern, kenne ich keinen aus meinem Umfeld, der aufs Oktoberfest geht und sich volllaufen lässt. (Abgesehen davon wäre das viel zu teuer!)
Dort findet man vor allem Menschen aus aller Herren Länder und sogenannte Zuagroaste, die sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken.
Wenn man von Beiträgen der Medien, die natürlich eher das spektakuläre und das extreme Verhalten darstellen auf das Verhalten der durchschnittlichen Menschen schließt entsteht schnell ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit.
Wenn ich von den mit Alkohol vollgeladenen Autos und släpvagn mancher Schweden an der Fähre auf das Verhalten der Schweden im allgemeinen schließen würde, bekäme ich auch ein falsches Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht.
Ich denke in den meisten Ländern der Welt gibt es Menschen, die beim Alkohol keine Grenzen kennen und es gibt ebensoviele, die in Geselligkeit, gemütlich und ohne zu übertreiben ihr Gläschen Wein trinken.
Dann gibt es noch solche wie mich, denen Alkohol nicht schmeckt.
Ich finde diese ganze Diskussion müßig, und unsinnig! Denn Verallgemeinerungen an sich, werden der Vielfältigkeit keiner Gesellschaft gerecht!
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 30. August 2011 09:28
von goteborgcity
@Fräknar
Ich antwortete eigentlich (vielleicht etwas provokativ) mehr auf die Aussage von Herowina wie "aber im stillen Kämmerlein wird mitunter gesoffen bis der Arzt kommt", denn mir ist schon klar, dass nicht alle Deutsche sich volllaufen lassen, aber sich vollaufen lassen ist eben nicht "typisch Schwedisch", sondern kommt in allen Ländern vor.
Ich war auch nur ein einziges Mal auf dem Oktoberfest und sagte mir jedenfalls "nie wieder", denn ich habe in Schweden noch nie so viele Betrunkene auf kleinster Stelle gesehen wie dort ... und kann mir daher auch sehr gut vorstellen, dass auch viele Deutsche dieses "Fest" vermeiden. Was mir jedoch bei der letzten Tourismusmesse hier in Göteborg auffiel, war die Tatsache, dass die deutschen Vertreter sehr viel mit Weinreisen und Bierfesten Werbung machten, also gezielt auf Schwedenfang sind, die "in deutscher Atmosphäre" trinken sollen. Und ich denke, dass Deutschland weitaus mehr zu bieten hat ...
Re: Alkohol, ein ungelöstes schwedisches Problem
Verfasst: 22. September 2011 21:01
von Robur
Hej hej,
hat von euch schon mal jemand Kontakt zu schwedischen "Drogenberatungsstellen" (konkret Alkoholmissbrauch) gehabt?
Z.B. Nordhemskliniken in Göteborg oder gleichwertige Institutionen?
http://www.sahlgrenska.se/su/nordhemskliniken