Hat jetzt doch länger gedauert, als ich dachte ...
13. September 2010
(Aufbruch vom Übernachtungsplatz am Tjågnårisjågåsj)
Die Wolken des vergangenen Abends hatten es erahnen lassen. Es war schon am Morgen leicht am Regnen und vereinzelte Regenschauern verteilten sich über den gesamten Tag. Die Bergspitzen waren in dicken Wolken verschwunden. Selten zeigte sich mal blauer Himmel und Sonne.
Der Pfad nach Skárja war einfach zu gehen, auch der einzige Fluss, den wir durchwaten mussten, stellte überhaupt kein Problem dar.
(Skárja)
(Skárja)
So erreichten wir Skárja schon am Vormittag. Auf keiner unserer Touren bisher haben wir keine Hütte gesehen, die so verdreckt war! Selbst die Bänke und der Tisch waren so dreckig, dass man sich weder drauf setzen, noch am Tisch essen wollte. Mit Widerwillen stellte ich meinen Rucksack am Boden in der Hütte ab, damit er im Trockenen stand, während ich mich draußen umsah. Zwiebelschalen, Essensreste, leerer Verpackungsmüll, Papiertücher … schrecklich! Schon am Abend zuvor hatte ich mich über eine leere Getränkepulvertüte aufgeregt, die jemand in den Eingang einer Lemminghöhle gesteckt hatte. Allerdings übertrag der Zustand hier alles!
Wegen des Regens beschlossen wir dennoch, uns ein Plätzchen zu suchen und nicht mehr weiter zu laufen. Die meisten Regenschauern zogen jedoch um uns herum.
(Mäander bei Skárja)
Leider hatte ich den Fehler gemacht und meinem Mann gesagt, dass wir 1 ½ Tage, incl. Reserve, der Zeitplanung hinterherhinken würden. Auch Beteuerungen, dass die angesetzten Tage für das Ruohtesvágge und den Padjelantaleden sehr großzügig angesetzt waren und wir da noch „Zeit“ gut machen können, brachte wenig. Auch die Tatsache, dass der Rucksack immer leichter werden würde und auch das Gelände einfacher zu gehen sei, änderte nichts. Vielleicht lag es auch daran, dass die Sohle der neuen Lundhags schon vor ein paar Tagen begonnen hatte sich abzulösen und sämtliche Klebeversuche fehlschlugen – auch Duck-Tape hielt das Ganze nur für ein paar Stunden zusammen. Dazu noch die Erschöpfung (er hat in Skárja fast den ganzen Tag im Zelt verbracht), sein im Durchschnitt schlechte Essen diverser Hersteller (auf zukünftigen Touren werden wir nur noch auf Drytech Real Turmat zurückgreifen) und jetzt noch der Regen mit den zunehmend stärker werdenden Windböen. So gab ich dann klein bei und stimmte der Alternative durchs Álggavágge „abzukürzen“ zu, auch wenn das hieß, dass wir viele Tage in Bobäcken auf Björn Sarstad und sein Boot warten mussten. Denn dazu gibt es natürlich auch eine Vorgeschichte: Die Akkus der Handys hatten wir vor der Tour voll aufgeladen, danach ausgestellt und nachts immer mit in den Schlafsack genommen. In Aktse mussten wir dann feststellen, dass das Handy meines Mannes ganz leer ist und mein Akku nur noch halb voll. Mein „altes“ Handy, das ich zur Reserve mitgenommen hatte, hatte ich gar nicht erst versucht einzuschalten. So hatten wir den Hüttenwart in Akste geben, Björn von dort anzurufen und einen festen Abholtermin in Bobäcken auszumachen. Sicherheitshalber wurden nun die Akkus aus den Geräten entfernt …
Die Suche nach einem sauberen Zeltplatz begann, den wir dann auch etwas südlich an einem Bachlauf fanden. Ich nutzte die Gelegenheit, die seltenen Sonnenstrahlen, die Regenpausen und den Wind, um mich der vernachlässigten Körperpflege und ein paar Kleidungstücken zu widmen.
(Blick über den Smájllájåhkå zur Mikkastugan und den Mihkájiegna)
Mit dem Geräusch von auf das Zelt fallenden Regentropfen endete der ereignislose Tag.
14. September 2010
Am nächsten Morgen regnete es immer noch und da wir nun viele Reservetage hatten, beschlossen wir abzuwarten bis es etwas aufklaren würde, um dann einen Abstecher zum Mihkájiegna-Gletscher zu unternehmen.
(Gletscher Mihkájiegna)
Wir hielten uns auf Höhe der größten Moräne mit der Markierung 2005 und blicken von dort ins Tal hinüber zum Gletscher, der sich – wie wahrscheinlich die meisten – in den letzten fünf Jahren stark zurückgezogen hatte. Durch das gesamte Gletschertal zogen sich weitere Moränen, mal größer, mal kleiner durch eine Steinwüste. Es ist immer wieder überwältigend, vor einem Gletscher zu stehen, zu sehen, welche Kraft in ihm steckt … in diesem Eis, das aussieht, als würde es sich nicht bewegen. Ich stelle mir vor, die die Täler vor vielen Jahrzehnten, Jahrhunderten noch mit Eis bedeckt waren, wie es sich durch die Täler geschoben hat, wie die Hochtäler, Trogtäler und die anderen Täler von ihm geformt wurden. Wobei das Geröll, dass dieser Gletscher hier mit sich schiebt, vergleichsweise „winzig und niedrig“ im Vergleich zu den „Steinchen und Hügeln“ im Rogen Naturreservat ist.
(Gletscher Mihkájiegna)
Es begann wieder zu Regnen und auch der Wind wurde stärker. Von daher kehrten wir um, anstatt noch etwas näher an den Gletscher heran zu laufen, oder den Máhtutjåhkkå zu erklimmen. Wind und Regen ließen erst am späten Abend wieder nach – von daher folgte dem Gletscherausflug ein ruhiger Zeltnachmittag.
(Mikkastugan und Blick ins Ruohtesvágge)
... Fortsetzung folgt!