Hallo, es gibt ja doch eine richtige kleine Wandergemeinde! Ich freue mich über das Interesse! Danke für Eure Anregungen! Hier mal ein paar Sätze zu unserer Ausrüstung. Wir sind zu zweit (m+w) aber im großen und ganzen ist unsere Ausrüstung sehr ähnlich:
Stöcke: Alustöcke mag ich nicht mehr, ich hatte mal welche, die auch teuer waren. Bei einem ist die Mechanik ausgestiegen. Der Stock wurde immer kürzer und ich bin regelrecht in die Knie gegangen, wir haben gelacht, aber irgendwann wars nicht mehr lustig. Ich habe sie notdürftig mit tape repariert. Der Händler war kulant und hat die völlig abgeschruppten Dinger wegen Unzufriedenheit zurückgenommen. Außerdem klappern die Teile so auf den Steinen. Manche Schweden schneiden sich eine kleine Birke, manchmal stehen solche zurückgelassenen Stöcke an den Stationen. Inzwischen habe ich einen Stock aus dem thüringischen Stockmacherdorf Lindewerra (wölfchen, das ist bei dir um die Ecke, ausflug lohnt sich...), ein langer gerader Pilgerstab (Ich bin dann mal weg...) aus spanischer Marone, kostet 12 Euro und ist einfach schön und genial.
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Gewicht: Also bei mir ist bei 25 kg endgültig Schluss, ich habe einen Fjällräven Råstu 90 (90 liter), die Version mit dem Außengestell, der Bursche wiegt leer schon fast 4 kg (wird leider nicht mehr gebaut). Innen ist alles dicht verpackt in Plastiktüten, die Kleidung in solchen Kleiderbeuteln, die man zurollen kann (Tatonka). Lasst Euch nicht vom Gewicht überraschen, packt den Rucksack auch mal zur Probe. Ich habe als wir mit Wandern anfingen, mal alles einzeln gewogen und in einer Tabelle verwaltet, da wundert man sich, wie schnell das Limit erreicht ist.
Essen: Wir verlassen uns nie auf Einkaufsmöglichkeiten in Hütten und Stationen, wenn das die Nudeln alle sind, gibts erst nächstes Jahr neue. Wir nehmen immer Essen für zwei Tage extra mit, falls man mal ein Unwetter aussitzen muss oder irgendwo bleiben und rasten oder einen Blick in ein Seitental werfen will. Ok, in zwei Tagen verhungert keiner, aber es muss ja auch keine Survival-Tour werden. Ich heiße ja nicht Rüdiger ... So sieht unser leckerer Speiseplan aus: Morgens Müsli mit Zucker und Magermilchpulver (wir portionieren das schon vor dem Start in Frühstückstüten) mit warmem Wasser, dazu Kaffee. Mittags Knäckebrot mit Salami und Scheibletten oder schwedischen Schmelzkäse aus der Tube (am liebsten den mit Rentierfleisch), Müsliriegel, Früchteriegel, Schokoriegel, Kaffee. Abends eine Tüte Nudelfertiggericht pro Person , Schokolade, Tee ggf. mit Rum (kleine SIGG-Flasche). Die Nudeltüten stammen aus dem Supermarkt von den einschlägigen Herstellern von Fertigfraß. Nach einem langen Wandertag hats uns immer geschmeckt. Zuhause würde ich sowas nie essen. Die norwegische Armee füttert ihre Leute mit Zeug, das man mit warmem Wasser in der Tüte anrührt, ich habe mal Leute so was essen sehen, die sahen nicht sehr glücklich aus, das kann aber auch an was anderem gelegen haben. Das Outdooressen ist mir schlicht zu teuer. "Panzerplatten" und ähnliches sollen die essen, die freiwillig zum Bund gegangen sind ...
Ich möchte mal selber viltmarksmat machen, nur aus Zutaten, die es hier gibt: Rentier oder besser das noch magerere Elchfleisch dünn schneiden und trocknen (elektr. Pilztrockner), Preisselbeeren, Pilze, Wacholder, Petersilie und selbstgemachte Nudeln oder Snabbmakkaroner, das mach ich mal und erzähle es euch.
Trockenfleisch ist gut, aber man muss auch Wasser saufen wie ne Kuh, damit das schön quillt und man auch satt wird und die Mahlzeit verträgt. Tunnbröd und Kaffee dazu! Getrocknetes Rentierfleisch schmeckt pur so ein bisschen als hätte man sich auf die Zunge gebissen, ist nicht jedermanns Sache.
Zelt: Wir haben ein VAUDE Tornado light mit Original-Unterlage wiegt es 1,99 kg, war nicht billig ist aber eins der besten, das ich kenne. Die Preise, die Hilleberg und FR verlangen ohne sich zu schämen, halte ich für sittenwidrig. Der deutsche Hersteller mit der Pfote fabriziert nur untauglichen Modeschnickschnack.
Isomatte: einfache schwarze EVA-Matte von Globetrotter hat immer gereicht. Die Aufblasbaren sind mir zu schwer und störanfällig.
Schlafsack: Ajungilak Winterschlafsack mit Synthetikfüllung, Extremtemperatur -35°C, voluminös aber schön kuschlig. Ist nicht zu warm! Daune trocknet zu lange.
Kocher: Trangia - dazu gibt es keine echte Alternative, diese Erfindung ist nicht mehr verbesserbar. 1 liter Sprit reicht für zwei Mann eine Woche, die roten Trangia-Flaschen sind auch sehr gut. Dazu ein Feuerstein (Light my fire oder Primus, gibts beim Ausstatter in Schweden und ist 100% zuverlässig), wenn man den Sprit mit etwas Wasser streckt, dann rußt es nicht.
Falls man doch (im Notfall) mal ein Feuer machen muss, sind Feueranmacher ganz gut, so faserige ölgetränkte Platten wo man sich Würfel abbrechen kann (sind in Deutschland spottbillig, in S nicht gerade), ein paar Tropfen Spiritus drauf und dann mit dem Feuerstahl anfackeln. Wanderer sind verpflichtet, sich über aktuelle Waldbrandgefahrstufen zu informieren. Ein trockener Kiefernwald kann selbst mit einem Minifeuer regelrecht explosionsartig in Flammen aufgehen.
Geschirr: ein Esslöffel (Stahl, Loppis), eine Plastikkåsa (oder Holz) zum Schöpfen griffbereit in der Beintasche, ein storkåsa (Napf zum Essen und Duschen, siehe unten), Abwasch mit Outdoorseife, kleines Schwämmchen und kleines Geschirrtuch im Kesselchen verstaut.
Ersatzteile: Ersatzschließe für den Hüftgurt, wenn das Ding kaputtgeht und man hat keinen Ersatz, dann ist Ende im Gelände. Nähzeug, eine Ersatzdichtung für die Trangia-Brennerdose, etwas Tape falls man sich ein Loch in die Regenjacke reisst, ein Stück Schnur.
Navigation: Fjällkarta (nie ohne!), Casio Pro-Trek Armbanduhr (mit Kompass, Altimeter, Barometer, Thermometer, Wecker), einfaches GPS (Garmin geko 101) für den Notfall (zum Beispiel um das Zelt nach einem Ausflug im Nebel wiederzufinden oder eine Hütte oder ein vindskytt zu finden), ganz kleines Lineal um die Koordinaten genau aus der Karte abzunehmen. Notizbüchlein, Bleistift.
Optik: kleine Digi mit Standardbatterien verpackt in einer wasserdichten Tupperdose (so eine mit Schnappverschlüssen und Silikondichtung, Fernglas 10x25.
Werkzeug: Früher nahm ich das Schweizer Messer mit (immer noch eines der besten Werkzeuge), jetzt bevorzuge ich ein kleines einfaches Lapplandmesser der Firma Kero aus Sattajärvi bei Pajala und dazu ein winziges Schweizer (so ein ganz kleines für den Schlüsselbund) mit Schere, Feile, Zahnstocher und Pinzette.
Hygiene: Bewährt hat sich die "Napfdusche", die auch bei flachem Wasserstand eine ausreichende Reinigung gewährleistet. Man entkleidet sich vollständig und übergießt sich mittels Napf (storkåsa) mit Wasser. Der bekleidete Mitwanderer hat die Aufgabe, heftig mit dem Handtuch wedelnd die Mücken fernzuhalten! Das funktioniert und sorgt für Unterhaltung! Was ist drin im "Kulturbeutel"? Outdoorseife von Globetrotter, ein kleiner Mikrofaserwaschlappen, Mikrofaserhandtuch, Zahnbürste, Penatencreme (Lippen, Hände, und wenns mal irgendwo scheuert), Lippenstift mit viel Sonnenschutzfaktor, großes Stofftaschentuch, oranges Plastikschäufelchen und Klopapier. Autan in der Beintasche.
Medikamente: Verbandzeug, starkes Schmerzmittel, Kenntnisse in erster Hilfe
Man sollte grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt den kürzesten Weg in die Zivilisation kennen. Wenn sich einer ein Bein bricht, muss der andere loslaufen und Hilfe holen, z.B. beim nächsten Nottelefon oder Hütte, der Verletzte bleibt nach Erstversorgung im Zelt zurück, die Stelle muss mit GPS und auf der Karte markiert werden. Kommt ein Heli (fiskeflyg oder sami) dann kann man winken (beide Arme hoch und runter über dem Kopf winken, nicht zu schnell), das sollte man nur im Notfall machen, damit der Heli nicht umsonst landet und die Piloten irgendwann keine Lust mehr haben den Touristen zu helfen. Jacke in Signalfarbe ist gut. Das Zelt kann mit einer Rettungsdecke oder etwas anderem hellen leuchtendem markiert werden.
Klamotten (Sommer): FR-G1000-Hose, Meindl Engadin Stiefel, Haglöfs LIM paclite Regenjacke, Regenhose (Tchibo!) Falke TK2 Socken, dünnes langes Unterzeug, kurzärmliges Funktionsshirt, langärmliges Oberhemd BW-Poly-Mischgewebe(no name), Fleecepulli (no name), Fleecemütze, Neoprenhandschuhe (Jula), so ein röhrenfömiges Ding aus Fleece, dass man sich über den Kopf ziehen kann oder um den Hals, Sonnenbrille, ein einfacher Stoffhut (C&A) und ein Mückennetz zum Drüberziehen. Außer der kurzen Unterwäsche und den Socken habe ich nichts doppelt. Nach ein paar Tagen hats das Hemd in sich ...
Wir hinterlassen grundsätzlich keine Abfälle: Wer verpackte Lebensmittel in den Wald tragen kann, kann die Verpackungen auch wieder raustragen. Immer wieder sieht man Müll. Ich verstehe nicht, warum Leute die Wildnis aufsuchen, gerade weil sie "unberührt" ist, um sie dann selbst zu verschmutzen. Feuer wie gesagt nur im Notfall, die Vegetaionsschicht braucht Jahrzehnte, um sich von einer Feuerstelle zu erholen. Der Bär sch...t in den Wald, das ist ok und sieht imposant aus. Menschen sollen ihre Reste vergraben. Am besten vorher ein Loch buddeln oder ein Stück Bewuchs ausstechen, hinterher verschließen...
@wölfchen: Vistasvaggi: Wir fanden den Weg von der Tjäktjastuga über den Pass und bis zur Vistasstuga außerordentlich schön und deshalb würde ich diesen Weg auch empfehlen. Das Vistasvaggi selbst war ja an einem Tag total verregnet, am zweiten Tag haben wir nur die Sonne genossen, beides verzerrt die Bewertung etwas. Wir mussten viele Quertäler durchqueren, das war etwas mühsam, weil es immer rauf und runter ging, manchmal war am anderen Ufer der Weg schwer zu finden. Und natürlich geht es durch niedrigen Birkenwald, das ist nicht sooo attraktiv und je nach Jahreszeit muss man damit rechnen, die eine oder andere Mücke anzutreffen. Die letzten 2 km nach Nikka muss man auf der Straße laufen, das ist nicht so toll.
Uff, mehr fällt mir gerade nicht ein.
Grüße an alle, die die Einsamkeit lieben!
Fjällkompis
Da rief die Sonne: Meine Zeit ist vorüber ...
Da floh auch ich in mein festes Haus ...