Altenpflege in schweden

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rahps
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Altenpflege in schweden

Beitrag von rahps »

Hallo ihr lieben,
wir wollen mittelfristig, also ca genau in 1 1/2 jahere auch nach schweden auswandern, denke bis dahin sind unsere sprachkenntnisse gefestigt und anika hat ihre ausbildung zur altenpflegerin beendet.
jetzt ihre frage: Hat jemand schon erfahrungen im schwedischen pflegedienst gemacht und kann uns etwas berichten, wie ist die pflege strukturiert, z.b.?
also ran an die tasten, wir werden sicher später auch gerne weiterhelfen.
lg micha und anika
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Lukos
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Beitrag von Lukos »

Mich würde interessieren wie Altenpflege in Schweden organisiert ist. Gibt es dort so viele Altenheime wie in Deutschland oder eher ambulante Pflege? Wie sieht der Personalschlüssel aus? Gibt es wie hier Pflegestufen nach denen das Personal ausgerechnet wird?
Ist der Papierkram ähnlich intensiv oder weniger oder gar noch mehr?
Wie laufen dort die Ausbildungen ab, welche Einteilungen Pflegehelfer, Pflegefachkraft gibt es?

Ich bin selbst Altenpflegerin, habe schon gelesen, dass mein Examen in Schweden nicht anerkannt wird. Gibt es Möglichkeiten durch auch einen dort gültigen Abschluss zu machen, aufbauend auf meine bereits absolvierte Ausbildung?
Was sagt das Gehalt allgemein, welche Unterschiede gibt es zwischen ex AP und Helfern?

Und ganz konkret, ist es angenhmer in der Altenpflege in Schweden oder in Deutschland zu arbeiten? Wo gibt es große Unterschiede?

Das würde mich sehr interessieren, Hier im Forum, auch im Netz hab ich bisher wenig konkrete Aussagen gefunden. Würd mich über persönliche Erfahrungsberichte aber auch nützliche Links sehr freuen!
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Aelve
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Beitrag von Aelve »

Hallo,

wir kennen deutsche Auswanderer, die vor fast einem Jahr nach Schweden ausgewandert sind. Erstmal wollten sie nur mal schauen, ob es klappt und mieteten unser Ferienhaus ca. 80 km südlich von Göteborg.
Die Frau ist Krankenschwester und hat ziemlich schnell eine befristete Anstellung im Krankenhaus in Borås bekommen. Der Arbeitsalltag verlief so, dass sie erstmal nur mit einer schwedischen Krankenschwester mitgehen mußte, um alles zu erlernen, wie man es in Schweden handhabt und um die Sprache noch besser zu lernen. Nach und nach konnte sie immer mehr Aufgaben übernehmen, die Kankenschwestern haben in Schweden viel mehr Verantwortung als in Deutschland, da sie sogar Verordnungen treffen können und auch Spritzen setzen. Zur Visite z.B. muß unsere Bekannte einen Bericht vorbereiten, damit die Ärzte entlastet sind.
Unsere Bekannte hat jetzt, nach noch nicht mal einem Jahr eine Festanstellung bekommen, vorher war die Verlängerung immer unter Vorbehalt. Pflegekräfte werden in Schweden gesucht, das haben wir von ihr erfahren und wenn man engagiert ist, dann hat man sehr gute Chancen in Schweden, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erhalten. Genauso sieht es in Alters- und Pflegeheimen aus, habe ich mir ebenfalls sagen lassen. Gerne werden deutsche Auswanderer erstmal als Aushilfe für ca. 10-12 Euro Anfangsgehalt eingestellt, wobei man durch die Sprachbarriere eben erstmal mit wenig anfangen muß. Ich denke mal, dass man mit einem Sprachkurs dann nebenbei auch schnell eine höherbezahlte Tätigkeit im Altenheim ausüben kann.

Grüße Aelve
So arbeiten, als könnte man ewig leben. So leben, als müsste man täglich sterben.
Lukos
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Beitrag von Lukos »

Danke für die schnelle Antwort!

Ich lese immer wieder dass Pflegekräfte in Schweden gesucht werden, daher auch meine Überlegungen dort vielleicht mal zu arbeiten. Neben dem persönlichen Gefühl dass ich gern meinen Horizont durch einen Aufenthalt in einem anderen Land erweitern möchte, fühle ich mich in dem Pflegesystem in Deutschland nicht besonders wohl. Das Personl ist viel zu knapp für viele zum Teil sehr pflegebedürftige Menschen. Im Moment kommt mir meine Arbeit wie am Fließband vor, so mag ich nicht arbeiten und verliere langsam die Lust an diesem doch sonst schönen Beruf.

Für deine Bekannte ist das ja gut gelaufen! Wie fühlt sie sich denn dabei, findet sie große Unterschiede im Vergleich zur Arbeit in Deutschland? Neben den etwas anderen Aufgaben (obwohl Altenpfleger auch spritzen usw.. ;) ) interessiert mich dabei besonders ihr persönliches Gefühl was die Arbeitsbelastung usw angeht.
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Aelve
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Beitrag von Aelve »

Hallo Lukos,

sie ist auf jeden Fall viel zufriedener mit ihrer Arbeit als in Deutschland, das hat sie mehrmals bekundet. Es ist nicht so, dass sie nicht genügend zu tun hat, sie ist sehr eingespannt. Aber das Arbeitsklima ist viel besser dort, die Ärzte behandeln Krankenschwestern gleichberechtigt und kameradschaftlich. Sie erzählte schon einige Male vom gemeinsamen Zusammensitzen des Personals, also alles etwas netter, so empfindet sie es. Sie hat ihre festen Stunden - auch mit Tag- und Nachtschicht, was insofern manchmal anstrengend ist, weil auf die Nachtschicht oft eine Tagschicht folgt. Aber dann hat sie auch wieder dementsprechend freie Zeiten. Bisher hatte sie einen langen Anfahrtsweg, jetzt konnten sie in der Nähe des Krankenhauses ein Haus kaufen, so dass der bisher doch anstrengende lange Fahrtweg wegfällt.
Also, obwohl sie auch erzählt, dass im Krankenhausbereich hohe Anforderungen gestellt werden und auch die Arbeit nicht wenig ist, ist sie viel zufriedener mit ihrer Gesamtsituation in Schweden als vorher hier in Deutschland. Das resultiert auch daraus, dass das zweijährige Kind einen ganz tollen Start im Kinderhort hatte und sie den in Deutschland üblichen Balanceakt zwischen Berufstätigkeit und Kinderbeaufsichtigung viel entspannter vorgefunden hat.

Grüße Aelve
So arbeiten, als könnte man ewig leben. So leben, als müsste man täglich sterben.
Wolfgang B.
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Beitrag von Wolfgang B. »

Hej,rahps
meine Frau ist hier als Krankenschwester in der Altenversorgung tätig
und auch sehr zufrieden.
Es ist ueberwältigend ,was der schwedische Staat seinen Alten bietet.
Alleine die Unterbringung gleicht oftmals der in einem teuren Hotel.
Von dem Versuch die Altenpflege-/versorgung wie in D. zu industrialisieren
ist man hier Lichtjahre entfernt.
Auf Wunsch werden die Leute auch zu Hause versorgt.
Manchmal auch recht bizarr.
Dann wird die Pflegekraft von einer Oma bei Wind und Wetter in einem
wackeligen Motorboot abgeholt und zu einer Insel gebracht.
Als Start fuer dich wäre die Ferienzeit gut da Vikarier dann ueberall gesucht
werden.
Ist ein gutes Sprungbrett.
Die Bezahlung ist von Komune zu Komune unterschiedlich,aber eigentlich immer besser wie in D.
Ich habe etwas wohlhabende Verwandte die fuer ihrAltenheim im Monat
8000€ bezahlen.
Das was die da in Ahrweiler haben hat hier jeder ,wenn es notwendig ist fuer kleines Geld.

so long
Wer Rechtschreibfehler findet darf diese behalten.
Sie dienen der allgemeinen Erheiterung.
hansbaer
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Beitrag von hansbaer »

Hallo,

eine kleine Warnung in Sachen Beruf Altenpfleger. Ich war kürzlich beim Socialstyrelsen, der für die Anerkennung von sozialen und medizinischen Berufen zuständigen Behörden. Bei dem Besuch ging es um den Beruf "Kinderkrankenschwester", der in Schweden nicht anerkannt ist.

Der Grund ist, dass es keine direkte Entsprechung in Schweden gibt. Am ähnlichsten wäre eine Krankenschwester mit Spezialausbildung für Kinder. Da dauert die Ausbildung aber insgesamt 5 Jahre, so dass die deutsche Ausbildung nicht als gleichwertig angesehen werden kann.

Dabei erwähnte sie auch, dass der Beruf "Altenpfleger" in Schweden auch nicht anerkannt ist - aus den gleichen Gründen.

Zu den Details sollte man sich informieren, aber ich möchte stark annehmen, dass eine deutsche Ausbildung zum Altenpfleger in Schweden nicht anerkannt wird und man dann in der Altenpflege wenn überhaupt nur in den Berufen arbeiten kann, die nicht explizit eine Ausbildung erfordern. Von denen gibt es zwar einige in Schweden, auch im sozialen Bereich (z.b. "Unterkrankenschwester"), aber die sind dann auch deutlich schlechter bezahlt und man ist dann von bestimmten Tätigkeiten kategorisch ausgeschlossen.

Die ganze Problematik stellt sich übrigens nicht bei "normalen" Krankenschwestern - die werden sofort anerkannt.

Grüße,

Fabian
Lukos
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Registriert: 19. August 2008 20:25

Beitrag von Lukos »

@ hansbear

Dass die in Deutschland absolvierte Ausbildung zur Altenpflegerin nicht anerkannt wird, habe ich schon gelesen. Gibt es denn Möglichkeiten diesen Abschluss irgendwie nachzuholen, bzw durch Weiterbildung zu erlangen, oder fängt man komplett bei Null wieder an?
hansbaer
Beiträge: 891
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Beitrag von hansbaer »

Das Socialstyrelsen verweist in dem Fall (also zumindest nach der Erfahrung in Sachen Kinderkrankenschwest) darauf, dass man zu Hochschulen gehen kann, um das nachzuholen. In Schweden ist Altenpfleger eine Krankenschwesterausbildung (die Bezeichnung "sjuksköterska" ist geschlechtsneutral) mit einer Fortbildung für Altenpflege. Die Krankenschwester wiederum ist wie in einigen anderen Ländern auch keine Lehre, sondern ein Hochschulstudium - man wird quasi zu einem halben Arzt.

Man bekommt von den Hochschulen dann die deutsche Ausbildung in Teilen angerechnet - das liegt allerdings im Ermessen der Universitäten. Diese sind da komplett frei, und wenn die einem wenig oder nichts anerkennen, kann man sich dagegen schlecht wehren.

Die Stockholmer Hochschulen (es gibt mehrere, die Krankenschwestern ausbilden) waren noch nicht einmal bereit, eine vorläufige Beurteilung zu machen. Andere Hochschulen sind da aber kooperativer. Man muss wohl in jedem Fall damit rechnen, nochmals mehrere Jahre zu investieren. Allerdings ist man dann zum Schluss Krankenschwester (mit Bachelor-Abschluss, also Akademiker) und darf in allen Bereichen arbeiten.

Der Haken ist weiterhin, dass man erst an einer Hochschule zugelassen werden muss. Das ist der eigentliche Knackpunkt, denn das Krankenschwesterstudium ist gut nachgefragt, so dass man auf keine Sonderregelungen hoffen kann. Man muss also in den gleichen Qualifikationsprozess wie alle Schweden auch.

Es muss eine grundlegende Hochschulreife vorgewiesen werden. Hat man in Deutschland kein Abi gemacht, muss man erst einmal herausfinden, wie hoch man im System eingeordnet wird. Dafür zuständig ist VHS (Verket för högskoleservice). Wenn man deutsches Abitur oder österreichische Matura hat, sollte das in der Regel hinhauen. Ansonsten darf man noch allerhand nachholen, um ein schwedisches Abitur zu bekommen.
In jedem Fall braucht man zur Studienbefähigung noch entweder Svenska B (also einen Gymnasialkurs in Schwedisch) oder den TISUS-Test, der sozusagen die schwedische Entsprechung zum TOEFL ist und gute Schwedischkenntnisse bescheinigt. Der TISUS soll recht schwer sein. Allerdings habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass man u.U. auch angenommen werden kann, wenn man ein Abi hat und schwedisch nur mit Dokumenten von irgendwelchen Schwedischkursen belegen kann. Darauf verlassen kann man sich aber nicht.

Wenn man dann die Studienbefähigung hat, ist aber noch nicht alles geschafft. In Schweden ist das Abi nämlich so konstruiert, dass viele Kurse freiwillig sind. Daher sind viele Studiengänge noch mit weiteren Vorbedingungen versehen. Beim Karolinska Institutet wird für die Krankenschwester verlangt:
- Mathematik B (würde ich ungefähr auf Mathe 10. Klasse ansiedeln)
- Gesellschaftswissenschaften A
- Naturwissenschaft B
Wenn man ein deutsches Abi hat, sollte das eigentlich alles vorhanden sein. Ansonsten muss man auch das nachholen.

Wenn man also das alles überwunden hat, steht einer Annahme zum Studium theoretisch nichts mehr im Wege. Es werden aber nur die besten angenommen, und so braucht man schon über 15 der 20 erreichbaren Gymnasialpunkte (an einigen Hochschulen sogar über 17), um einen Platz einigermaßen sicher zu haben. Leider ist diese Punktzahl durch weitere Kurse kaum noch erhöhbar.

Daher gehen auch viele Schweden den alternativen Weg: Die Högskoleprovet. Diese ist eine Art Assessment Center, wo in 5 Teilen verschiedene Fertigkeiten getestet werden. (mehr dazu hier: http://hansbaer.p1atin.de/?p=518). Hier sind 2,0 Punkte zu holen, und angenommen wird man je nach Hochschule schon ab 0,5.

Allerdings sind die Noten, die gebraucht werden, sehr unterschiedlich. In den ländlichen Teilen Schwedens ist man schon bei unter 15 bzw. 0,5 im Geschäft, während man in Lund, Stockholm, Göteborg oder Uppsala deutlich mehr braucht.

Lange Rede, kurzer Sinn: die Hürden sind hoch. Man kann es als interessante Fortbildung betrachten, weil je nach Ausgangslage kann man das als Anlass nehmen, das Abi nachzuholen und einen Bachelor zu machen - nach den neuen Regeln erhalten Krankenschwestern nach ihrem Abschluss ja auch einen Bachelor für ihr Studium.

Mal eben so nach Schweden ziehen, um dann im Beruf direkt weiterzumachen, kann man aber definitiv vergessen. Man muss sich schon auf eine aufwändigere Aktion einstellen.

Kleine Anmerkung am Rande: Krankenschwestern brauchen übrigens nicht zwingend die Fortbildung für einen bestimmten Fachbereich, um beispielsweise als Altenpfleger arbeiten zu können. Das sind aus schwedischer Sicht nur Fortbildungen, kein eigenes Berufsbild.
Lukos
Beiträge: 10
Registriert: 19. August 2008 20:25

Beitrag von Lukos »

@ hansbear

Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung!!
Das klingt alles recht kompliziert, der Abschluss ließe sich also erst nach einigen Jahren mit entsprechenden Schwedischkenntnissen nachholen.

Nun gut, noch kenne ich ja nur das Arbeiten hier in Deutschland. Da ist mir aber mehrfach aufgefallen, dass je nach Tarif ungelernte Pflegekräfte nur unwesentlich weniger verdienen als ich als ausgebildete AP. Dafür haben sie aber deutlich weniger Verantwortung, müssen nicht ständig für Sachen gerade stehen und haben vor allen Dingen kaum mit der Dokumantation zu tun. Mir geht unheimlich viel Zeit mit dem Erstellen und evaluieren von Pflegeplanungen verloren, diese Zeit fehlt mir am Bewohner oder Patienten. Die Pflegehelfer haben viel mehr in der Pflege zu tun und der Kontakt zu Pflegebedürftigen ist deutlich intensiver. Für mich bedeutet dieser Kontakt Pflege, deswegen habe ich diesen Beruf erlernt. Sonst hätte ich Sekretärin werden sollen...
Ich empfinde es also gar nicht so sehr als negativ als Pflegehelfer zu arbeiten. Zumal das den Start mit der neuen Sprache, dem fremden Team, vielleicht auch anderer Organisation erheblich erleichtern würde.
Es ist auch nicht meine Wunsch unbedingt mehr Geld als in Deutschland zu verdienen, mit meinem Einkommen bin ich zufrieden und es reicht.

Der Tip von Wolfgang mit dem Sommerjob ist gut, von dieser Option habe ich jetzt schon öfter gelesen. Hat man denn Chanchen danach übernommen zu werden? Oder bewirbt man sich dann direkt in Schweden weiter?
Lukos
Beiträge: 10
Registriert: 19. August 2008 20:25

Beitrag von Lukos »

Noch eine Frage möchte ich hinterherschieben.
Oft habe ich nun gelesen, dass jemand aud Deutschland unendlich viele Bewerbungen schickt und dann gar keine oder erst nach langer Zeit eine Antwort erhält.
In Deutschland geht das relativ schnell, gerade in der Altenpflege, und die Stellen sind auch oft schon gleich zum nächsten Monat frei.
Läuft das in Schweden anders? Hier hat man ja auch Arbeit und muss Kündigungsfristen einhalten, da wird es schwierig wenn sich auf einmal ein Arbeitgeber aus Schweden meldet, das Bewerbungsgespräch läuft gut und drei Wochen später soll man anfangen zu arbeiten.Welche Erfahrungen könnt ihr berichten?
hansbaer
Beiträge: 891
Registriert: 31. Juli 2008 20:25
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Beitrag von hansbaer »

Naja, ob das so eine gute Idee ist, da bin ich mir nicht so sicher.

Der Gesundheitsbereich ist in Schweden einer der wenigen, in dem Berufsbezeichnungen einem speziellen Schutz unterliegen. Wenn Du keine formelle Qualifikation in Schweden hast, bist Du von einem erheblichen Teil des Arbeitsmarkts ausgeschlossen, denn gerade kommunale Einrichtungen haben als Vorgabe, bestimmte Stellen nur mit nach schwedischen Normen qualifiziertem Personal zu besetzen.
Du könntest nur als "Unterkrankenschwester" (Undersjöksköterska) arbeiten, weil dieser Beruf nicht reglementiert ist. Auch als "persönlicher Assistant" (personlig asssistent) kann man arbeiten - das betrifft aber dann bei älteren Menschen wohl den ambulanten Pflegedienst.
Für beides gilt: Die Stellen sind für schwedische Verhältnisse schlecht bezahlt. Als Krankenschwester verdient man selbst als Einsteiger 20000 kr im Monat aufwärts (siehe: http://www.scb.se/templates/L%F6nedatab ... rke=sjuksk. Als nicht qualifizierte Kraft dürfte man da gut 3000 kr darunter liegen. Fortbildungen und Aufstiegschancen dürften sich zudem in Grenzen halten. Zudem begibst Du Dich unter Dein Niveau, was die wenigsten Karriereberater empfehlen dürften.

Die Idee mit dem Sommerjob ist nicht schlecht. Im Sommer (d.h. Ende Juni bis Mitte August) herrscht wegen der allgemeinen Urlaubszeit massiver Arbeitskräftemangel. Da kann es gut sein, dass Du mal einen Sommer lang hineinschnuppern darfst. Bei Bedarf kann sich sowas dann durchaus zu einer dauerhaften Anstellung weiterentwickeln - aber wie gesagt eben nur auf unqualifizierte Stellen beschränkt.

Zum Bewerben kann ich wenig sagen. Schriftliche Bewerbungen bleiben in der Tat nicht selten unbeantwortet. Sommerjobs werden oft schon ab Januar ausgeschrieben. Vermutlich ist es am besten, nächstes Jahr im Frühjahr zeitig her zu kommen und ein paar Einrichtungen abzuklappern - wenn die Bedarf haben, engagieren die Dich vielleicht vom Fleck weg.
Ansonsten: beim Arbeitsamt (www.ams.se) in der Datenbank (Platsbanken) nach "äldreomsorg" oder so suchen. Da kommen schon eine Menge Stellen, auch wenn viele für Dich wohl nicht zugänglich sein werden.

Meine bisherigen Beiträge hier sollten auch etwas warnen, denn meine Freundin kam hierher in der Erwartung, gleich starten zu dürfen, und geht nun schon seit Jahren durch die Mühle der Nachqualifikation, weil es keinen Weg gibt, die deutsche Ausbildung anerkennen zu lassen.
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