Kernkraft in Schweden
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Kernkraft in Schweden
Der erste Kernkraftreaktor (Reaktor 1) in Schweden wurde bereits im November 1954 in Betrieb genommen und diente offiziell ausschließlich der Forschung und der Ausbildung von Ingenieuren. Die Wahrheit war jedoch vielmehr, dass die Hauptforschung im Reaktor 1 die Entwicklung von Kernwaffen war. Dieser erste Reaktor, der bis gegen 1970 im Einsatz war, war in den Berg unter der KTH (Kungliga Tekniska Högskolan) gesprengt.
Erst der Reaktor 3, das Ågestaverket, das zwischen 1963 und 1973 in Betrieb war, diente nicht nur der Forschung, sondern versorgte Farsta auch mit Fernwärme. Dieses Kernkraftwerk ist heute versiegelt, bis die Radioaktivität im Reaktor abgeklungen ist. Es gibt keine Pläne für eine Entsorgung.
In den 60er Jahren wurde dann der Reaktor 4 in Marviken bei Norrköping gebaut, der zur Herstellung von Plutonium und damit einer schwedischen Atombombe geplant war. Auf Grund zahlreicher technischer Probleme und einer Kostenexplosion wurde das Werk jedoch nicht fertig, bevor Schweden im Jahre 1970 den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb und damit keine Atombomben mehr bauen durfte.
Noch bevor in Schweden dann ein Volksbegehren hinsichtlich der Konstruktion von Kernkraftanlagen abgehalten wurden, wurden in Schweden sechs Kernkraftwerke in Betrieb genommen, von denen die beiden Siedewasserreaktoren in Barsebäck mittlerweile stillgelegt, jedoch nicht entsorgt, sind. Ringhals 1 und 2, sowie Oskarshamn 1 und 2 sind weiterhin im Betrieb. Hierbei handelt es sich um drei Siedewasser- und einen Druckwasserreaktor.
Nach dem Unglück im Kernkraftwerk Three Mile Island wuchs in Schweden der Widerstand gegen Kernkraft und die politischen Parteien des Landes hatten ebenfalls keinen klaren Plan. Dies führte schließlich am 23. März 1980 zu einer Volksbefragung, die von demokratischer Sicht als zweifelhaft galt, da alle drei vorgeschlagenen Lösungen zum Nein zur Kernkraft führen mussten. Der Unterschied war nur nach wie vielen Jahren der Ausstieg aus der Kernenergie erfolgen sollte.
Nach Auswertung der Antworten und in Hinblick darauf, dass weitere Kernkraftwerke bereits geplant waren, entschied sich die Regierung für einen verbindlichen Ausstieg aus der Kernpolitik zum Jahre 2010.
Am 17. Juni 2010, nachdem die Regierung unter Fredrik Reinfeldt bereits vorher bekannt gegeben hatte, dass die Abwicklung der Kernkraft im Jahre 2010 illusorisch sei, kippte der schwedische Reichstag auch die Volksumfrage und entschied undemokratisch, aber mit absoluter Mehrheit, dass das schwedische Kernkraftprogramm fortgesetzt wird und für Schweden notwendig sei. Die Regierung entschied jedoch, dass die Anzahl der Kernkraftwerke in Schweden ausreichend sei und nur alte Werke durch neuere und leistungsfähigere ersetzt werden dürfen.
Diese Entscheidung bedeutet, dass die zehn Kernkraftwerke Schwedens auf unbegrenzte Zeit Strom liefern sollen. Es handelt sich dabei um die vier Kernkraftwerke Ringhals bei Varberg in Halland, die drei Kernkraftwerke Oskarshamn an der Ostseeküste und die drei Kernkraftwerke Forsmark, die sich zwischen Gävle und Norrtälje befinden.
Die Kernenergie liefert zur Zeit etwa 50 Prozent des schwedischen Stroms, was knapp 70 Twh pro Jahr entspricht. Die Produktionskosten pro kWh liegen, nach offiziellen Angaben, zwischen 15 und 20 Öre.
Schweden hat bisher kein Endlager und die Kernkraftindustrie plant die Lagerung des Abfalls in 500 Meter Tiefe im Urgestein, was zahlreiche Wissenschaftler Schwedens für ein extremes Risiko halten, da die Kupferbehälter in den Stollen unter schlechtesten Voraussetzungen bereits nach 100 Jahren lecken können und die Radioaktivität dadurch freigesetzt werden kann.
Auch nach der Katastrophe in den japanischen Reaktoren Fukishima will die schwedische Regierung seine Politik in Fragen Kernkraft nicht überdenken und vertraut auf moderne Technik und eine permanente Überwachung der Anlagen.
Der Ausstieg aus der Kernkraft ist in Schweden allerdings tatsächlich ein sehr großes Problem geworden, da es die Regierung versäumt hat dem Bürgern alternative Energien schmackhaft zu machen. So sind die Gegner von Windkraft heute ebenso stark wie in den 80er Jahren die Gegner der Kernkraft, nur dass die Regierung den Windkraftgegnern gesetzlich auch jede Einspruchsmöglichkeit erlaubt, da jede Gemeinde ein Vetorecht ausüben darf.
Copyright: Herbert Kårlin
Erst der Reaktor 3, das Ågestaverket, das zwischen 1963 und 1973 in Betrieb war, diente nicht nur der Forschung, sondern versorgte Farsta auch mit Fernwärme. Dieses Kernkraftwerk ist heute versiegelt, bis die Radioaktivität im Reaktor abgeklungen ist. Es gibt keine Pläne für eine Entsorgung.
In den 60er Jahren wurde dann der Reaktor 4 in Marviken bei Norrköping gebaut, der zur Herstellung von Plutonium und damit einer schwedischen Atombombe geplant war. Auf Grund zahlreicher technischer Probleme und einer Kostenexplosion wurde das Werk jedoch nicht fertig, bevor Schweden im Jahre 1970 den Atomwaffensperrvertrag unterschrieb und damit keine Atombomben mehr bauen durfte.
Noch bevor in Schweden dann ein Volksbegehren hinsichtlich der Konstruktion von Kernkraftanlagen abgehalten wurden, wurden in Schweden sechs Kernkraftwerke in Betrieb genommen, von denen die beiden Siedewasserreaktoren in Barsebäck mittlerweile stillgelegt, jedoch nicht entsorgt, sind. Ringhals 1 und 2, sowie Oskarshamn 1 und 2 sind weiterhin im Betrieb. Hierbei handelt es sich um drei Siedewasser- und einen Druckwasserreaktor.
Nach dem Unglück im Kernkraftwerk Three Mile Island wuchs in Schweden der Widerstand gegen Kernkraft und die politischen Parteien des Landes hatten ebenfalls keinen klaren Plan. Dies führte schließlich am 23. März 1980 zu einer Volksbefragung, die von demokratischer Sicht als zweifelhaft galt, da alle drei vorgeschlagenen Lösungen zum Nein zur Kernkraft führen mussten. Der Unterschied war nur nach wie vielen Jahren der Ausstieg aus der Kernenergie erfolgen sollte.
Nach Auswertung der Antworten und in Hinblick darauf, dass weitere Kernkraftwerke bereits geplant waren, entschied sich die Regierung für einen verbindlichen Ausstieg aus der Kernpolitik zum Jahre 2010.
Am 17. Juni 2010, nachdem die Regierung unter Fredrik Reinfeldt bereits vorher bekannt gegeben hatte, dass die Abwicklung der Kernkraft im Jahre 2010 illusorisch sei, kippte der schwedische Reichstag auch die Volksumfrage und entschied undemokratisch, aber mit absoluter Mehrheit, dass das schwedische Kernkraftprogramm fortgesetzt wird und für Schweden notwendig sei. Die Regierung entschied jedoch, dass die Anzahl der Kernkraftwerke in Schweden ausreichend sei und nur alte Werke durch neuere und leistungsfähigere ersetzt werden dürfen.
Diese Entscheidung bedeutet, dass die zehn Kernkraftwerke Schwedens auf unbegrenzte Zeit Strom liefern sollen. Es handelt sich dabei um die vier Kernkraftwerke Ringhals bei Varberg in Halland, die drei Kernkraftwerke Oskarshamn an der Ostseeküste und die drei Kernkraftwerke Forsmark, die sich zwischen Gävle und Norrtälje befinden.
Die Kernenergie liefert zur Zeit etwa 50 Prozent des schwedischen Stroms, was knapp 70 Twh pro Jahr entspricht. Die Produktionskosten pro kWh liegen, nach offiziellen Angaben, zwischen 15 und 20 Öre.
Schweden hat bisher kein Endlager und die Kernkraftindustrie plant die Lagerung des Abfalls in 500 Meter Tiefe im Urgestein, was zahlreiche Wissenschaftler Schwedens für ein extremes Risiko halten, da die Kupferbehälter in den Stollen unter schlechtesten Voraussetzungen bereits nach 100 Jahren lecken können und die Radioaktivität dadurch freigesetzt werden kann.
Auch nach der Katastrophe in den japanischen Reaktoren Fukishima will die schwedische Regierung seine Politik in Fragen Kernkraft nicht überdenken und vertraut auf moderne Technik und eine permanente Überwachung der Anlagen.
Der Ausstieg aus der Kernkraft ist in Schweden allerdings tatsächlich ein sehr großes Problem geworden, da es die Regierung versäumt hat dem Bürgern alternative Energien schmackhaft zu machen. So sind die Gegner von Windkraft heute ebenso stark wie in den 80er Jahren die Gegner der Kernkraft, nur dass die Regierung den Windkraftgegnern gesetzlich auch jede Einspruchsmöglichkeit erlaubt, da jede Gemeinde ein Vetorecht ausüben darf.
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Re: Kernkraft in Schweden
.....das Thema wollt ich heute nachmittag auch schon "anzetteln"
schlimm was jetzt in Japan los ist, und natürlich dann auf die Auswirkungen
auf die anderen Länder.
Dann hab ich gleich mal geschaut wieviel AKW in Schweden noch aktiv sind.
schlimm was jetzt in Japan los ist, und natürlich dann auf die Auswirkungen
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Re: Kernkraft in Schweden
Mir machen eigentlich nicht nur die zehn aktiven Kernkraftwerke, sondern auch die still gelegten Sorge, denn bisher kann niemand in Schweden sagen wie es mit ihnen und der dort eingeschlossenen Radioaktivität weitergeht. Bei einem Kernkraftwerk verschwindet die Gefahr ja nicht, nur weil man die Türen abschliesst.
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Re: Kernkraft in Schweden
Von Oskarshamn hören wir auch laufend von Störungen. Monatelang ist es teilweise abgeschaltet.Was aber genau so schlimm ist, ist dass die Sicherheitslücken immer wieder ans Tageslicht kommen. Da sind sogar von Reportern schon Waffenatrappen oder ähnliches mit hinein genommen worden. Was da alles passieren kann wenn es jemand ernst meint....!
Und das Ganze ist gar nicht so weit von uns entfernt.
schweden01
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schweden01
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Re: Kernkraft in Schweden
@schweden01
Ich wollte mit dem Artikel erst einmal die gesamt "freidliche" Atomgeschichte und Atompolitik Schwedens beschreiben, denn wenn ich noch mit Sicherheitlücken, Störungen usw. anfang, dann schreibe ich morgen noch. Aber vielleicht nehme ich es als Anregung um etwas über die verschiedenen Sicherheitsniveaus der schwedischen Kraftwerke zu schreiben, denn das ist auch eine Geschichte für sich.
Was mich bei den schwedischen Kernkraftwerken vor allem erstaunt, war der Beginn, denn Strom war fast 20 Jahre lang ein Nebenthema und der Bau von Atombomben das Hauptthema. In einem Land, das immer so stolz auf ihre Neutralität ist.
Aber Schweden liefert ja auch Streuwaffen mit Munition ...
Ich wollte mit dem Artikel erst einmal die gesamt "freidliche" Atomgeschichte und Atompolitik Schwedens beschreiben, denn wenn ich noch mit Sicherheitlücken, Störungen usw. anfang, dann schreibe ich morgen noch. Aber vielleicht nehme ich es als Anregung um etwas über die verschiedenen Sicherheitsniveaus der schwedischen Kraftwerke zu schreiben, denn das ist auch eine Geschichte für sich.
Was mich bei den schwedischen Kernkraftwerken vor allem erstaunt, war der Beginn, denn Strom war fast 20 Jahre lang ein Nebenthema und der Bau von Atombomben das Hauptthema. In einem Land, das immer so stolz auf ihre Neutralität ist.
Aber Schweden liefert ja auch Streuwaffen mit Munition ...
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- Petergillarsverige
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Re: Kernkraft in Schweden
Was die Radioaktivität in einem Reaktor angeht:
Der Kerninhalt wird nach der Stilllegung entfernt. Die Brennelemente werden dann in ein Nasslager gebracht. Dort klingen Sie mindestens 1 Jahr ab. Dieses Nasslager ist in der Regel direkt neben dem Reaktor.
Später kann man die Brennelemente wegtransportieren.
Übrig bleibt die Strahlung der Konstruktionsmaterialien im Reaktor. Man versiegelt deshalb diesen Bereich und wartet bis diese Radioaktivität abgeklungen ist. Man nennt das "Sicheren Einschluss" oder man baut direkt zurück, was den Vorteil hat, dass man Personal hat, welches sich gut auskennt. Es kommt auf den Reaktor an, was man machen kann. Druck-und Siedewasserreaktoren kann man oft direkt zurück bauen. Der Kostenaufwand ist wegen der höheren Strahlung höher.
Vor einem Reaktor im sicheren Einschluss braucht man nicht in Panik geraten. Das radioaktive Inventar ist gering.
Beachtet bitte, dass ihr nicht jedes meldepflichtige Ereignis als "Störung" oder gar "Störfall" bezeichnet. Bedingt durch die hohen Sicherheitsanforderungen müssen alle Betriebsabweichungen gemeldet werden. In Deutschland findet man diese alle im Internet gelistet. http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereign ... ereignisse
Weiß einer ob diese an schwedischen Reaktoren auftretenden Ereignisse auch irgendwo gelistet sind? Das würde mich interessieren.
Der Kerninhalt wird nach der Stilllegung entfernt. Die Brennelemente werden dann in ein Nasslager gebracht. Dort klingen Sie mindestens 1 Jahr ab. Dieses Nasslager ist in der Regel direkt neben dem Reaktor.
Später kann man die Brennelemente wegtransportieren.
Übrig bleibt die Strahlung der Konstruktionsmaterialien im Reaktor. Man versiegelt deshalb diesen Bereich und wartet bis diese Radioaktivität abgeklungen ist. Man nennt das "Sicheren Einschluss" oder man baut direkt zurück, was den Vorteil hat, dass man Personal hat, welches sich gut auskennt. Es kommt auf den Reaktor an, was man machen kann. Druck-und Siedewasserreaktoren kann man oft direkt zurück bauen. Der Kostenaufwand ist wegen der höheren Strahlung höher.
Vor einem Reaktor im sicheren Einschluss braucht man nicht in Panik geraten. Das radioaktive Inventar ist gering.
Beachtet bitte, dass ihr nicht jedes meldepflichtige Ereignis als "Störung" oder gar "Störfall" bezeichnet. Bedingt durch die hohen Sicherheitsanforderungen müssen alle Betriebsabweichungen gemeldet werden. In Deutschland findet man diese alle im Internet gelistet. http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereign ... ereignisse
Weiß einer ob diese an schwedischen Reaktoren auftretenden Ereignisse auch irgendwo gelistet sind? Das würde mich interessieren.
Schweden ist nicht nur ein Land - das ist ein Virus
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Re: Kernkraft in Schweden
Hier laufen alle Fäden zusammen und hier werden die offiziellen Statistiken veröffentlicht. Sicherheitsfragen sind natürlich immer relativ und Probleme werden auch in Schweden gerne vertuscht.
www.stralsakerhetsmyndigheten.se
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- Petergillarsverige
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Re: Kernkraft in Schweden
Tack! Das schaue ich mir in Ruhe an.
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Re: Kernkraft in Schweden
@Petergillarsverige
Ich habe in den 70er und 80er Jahren sehr viele Reportagen über Kernkraft geschrieben, Forschungsanlagen besucht, war in den Werken und habe Kernphysiker interviewt und bereits damals eine Sache festgestellt: Kritiker wurden eiskalt abserviert. Ich hatte einen Kernphysiker aus Bonn, der nicht nur die Anlagen mit entwickelte, sondern nebenbei einige Sicherheitslücken dokumentiert hatte. Als er sie veröffentlichen wollte (dazu braucht man die Genehmigung der Uni und des Betreibers!) wurde er aller Ämter enthoben. Wie kann man dann heute mehr Vertrauen in eine Technik bekommen, wo die Abschottung noch grösser ist?
Damals konnte ich mit Presseausweise ohne Probleme reden mit wem ich wollte, wenn ich heute jemanden von Ringhals interviewen will, dann geht das ausschliesslich über die Pressestelle und mit jemanden, den mir der Betreiber zuordnet. Besichtigungen und fotografieren ist ebenfalls nur in ganz bestimmten Teilen erlaubt. Ist das Öffentlichkeitsarbeit? Nicht für mich.
Und wie es das Schicksal so will, habe ich heute mit einem Chef von Vattenfall (und den Entwicklern der Volvo-Hybridautos) zu Mittag (lunch) gegessen, da ich die ganze Energieklicke bei einem Energiekongress traf. Wir sprachen natürlich über Kernkraft in Japan, Deutschland und Schweden. Sicher kann ich vieles aus solchen Gesprächen nicht veröffentlichen, da es vertrauliche Gespräche sind, aber Du kannst mir glauben, dass auch sämtliche Vertreter Vattenfalls wissen, dass KEIN Kernkraftwerk zu 100% sicher ist. Sie kennen die Lücken und Fehler. Aber so lange der Bürger nicht bereit sind die Energieprobleme anders zu sehen und ihr Verhalten grundsätzlich ändern, sondern erwarten, dass Strom aus der Dose kommt und ein Auto 230 fahren muss, so lange wird mit dem Leben dieser Leute gespielt, weil die Energie von irgendwo herkommen muss.
Auch in Japan waren es nicht Erdbeben und Tsunami, die zu den Problemen führten, sondern eine Verkettung von unvorhergesehenen Ereignissen, denn die Kernkraftwerke brauchten selbst Strom und Wasser. Unvorhergesehene Ereignisse kann es überall auf der Welt geben.
Ich habe in den 70er und 80er Jahren sehr viele Reportagen über Kernkraft geschrieben, Forschungsanlagen besucht, war in den Werken und habe Kernphysiker interviewt und bereits damals eine Sache festgestellt: Kritiker wurden eiskalt abserviert. Ich hatte einen Kernphysiker aus Bonn, der nicht nur die Anlagen mit entwickelte, sondern nebenbei einige Sicherheitslücken dokumentiert hatte. Als er sie veröffentlichen wollte (dazu braucht man die Genehmigung der Uni und des Betreibers!) wurde er aller Ämter enthoben. Wie kann man dann heute mehr Vertrauen in eine Technik bekommen, wo die Abschottung noch grösser ist?
Damals konnte ich mit Presseausweise ohne Probleme reden mit wem ich wollte, wenn ich heute jemanden von Ringhals interviewen will, dann geht das ausschliesslich über die Pressestelle und mit jemanden, den mir der Betreiber zuordnet. Besichtigungen und fotografieren ist ebenfalls nur in ganz bestimmten Teilen erlaubt. Ist das Öffentlichkeitsarbeit? Nicht für mich.
Und wie es das Schicksal so will, habe ich heute mit einem Chef von Vattenfall (und den Entwicklern der Volvo-Hybridautos) zu Mittag (lunch) gegessen, da ich die ganze Energieklicke bei einem Energiekongress traf. Wir sprachen natürlich über Kernkraft in Japan, Deutschland und Schweden. Sicher kann ich vieles aus solchen Gesprächen nicht veröffentlichen, da es vertrauliche Gespräche sind, aber Du kannst mir glauben, dass auch sämtliche Vertreter Vattenfalls wissen, dass KEIN Kernkraftwerk zu 100% sicher ist. Sie kennen die Lücken und Fehler. Aber so lange der Bürger nicht bereit sind die Energieprobleme anders zu sehen und ihr Verhalten grundsätzlich ändern, sondern erwarten, dass Strom aus der Dose kommt und ein Auto 230 fahren muss, so lange wird mit dem Leben dieser Leute gespielt, weil die Energie von irgendwo herkommen muss.
Auch in Japan waren es nicht Erdbeben und Tsunami, die zu den Problemen führten, sondern eine Verkettung von unvorhergesehenen Ereignissen, denn die Kernkraftwerke brauchten selbst Strom und Wasser. Unvorhergesehene Ereignisse kann es überall auf der Welt geben.
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Re: Kernkraft in Schweden
Willst du sagen, dass die Probleme, die jetzt enstanden sind auch ohne Erdbeben und Tsunami entstanden wären?goteborgcity hat geschrieben:
Auch in Japan waren es nicht Erdbeben und Tsunami, die zu den Problemen führten, sondern eine Verkettung von unvorhergesehenen Ereignissen, denn die Kernkraftwerke brauchten selbst Strom und Wasser. Unvorhergesehene Ereignisse kann es überall auf der Welt geben.
Besser als Jahre der Unwissenheit ist ein Tag der Einsicht
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Re: Kernkraft in Schweden
Nicht dieses Mal, aber niemand hat mit einem Erdbeben dieser Stärke gerechnet, obwohl man wusste, dass jede Stärke möglich ist.
Was ich sagen will ist, dass ein Stromausfall und der Ausfall des Kühlsystems die Ursache war, etwas, was auch ohne Tsunami und Erdbeben geschehen kann, denn es gibt auch terroristische Anschläge, unverhergesehene Ereignisse und vieles mehr. Eine terroristische Gruppe hat zur Zeit, z.B., noch keine Waffen, die durch den Stahlmantel eines Kraftwerks dringen, aber ist das nicht nur eine Frage der Zeit? Und müssen sie das überhaupt? Reicht es nicht Stromzufuhr und Wasser zu kappen?
Eine Gefahr kann von sehr unterschiedlichen Seiten kommen und ist oft unvorhergesehen und uneinplanbar!
Natürlich halte ich es für unmöglich von heute auf morgen die Kernkraftwerke abzuschalten, davon abgesehen, dass man nicht weiss wie man radioaktiven Abfall sichern lagern kann. Aber warum bentötigte man die Kernkraftwerke? Weil der Bürger nicht gelernt hat Energie sinnvoll anzuwenden. In Europa ist der Ausstoss an CO2 pro Person und Jahr im Schnitt bei über 20 Tonnen, in Bangladesh nicht einmal bei einer Tonne. Sinnvolle Architektur, sinnvoller Strassenverkehr und andere Mittel können den Ausstoss in Europa auf etwa 5 bis 10 Tonnen reduzieren, aber die Industriegesellschaft ist es gewohnt energieverschleudernd zu bauen, Geräte auf Standby zu lassen, schnell zu fahren, Lebensmittel wegzuwerfen und und und. Deswegen brauchen wir Kernkraft und nehmen die entsprechenden Risiken in Kauf. Tschernobyl und die Probleme in japan werden daran nicht viel ändern.
Ich habe vor kurzem ein energieneutrales Haus besucht, einen Prototyp, aber obwohl die Kosten kaum höher sind als für ein "normales" Haus, es gibt bisher keine Privatkunden. Und die Gebäude, die in Europa bisher zumindest in diese Richtung gehen kannst Du noch an zwei Händen zählen.
All dies sind Gründe, die Kernkraft nötig machen und die sie bereits nötig machten, als Kernphysiker noch vor einer übereilten Entscheidung warnten, da gebaut wurde bevor die Technik und die Kenntnisse es eigentlich zuliessen.
Was ich sagen will ist, dass ein Stromausfall und der Ausfall des Kühlsystems die Ursache war, etwas, was auch ohne Tsunami und Erdbeben geschehen kann, denn es gibt auch terroristische Anschläge, unverhergesehene Ereignisse und vieles mehr. Eine terroristische Gruppe hat zur Zeit, z.B., noch keine Waffen, die durch den Stahlmantel eines Kraftwerks dringen, aber ist das nicht nur eine Frage der Zeit? Und müssen sie das überhaupt? Reicht es nicht Stromzufuhr und Wasser zu kappen?
Eine Gefahr kann von sehr unterschiedlichen Seiten kommen und ist oft unvorhergesehen und uneinplanbar!
Natürlich halte ich es für unmöglich von heute auf morgen die Kernkraftwerke abzuschalten, davon abgesehen, dass man nicht weiss wie man radioaktiven Abfall sichern lagern kann. Aber warum bentötigte man die Kernkraftwerke? Weil der Bürger nicht gelernt hat Energie sinnvoll anzuwenden. In Europa ist der Ausstoss an CO2 pro Person und Jahr im Schnitt bei über 20 Tonnen, in Bangladesh nicht einmal bei einer Tonne. Sinnvolle Architektur, sinnvoller Strassenverkehr und andere Mittel können den Ausstoss in Europa auf etwa 5 bis 10 Tonnen reduzieren, aber die Industriegesellschaft ist es gewohnt energieverschleudernd zu bauen, Geräte auf Standby zu lassen, schnell zu fahren, Lebensmittel wegzuwerfen und und und. Deswegen brauchen wir Kernkraft und nehmen die entsprechenden Risiken in Kauf. Tschernobyl und die Probleme in japan werden daran nicht viel ändern.
Ich habe vor kurzem ein energieneutrales Haus besucht, einen Prototyp, aber obwohl die Kosten kaum höher sind als für ein "normales" Haus, es gibt bisher keine Privatkunden. Und die Gebäude, die in Europa bisher zumindest in diese Richtung gehen kannst Du noch an zwei Händen zählen.
All dies sind Gründe, die Kernkraft nötig machen und die sie bereits nötig machten, als Kernphysiker noch vor einer übereilten Entscheidung warnten, da gebaut wurde bevor die Technik und die Kenntnisse es eigentlich zuliessen.
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- Abborre
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Re: Kernkraft in Schweden
Hej Herbert,
ich kann mich Deinen Worten nur anschließen, Du triffst den Nagel auf den Kopf!
Wir werden alle umdenken müssen.
Atomkraft ist eine Technik, die nicht zu beherrschen ist- die Entsorgung des Atomschrottes bis heute nicht geklärt und ein einziges Desaster.
Eine Atomkatastrophe wie in Japan ist auch in Europa möglich (vielleicht aufgrund anderer Ursachen), leider musste erst diese japanische Apokalypse geschehen damit einige unserer Politiker so langsam wach werden.
Es muß sich aber erst noch zeigen, ob dies wirklich eine Kehrtwende in der Energiepolitik darstellt- ich befürchte zur Zeit handelt es sich nur um Wahlkampftaktik oder es geht schlichtweg darum das Volk zu beruhigen...
....wir sprechen uns nochmal in 3 Monaten.
Fakt ist leider auch, daß es nicht möglich ist alle Atomkraftwerke auf einmal abzuschalten. Einen konsequenten und geplanten Ausstieg innerhalb der nächsten 10 Jahre halte ich aber für realistisch wenn das Bewußtsein in der Bevölkerung heranwächst, daß jeder von uns seinen Teil dazu beitragen muß.
Dazu gehört übrigens auch, daß wir uns mit dem Bau von Windkraftanlagen anfreunden müssen- auch wenn sie vor der eigenen Haustüre stehen.
Jörg
ich kann mich Deinen Worten nur anschließen, Du triffst den Nagel auf den Kopf!
Wir werden alle umdenken müssen.
Atomkraft ist eine Technik, die nicht zu beherrschen ist- die Entsorgung des Atomschrottes bis heute nicht geklärt und ein einziges Desaster.
Eine Atomkatastrophe wie in Japan ist auch in Europa möglich (vielleicht aufgrund anderer Ursachen), leider musste erst diese japanische Apokalypse geschehen damit einige unserer Politiker so langsam wach werden.
Es muß sich aber erst noch zeigen, ob dies wirklich eine Kehrtwende in der Energiepolitik darstellt- ich befürchte zur Zeit handelt es sich nur um Wahlkampftaktik oder es geht schlichtweg darum das Volk zu beruhigen...
....wir sprechen uns nochmal in 3 Monaten.
Fakt ist leider auch, daß es nicht möglich ist alle Atomkraftwerke auf einmal abzuschalten. Einen konsequenten und geplanten Ausstieg innerhalb der nächsten 10 Jahre halte ich aber für realistisch wenn das Bewußtsein in der Bevölkerung heranwächst, daß jeder von uns seinen Teil dazu beitragen muß.
Dazu gehört übrigens auch, daß wir uns mit dem Bau von Windkraftanlagen anfreunden müssen- auch wenn sie vor der eigenen Haustüre stehen.
Jörg
- kapehei
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Re: Kernkraft in Schweden
Hej,
zu Oskarshamn kann ich noch folgendes beisteuern:
Die Reaktoren 2 und 3 werden zur Zeit nicht neu gebaut, sondern auf höhere Leistung gebracht. Dazu wird die Technik (Kühlsystem, Turbine u.a.) erneuert.
Das erklärt - auch - die langen Stillstandszeiten in den vergangenen Jahren.
Wer genaueres wissen möchte http://www.okg.se
Habe bei einer Firma gearbeitet, die laufend Monteure dorthin entsendet.
zu Oskarshamn kann ich noch folgendes beisteuern:
Die Reaktoren 2 und 3 werden zur Zeit nicht neu gebaut, sondern auf höhere Leistung gebracht. Dazu wird die Technik (Kühlsystem, Turbine u.a.) erneuert.
Das erklärt - auch - die langen Stillstandszeiten in den vergangenen Jahren.
Wer genaueres wissen möchte http://www.okg.se
Habe bei einer Firma gearbeitet, die laufend Monteure dorthin entsendet.
Real Photo 2009
Allt kommer bli bra
vi ses Karsten
"Orwell irrte: man braucht keinen totalitären Staat zur Totalüberwachung.
Denn alle loggen sich freiwillig darin ein."
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Allt kommer bli bra
vi ses Karsten
"Orwell irrte: man braucht keinen totalitären Staat zur Totalüberwachung.
Denn alle loggen sich freiwillig darin ein."
- Petergillarsverige
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Re: Kernkraft in Schweden
Umdenken, nun, Wir in Deutschland brauchen 7300 kWh Strom pro Jahr. Ihr in Schweden 16.000 kWh
Schweden ist nicht nur ein Land - das ist ein Virus
Re: Kernkraft in Schweden
Oops!
Ist das ein Tippfehler, oder braucht "der Schwede an sich" damit mehr als doppelt so viel Strom pro Person wie "der Deutsche als solcher"?Petergillarsverige hat geschrieben:in Deutschland brauchen 7300 kWh Strom pro Jahr. Ihr in Schweden 16.000 kWh
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