Hamburg (dpa) - In Skandinavien hat die Band Hello Goodbye schon mit ihrem Debüt-Album «Heart Attack» für allerlei Aufsehen sorgen können. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und endlich präsentiert das schwedisch-norwegische Quartett den Nachfolger. Der trägt den Titel «Haunted Holiday» und besticht mit einer Mischung aus zauberhaftem Pop und exaltiertem Gesang.
Für die lange Pause, die zwischen Hello Goodbyes erstem Album und der neuen Platte lag, zeichnet in erster Linie Gitarrist und Sänger Frode Fivel verantwortlich. Der Musiker startete in der Zwischenzeit eine Solokarriere auf dem norwegischen Label HoneyMilk und tourte mit seinen eigenen Songs. Dass trotzdem noch Zeit geblieben ist, gemeinsam mit seinen Göteborger Bandkollegen in den Proberaum und ins Studio zu gehen, ist ein Glücksfall, denn «Haunted Holiday» ist ein Album geworden, das den Erstling «Heart Attack» leichthändig in den Schatten stellt.

Enthielten die früheren Stücke von Hello Goodbye ausreichend Märchenhaftigkeit, um in Schweden als Theater-Soundtrack zu einer Neuinterpretation von «Cinderella» zu dienen, begeistert «Haunted Holiday» mit einem Abwechslungsreichtum, der sich in der großen Bandbreite zwischen Indiedisco und Chamber-Pop wohlfühlt. Spürbar bleibt stets die Do-it-yourself-Attitüde, mit der die Band ihre Musik der erfrischenden Wildheit ausstattet, die schon die verstorbene Radio-DJ-Legende John Peel und die strenge britische Pop-Postille New Musical Express (NME) überzeugen konnte.
So hübsch und süß die Pop-Ideen auch sein mögen, die das Fundament vieler Songs auf «Haunted Holiday» bilden, Hello Goodbye bewahren sich stets eine raue Kantigkeit. Sie lassen die Gitarren überdreht klingen, billigen dem Schlagzeug einen rohen Proberaum-Sound zu und setzen immer wieder auf einen Trick, mit dem schon einige tolle Bands in letzter Zeit Herzen brachen: Boy/Girl-Gesang. Der verweigert sich allerdings stets der Harmonie, mit der zum Beispiel die Kanadier Stars in diesem Jahr aufwarteten. Stattdessen werden stimmliche Kämpfe ausgetragen zwischen Frode Fivels schmeichelhafter Art zu singen und Lisa Lundquists Hang zum Schrillen und nahezu Hysterischen.
Mit «Haunted Holiday» vertreiben Hello Goodbye jeden Anflug von Langeweile. In drei Jahren haben sich genug komplett unterschiedliche Ideen angehäuft, die ausreichen ein Album mit vierzehn neuen Stücken abwechslungsreich zu gestalten. Spannung und verquere Atmosphäre dominieren und weisen jedes Zugeständnis an schlichte Gefälligkeit auf die Plätze. So ein kantiges Indiepop-Werk war aus dem produktiven Skandinavien lange nicht mehr zu hören. Es empfiehlt sich also, Hello Goodbye einmal unter die Lupe zu nehmen.
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